HIMMELsleiter
Die biblische Geschichte von Jakob und der Himmelsleiter (1 Mose 28,10-22) kennen Sie vermutlich alle. Der Reformator Martin Luther soll in einer Weihnachtspredigt folgende Variation dieses Motivs erzählt haben:
„Es war einmal ein frommer Mann, der wollte schon in diesem Leben in den Himmel kommen.
Darum bemühte er sich ständig in den Werken der Frömmigkeit und Selbstverleugnung.
So stieg er auf der Stufenleiter der Vollkommenheit immer höher empor, bis er eines Tages mit seinem Haupte in den Himmel ragte.
Aber er war seht enttäuscht:
der Himmel war dunkel, leer und kalt.
Denn Gott lag auf Erden in einer Krippe.“
Auch wenn historisch nicht belegt ist, dass die Worte aus dem Munde des Theologen stammen, unbestritten ist die dahinter stehende Botschaft, die wir zu Weihnachten feiern: Gott ist Mensch geworden. Er ist herabgestiegen, er hat Angesicht angenommen, er hat unser Leben gelebt, er ist unseren Tod gestorben. Durch ihn und mit ihm ist der Himmel auf die Erde gekommen.
Durch diesen Perspektivenwechsel vermittelt Luthers Geschichte: Mit einem Blick zum Himmel kommt der himmelsuchende Mann wieder auf der Erde an. Und geht es nicht genau darum, die Verbindung zu Gott nicht aus den Augen zu verlieren und gleichzeitig den Blick auf unsere konkrete Lebenswelt und die Menschen in unserem Umfeld zu richten?