Rheinbergers "Messe in f"
Musiziert wurde Josef Gabriel Rheinbergers "Messe in f", op. 159, vom Chor des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz unter der Leitung von Chorleitungslehrer Andreas Peterl und Direktor Wolfgang Kreuzhuber an der Pflüger-Chororgel. Zum Auszug bot Orgellehrer Heinrich Reknagel noch Klänge von Théodore Dubois ("Grand Chorus") an der Rudigierorgel.
Gedanken rund um das Danach – und den Gott der Lebenden!
Zelebriert wurde der Gottesdienst von Bischofsvikar Johann Hintermaier, der sich in seiner Predigt zum Lukas-Evangelium (Lk 20,27-38) mit den unsinnigen Fragen der Sadduzäer beschäftigte – sie erwarteten schließlich keine Antwort, sondern wollten Jesus nur lächerlich machen. Weiters nahm Hintermaier Bezug auf den Vers "Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden" (Lk 20,38) und rückte die Frage ins Zentrum, was denn einmal danach sein wird, wie diese Heimat aussehen könne – sie sei (um es biblisch zu betrachten) vor allem "gut". Und nicht zuletzt sei es darum tröstlich, dass "nicht alles an uns hängt, sondern wir in Gottes Hand fallen, wenn wir uns mal hängen lassen".
Einen besonderen Eindruck hinterließ beim Zelebranten das "Et incarnatus est" aus dem Credo. Tief bewegt betonte Hintermaier in seinen Dankesworten den Zusammenhang zwischen dem Passus "Und er ist Mensch geworden..." und dem gesungenen Wort der "menschlichen Stimmen".
Ein Schlussstein der Rheinbergerschen Musica Sacra!
Der Weg des 1839 in Vaduz geborenen Josef Gabriel Rheinberger führte von den Liechtensteiner Bergen bis in die Weltstadt München, in der er Hofkapellmeister des für seine Exzentrik berühmten Königs Ludwig II. wurde. Am Münchner Konservatorium war Rheinberger auch als Kompositionslehrer u.a. von Engelbert Humperdinck, Wilhelm Furtwängler oder Horatio Parker tätig, bis er schließlich 1901 in München starb.
Bei der aufgeführten Messe handelt es sich um eine romantische Messe mit vorwiegend lyrischem Charakter. Dieses Werk zählt außerdem zum Typus der orgelbegleiteten Messe, den der Komponist wesentlich geprägt hat. Während in Rheinbergers frühen Messen A-cappella-Kompositionen vorherrschten, finden sich im späteren Schaffen des Komponisten viele Messen für gleiche oder gemischte Stimmen mit Orgelbegleitung. Die Messe mit Orgelbegleitung ist so mit Musikwissenschaftler Hans-Josef Irmen gesprochen "Zielpunkt und Schlußstein der Rheinbergerschen Musica Sacra".
Eine Sonderrolle nimmt das Gloria ein – dieses hatte Rheinberger bereits zwei Jahre vor Entstehen der Messe (1889) im Mai 1887 als Einlage für eine Messe ohne Gloria („Missa ferialis“) von Caspar Ett geschrieben: es ist überwiegend im Note-gegen-Note-Stil komponiert und wirkt so im Vergleich mit Kyrie, Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei schlichter und knapper.
Quellenangabe:
Hochstein, Wolfgang (2004): Nachwort. In: Josef Gabriel Rheinberger: Messe in f, op. 159. Leinfelden-Echterdingen: Carus Verlag. S. 28. URL: https://www.carus-verlag.com/chor/geistliche-chormusik/josef-gabriel-rheinberger-missa-in-f.html
Irmen, Hans-Josef (1970): Gabriel Josef Rheinberger als Antipode des Cäcilianismus. In: Studien zur Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts, Band 22. Regensburg: Gustav Bosse Verlag. S. 178.
(sp)