Ökumenisches Orgelseminar
Organistinnen und Organisten – ökumenisch und weitgereist!
Ob Linzer Raum, Wels, Traunviertel, Hausruckviertel oder Mühlviertel – aus verschiedenen Teilen des Landes erfolgte die Anreise nach Eferding zum ökumenischen Orgelseminar mit Wolfgang Kreuzhuber und Franziska Leuschner.
Die Vorstellrunde zu Beginn verriet außerdem, dass die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur in einer Kirche ihren Dienst an der Orgel versehen – teilweise sogar in evangelischen und katholischen Kirchen. Wenn das nicht gelebte Ökumene ist...
Erkundung barocker und romantischer Stilwelten
Unterschiedliche Spielarten für pneumatische und mechanische Orgeln wurden mit entsprechender Literatur vorgestellt.
Begonnen wurde mit der pneumatischen Breinbauer-Orgel in der katholischen Kirche Eferding – Wolfgang Kreuzhuber erklärte das Prinzip von pneumatischen Orgeln mit Augenzwinkern: „Man drückt auf die Taste und Gott entscheidet, wann der Ton kommt.” – Als der erste Organist sich mit einem Choralvorspiel an die Orgel wagte, hieß es drum erst mal: „Alles Gute!”. Daneben standen zwei Werke von Rinck (Andante und Fughetta) und ein Präludium von Adolf Hesse zur Auswahl für diese romantische Orgel. Romantische Orgeln haben gegenüber Barockorgeln den Vorteil, dass man mehr zusammenmischen kann – und den Nachteil, dass man mehr zusammenmischen muss...
Für die mechanische Felsberg-Orgel in der evangelischen Kirche Eferding stand neben Walthers „Christus, der ist mein Leben” und Herons „Voluntary in G” auch der evangelische Choral schlechthin auf dem Programm: „Ein feste Burg ist unser Gott”. Franziska Leuschner stellte den Komponisten Binder als „Ökumene in Person” vor. Ob Binder als Organist der Dresdner Hofkirche sich getraut hat, das in der katholischen Kirche Dresdens zu spielen, nachdem die Hofkirche durch August den Starken katholisch geworden, das restliche Umland aber evangelisch geblieben war...?
Anekdoten und Witzreiches gab’s en passant auch: ob die Geschichte des Dresdner Hoforganisten Binder oder die Geschichte von Cesar Franck, bei dem im Improvisationsunterricht auch einmal Schlüssel durch den Raum flogen.
Tipps und Tricks zum Üben, Registrieren, Artikulieren
Von beiden Referenten gab es Tipps und Tricks rund um Registrierungen, Artikulation oder Übetechniken. Leuschners Hinweise zu „Staccatopunkte bedeuten nicht immer Staccato...”, anderen Möglichkeiten der Artikulation auf der Orgel, der Variation gleicher Teile, der Arbeit aus einem Motiv heraus, technischen Hilfestellungen wie Handhaltung oder Fingersätze wurden dabei ebenso interessiert aufgenommen wie Kreuzhubers Darstellung der theologischen Bedeutung von Synkopen bei Bach, der Verdeutlichung des Unterschieds zwischen dem Notenwert an sich und dem musikalischen Wert. Kurzweilig und launig war das Seminar zu jeder Zeit.
Darüber verrieten die Referenten auch, wie man das Üben etwas „entstressen” kann: da ist neben der Temporeduktion (oder wie Kreuzhuber formulierte: „Gib dem Hirn eine Chance!”) auch das getrennte Üben von rechter Hand, linker Hand und dem Pedal zu nennen.
Registrierungen wurden mit Gewürzen in der Küche verglichen. Beim Stück von Rinck holte man drum gleich mal Ideen von den Teilnehmenden ein, was man da jetzt an Gewürzen nehmen könnte… beim Kochen nähme man schließlich auch nicht alle, sondern eine Auswahl. Und man merke stets genau: „Da fehlt noch was!”
Besonders spannend war es, wenn die beiden Referenten die Stücke musikalisch erschlossen – zum Beispiel beim Rinck-Stück, bei dem Kreuzhuber die Grundidee des fallenden Dreiklangs aufzeigte und den harmonischen Aufbau mit seinen musikalischen Brennpunkten verdeutlichte: von f-Moll geht’s über die Paralleltonart As-Dur und die zugehörige Dominante C-Dur schließlich wieder zurück nach f-Moll. Oder übersetzt: von „Heute ist Samstag, das Wetter ist schön und wir müssen drinnen sitzen...” hin zu „Es ist Samstag und wir dürfen so was Schönes spielen...” zurück zu „Und es ist doch Samstag...”. – Mit diesem Bewusstsein erklang das Stück dann plötzlich ganz anders. Spannung und Entspannung. Lösung und Erlösung. Und der Hinweis von Wolfgang Kreuzhuber: „Also, ich würd mich das einfach trauen...”
Orgelführungen – für Erwachsene und für Kinder!
Als Reaktion auf das erste ökumenische OrganistInnentreffen im Herbst 2015 stellten Wolfgang Kreuzhuber und Franziska Leuschner nach dem Mittagessen schließlich noch das Thema Orgelführungen in den Fokus: Wie plant man eine solche? Welche Elemente sind sinnvoll? Und was muss man berücksichtigen, wenn die Zielgruppe Kinder oder Jugendliche sind?
Kreuzhuber machte zunächst eine exemplarische Orgelführung für die Teilnehmenden, während Franziska Leuschner anschließend Spezifisches für Kinder und Jugendliche ergänzte… nicht zu vergessen die Orgelmaus und den Holzwurm Rudi als Orgelführungsmodelle für Kinder.
Viel Neues und Lust auf Ausprobieren
Am Nachmittag ging man bestens gelaunt – und mit viel Wissen aufgetankt – auseinander: durchgängig gab’s zu vernehmen, dass man viel Neues erfahren hatte und sich auf die Umsetzung des Gehörten „zuhause” freue.
Mehr Bilder vom ökumenischen Orgelseminar in Eferding gibt's hier...
(sp)