GRUNDeinstellung
Fotografieren. Eine einzigartige Schule des Sehens. Eine Einladung, die Welt anders wahrzunehmen. Eine Möglichkeit, die Sichtweise zu ändern. Eine Gelegenheit, zu erkennen, was wichtig und wesentlich ist.
Der französische Fotograf Henry Cartier-Besson hat einmal gesagt: "Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut." Überlegen wir also bei einem Foto, das uns länger als eine Sekunde in seinen Bann zieht: Was fasziniert mich an diesem Foto? Ist es das Motiv oder die Komposition? Ist es die Bildtechnik oder ist es die Geschichte? Warum fesselt mich genau dieses Foto so?
Mit solchen Überlegungen schulen wir den sogenannten "fotografischen Blick". Das meint nichts anderes, als dass das Auge trainiert ist, ein Motiv zu erkennen und interessant in ein Foto umzusetzen.
Was für Fotos gilt, gilt auch für Leben: Was ist das Motiv, auf das ich die Aufmerksamkeit lenken will? Welche Bildbereiche fokussiere ich? Gibt es Leerraum und Unschärfe auf dem Bild, die helfen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren? Wie distanziert oder nah ist mein Blick? Aus welchem Blickwinkel treffe ich die Aussage am besten? Ist Farbe oder Schwarzweiß besser? Wie verhalten sich Lichter und Schatten? Steht Dynamik oder Ruhe im Fokus? Wie wirken einzelne Elemente aufeinander? Und was soll ausgeblendet werden?
Wie wäre es, beim nächsten Foto an diese Analogie der GRUNDeinstellungen zu denken – nämlich genau dann, wenn "das eine Auge des Fotografen weit geöffnet durch den Sucher [schaut], das andere, das geschlossene, in die eigene Seele [blickt]" (Henry Cartier-Besson).