SeelenGRUND
"Seelen zu verkaufen" oder "Seelen im Angebot" – in Schwaben wundert sich niemand über diese Werbung in einer Auslage oder den Hinweis in einem Flugblatt. Hierzulande allerdings fragt man sich vielleicht, ob da etwa Mephistopheles zugange ist...
Bei der "Seele" handelt es sich um ein baguetteartiges Weißbrotgebäck aus Weizen bzw. Dinkel, das aus der schwäbischen Küche stammt. Die schwäbische Seele – vielleicht eine Verbindung aus italienischem Ciabatta und französischem Landbrot. Und diese "Seele" lässt sich auch leicht beschreiben: außen knusprig, innen luftig. Ihre Form ist oval bis länglich, mit Kümmel (oder Sesam) und Salz ist sie bestreut. Während man das Geheimnis der "Seele" vermutlich nie ganz zu ergründen vermag, ist bei der essbaren "Seele" das Geheimnis relativ leicht zu lüften.
Doch warum heißt das Gebäck überhaupt "Seele"? Der Ursprung des Namens wird mit dem Allerseelentag in Verbindung gebracht. Mit der Bewirtung der "armen Seelen" – zum Beispiel durch Brot und Wein auf den Gräbern - hoffte man auf guten Erntesegen und Gesundheit im darauffolgenden Jahr. In der christlichen Umdeutung des Totenbrauchtums wurde das Brot zur milden Gabe an Kinder, Alte, Arme und Bedürftige. Aus dem "Allerseelenbrot" entwickelte sich schließlich die Kurzform "Seele". Früher wurden Seelen nur am Allerseelentag gebacken und gegessen, seit vielen Jahrzehnten haben sie in schwäbischen Bäckereien aber schon das ganze Jahr Saison.
Daneben existiert auch die volkstümliche Erklärung, dass ein Bäcker während des dreißigjährigen Krieges im oberschwäbischen Ravensburg das Gelübde ablegte, jeder "armen Seele"(gemeint waren Bettler) jedes Jahr zu Allerseelen ein Brot zu schenken, wenn die Pest nur an Ravensburg vorbeiziehen würde. Und daraus sollen sich dann die "schwäbischen Seelen" entwickelt haben...
Genug erklärt: Wie wär's also mal mit einer "Seele" für eine "gute Seele"?
Download: Schwäbische Seelen (PDF)
Quellenangabe:
Lawrenz, Petra (2010): Gute Seelen wollen ihre Ruhe haben. In: Schwäbische Zeitung, 9. Oktober 2010.
Lawrenz, Petra (2010): Milde Gabe für Arme und Kinder. In: Schwäbische Zeitung, 9. Oktober 2010.
o.A. (2017): Schmeck den Süden: Seelen. URL: http://www.schmeck-den-sueden.de/spezialitaet/seelen/ [Stand: 03/2017]