GRUNDgefühl
Ihre Weltcupkarriere dauerte "nur" fünf Jahre. Doch diese fünf Jahre haben die aus dem Salzburgischen stammende Athletin zur Legende gemacht: Petra Kronberger.
Sie ging in die Geschichte als erste alpine Skirennläuferin ein, die Siege in allen fünf Disziplinen erringen konnte. Daneben gewann sie drei Mal hintereinander den Gesamtweltcup (1990-1992) und wurde 1991 Abfahrtsweltmeisterin in Saalbach sowie 1992 Doppelolympiasiegerin in Albertville. Im Interview verrät die Salzburgerin, die inzwischen als Konsulentin für den Damensport beim Österreichischen Skiverband tätig ist, aber auch mehr über ihre Begeisterung für Kunst, Literatur, Musik und Spiritualität.
Mit welchem Gefühl blicken Sie auf Ihre sportliche Karriere zurück?
Mit einem schönen, dankbaren, einem manchmal noch immer „kaum zu glauben“ Gefühl.
Sie haben Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Wie wurde eigentlich Ihr Interesse für die Geisteswissenschaften geweckt?
Bereits während der Skikarriere wollte ich studieren. Ich las schon immer gerne Bücher und war sehr an den einzelnen Kunst- und Architekturepochen interessiert. Ich wollte wissen, warum, wann, wo gebaut wurde. Zudem faszinierte mich der Besuch von Ausstellungen zunehmend, da es mein Inneres berührte und mich anders aus dem Museum oder der Galerie hinausgehen ließ, als ich hineingegangen war.
Haben Sie die Möglichkeit, Ihre Berufung zu Sport und Kultur auch heute miteinander zu verbinden?
Am Größten war die Möglichkeit, als ich bei der Ski-WM 2013 mit dem Bereich Kultur & Zeremonien beauftragt wurde. Da konnte ich sehr viel aus meiner sportlichen Vergangenheit mitnehmen und es mit dem erworbenen Wissen durch das Kunstgeschichte-/Germanistikstudium kombinieren. Derzeit bin ich eher auf den Sport konzentriert, aber wer weiß, vielleicht ergibt sich wieder eine Gelegenheit, beides unter einen Hut zu bringen. Kunst und Musik faszinieren mich nach wie vor ebenso wie der Sport.
Bei der Ski-Weltmeisterschaft in Schladming 2013 waren Sie für Kultur und Zeremonien zuständig – unter anderem gab’s dort auch einen ökumenischen Sportgottesdienst. Wie wichtig ist Ihnen Ökumene? Und was bedeutet eigentlich Spiritualität für Sie?
Es hat mich damals wirklich sehr gefreut, dass eine Ökumene zustande kam. Vor allem auch, weil die Pfarrer der beiden Kirchen so aktiv und offen dafür waren. Der Kirchenraum war damals „gesteckt voll“. Die Menschen mochten wohl das Miteinander, die Ökumene und die wundervolle Kirchenmusik. Das war äußerst berührend.
Spiritualität bedeutet mir sehr viel im Leben. Ohne sie wäre das Leben nur halb so erfüllend. An das Unsichtbare, Unbeschreibbare, Große, Omnipräsente zu glauben, das macht mich demütig und dankbar.
Sie sind seit Herbst 2015 als Konsulentin Damensport beim Österreichischen Skiverband. Wie geht es Ihnen inzwischen mit Ihrer Aufgabe?
Ich merke, dass ich immer besser hineinwachse, allmählich etwas Wurzeln schlage. Die Aufgaben, die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, werden mir vertrauter. Die Tätigkeit ist faszinierend und herausfordernd zugleich. Jeder Tag bringt etwas Neues, jede Athletin ist anders, Sieg, Niederlage, Verletzung liegen so nahe beieinander. Es ist spannend zu sehen, wie Menschen damit umgehen, hart an sich arbeiten, auf ihre Art das Leben meistern.
Die wenigsten wissen, dass Sie eine große Liebe zur Musik haben und leidenschaftliche Sängerin sind. Wie sind Sie überhaupt zum Singen gekommen?
Als ich noch in der Volksschule war, sang ich sehr gerne und spielte Blockflöte. Das konnte ich während der Skikarriere nicht mehr fortsetzen. Doch die Sehnsucht blieb. Irgendwann getraute ich mich, bei einem Chor, es war damals der Salzburger Domchor unter der Leitung von Prof. János Czifra, anzufragen. Dankenswerterweise durfte ich es sofort versuchen und schließlich auch bleiben. Das war der Anfang des Singens.
Was bedeuten Ihnen die (Kirchen-)Musik und das Singen? Welche Gefühle erleben Sie beim Musizieren?
Beim Singen kann ich ganz bei mir sein. Mich nur auf das Singen, die Intonation, die Töne, den Rhythmus konzentrieren. Es durchdringt den ganzen Körper, kann mich in Text und Musik gefühlsmäßig hineinversetzen. Und ich mag es sehr, sozusagen „im Team“ zu singen. Eben nicht alleine wie beim Skirennlauf, sondern die Musik gemeinsam leben und erleben.
Wenn Sie an die bevorstehende Passions- und Osterzeit denken – gibt es ein musikalisches Werk, das Sie besonders berührt und das für Sie die Botschaft besonders gut zum Ausdruck bringt? Und wenn ja, warum?
Ein Lied, welches mich besonders anspricht, ist das „Abendlied“ von Josef Rheinberger. So einfach komponiert und vielleicht gerade deswegen das Herz tief berührend. Dieses Flehen „Bleib bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget“, drückt eine unglaubliche Sehnsucht aus, die so innig und gleichzeitig so zurückhaltend gesungen wird.
Für mich ist es eine Botschaft der Liebe, die aus dem Herzen kommt, und der Gewissheit, dass die Liebe immerwährend ist.
Quellenangabe:
Foto: Petra Kronberger. © KADA/privat.