Ökumenisches Orgelseminar
Bunt trifft spanisch!
Begonnen wurde die Vormittagseinheit des ökumenischen Orgelseminars in der auf einem Hügel über Vöcklabruck im ältesten Teil der Stadt liegenden Wallfahrtskirche Maria Schöndorf, deren 2010 eingeweihte Orgel mit 28 Registern und 1580 Pfeifen sowie einem sehr bunten Prospekt aus der Werkstatt des Bludenzer Orgelbauers Christoph Enzenhofer (*1949) stammt. Nach einer kleinen Stärkung bei Kaffee und Kuchen ging es in der evangelischen Pfarrkirche Vöcklabruck weiter. Dort stellte Organist Bernd Geißelbrecht die in dieser Friedenskirche beherbergte Orgel von Gerhard Schmid (1925-2004) aus Kaufbeuren im Allgäu aus dem Jahr 1981 mit ihren 22 Registern (darunter auch spanische Trompeten) vor.
Auf dem Programm standen Werke von Karl-Heinz Höne (1924-2008), Jon Laukvik (*1952), Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901), Johann Christian Heinrich Rinck (1770-1846), Heinrich Scheidemann (um 1596-1663), Johann Speth (1664-nach 1719) und Matthias Thomaser (*1959) sowie Intonationen und kurze Vorspiele zu den Chorälen "Ach, bleib mit deiner Gnade" (EG 347 / GL 436), "Bewahre uns Gott" (EG 171 / GL 453), "Gott liebt diese Welt" (EG 409 / GL 464) und "Dank sei dir, Vater" (EG 227 /GL 484). Pop-jazzige Schemata für Intonationen wurden da ebenso ausprobiert wie so manches "Kochrezept" für's Improvisieren.
Noch mehr Bilder vom Orgelseminar gibt's in der Bildergalerie.
Tipps und Tricks für alle!
Referent Wolfgang Kreuzhuber und Referentin Franziska Leuschner gaben in der "Wohlfühloase Orgel" praxisnahe Tipps und Tricks für Literaturspiel und Improvisation – all das mit viel Humor und Freude, mit viel Wertschätzung und Klarheit. Die Tipps für die aus Krankheitsgründen etwas kleinere Gruppe reichten dabei von Registrierungen über Artikulation bis hin zu Übetechniken. Wolfgang Kreuzhuber verriet zum Beispiel, was man so in seine "Improvisations-Library" stellen könnte oder was man bei einem "Tonsatz-Kaffee" ganz detailliert besprechen muss. Er erzählte auch, wie wichtig es ist, ein gutes Thema zu wiederholen (denn: "Ein Mal ist kein Mal..."), es beim nächsten Mal aber auszubauen oder zu variieren – der Vergleich mit einem Witz erschloss das allen sofort. Auch Franziska Leuschner hatte passende Vergleiche parat: Der stumme Fingerwechsel müsse so elegant und weich sein wie der Sprung einer Katze – denn bei dieser habe man stets das Gefühl, sie sei an zwei Orten gleichzeitig. Und bei so manchem Werk von Rheinberger lautet die Devise "Ausspielen und genießen", wie Franziska Leuschner erklärte: "Bei diesem Werk muss man ins Zimmer hineinschleichen – anstatt wie bei Speth zu sagen: 'Hier bin ich!'".
Con moto oder doch kommod?
Anekdoten und Witzreiches gab’s en passant auch – das verraten schon die Wortspiele "lechts oder rincks" oder "je spether der Abend, desto frieder der Rheinberger". Oder die Überlegung, inwieweit "con moto" mit dem oberösterreichischen "kommod" verwandt ist oder dass Johann Nepomuk David mal ein Stück mit der Bezeichnung "mit Unlust" überschrieben hat. Gar keine Unlust war hingegen bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu spüren, denn: kurzweilig und launig war das dritte ökumenische Orgelseminar zu jeder Zeit.
(sp)