Rundfunkgottesdienst „con spirito“ aus dem Mariendom Linz
Musikalisch bildete das Jubiläum „30 Jahre Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese Linz mit Direktor Wolfgang Kreuzhuber“ den Rahmen des Rundfunkgottesdienstes, der österreichweit in ORF III und den ORF-Regionalradios übertragen wurde. Denn zum Abschied beschenkte der scheidende Direktor „sein“ Konservatorium mit zwei eigens für diesen Anlass geschaffenen Kompositionen, der „messa con spirito“ und dem Introitus „Lass dein Angesicht über uns leuchten, o Herr“, die der Chor des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz unter der Leitung von Andreas Peterl mit dem Komponisten an der Orgel im Rahmen des Gottesdienstes im Mariendom Linz uraufführte.
Wolfgang Kreuzhuber: „messa con spirito“ als Abschiedsgeschenk
Mit der „messa con spirito“ machte Wolfgang Kreuzhuber den Studierenden und Lehrenden des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz zum Ende seiner Ära als Direktor ein sehr persönliches, „klingendes“ Abschiedsgeschenk. Bereits nach den Endproben hatte Kreuzhuber freudig ausgerufen: „Oh yes, des wird.“ Und es wurde – und zwar eindrucksvoll, wie auch die Rückmeldungen nach dem Rundfunkgottesdienst aus ganz Österreich bestätigen. Ohrwurmverdächtig scheint die Messkomposition übrigens auch zu sein – so verriet beispielsweise Tonmeister Alois Hummer im ORF-Oberösterreich-Übertragungswagen nach der Generalprobe am Vorabend des Rundfunkgottesdienstes: „Jetzt habe ich einen Ohrwurm aus der ‚messa con spirito' ...“ Kein Wunder, selbst der Komponist erklärte grinsend am Samstag nach dem Durchlauf: „Das ist mir auch noch nie passiert, dass ich einen Ohrwurm von meiner eigenen Komposition habe …“ Damit meinte er die Vertonung des „Heilig“, die es nicht nur ihm selbst ganz besonders angetan hat, sondern im Laufe des Probens auch zum Lieblingsstück von Chorleiter Andreas Peterl und mehrerer Sängerinnen und Sänger des Chores avanciert ist – und das trotz Anfangsschwierigkeiten mit dem 7/8-Takt, der das „Heilig“ textausdeutend in schwebendem Charakter präsentiert. Kreuzhuber gab schmunzelnd auch das Bild preis, das er dem Chor beim Üben des 7/8-Takts als Illustration verraten hat: „Weil Engel wohl nicht im Dreivierteltakt tanzen, sondern den ganzen Tag hallelujasingend herumschwirren, habe ich mich beim Heilig' für den 7/8-Takt entschieden. Und zwei Mal versammeln sich die Engel dann zum Chorgebet – und singen in geordneten Rhythmen ihr Hosanna ...“
Wolfgang Kreuzhuber (*1957): messa con spirito – Heilig | Chor des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz (Leitung: Andreas Peterl) | Chororgel: Domorganist Wolfgang Kreuzhuber
Die Audioaufnahmen von der Generalprobe, auf denen der Tondichter Teile seiner Messe erstmals aus Perspektive der Feiergemeinde hörte, bereiteten Wolfgang Kreuzhuber große Freude – und er zeigte sich gegenüber „seinem“ Konservatorium dafür sehr dankbar: „Genau so habe ich’s mir im Kopf vorgestellt, als ich die ‚messa con spirito‘ geschrieben habe ...“ Welch schönes Kompliment aus dem Mund des Komponisten für den Chor des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz unter der Leitung von Andreas Peterl. Die Sängerinnen und Sänger bekamen eine Messe geschenkt – und schenkten ihrem Erschaffer eine engelsgleiche Interpretation zurück. Auch Dompfarrer Maximilian Strasser verlieh seiner Begeisterung für die Komposition nach der Liveübertragung im Rundfunk Ausdruck und rief Wolfgang Kreuzhuber nach dem Gottesdienst zu Recht auf: „Du solltest noch mehr Stücke komponieren!“
Maximilian Strasser: Musik als Vermittlerin von Hoffnung
Mit der großen Gemeinde im Linzer Mariendom feierten Dompfarrer Maximilian Strasser sowie Diakon Anton Birngruber. Bereits in seinen einführenden Worten dankte Dompfarrer Strasser unter Bezugnahme auf den heiligen Augustinus („Wer singt, betet doppelt.“) für 30 Jahre Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese Linz und die dort stattfindende „Bildung guter Kirchenmusiker:innen und für all das, was durch sie in dieser Zeit an Gutem geschieht“.
In seiner Predigt widmete sich Dompfarrer Maximilian Strasser schließlich zunächst einer Deutung der aus dem Tagesevangelium (Lk 10, 25–37) stammenden Beispielerzählung vom barmherzigen Samariter, die „[…] meistens gebraucht wird, um Nächstenliebe zu veranschaulichen – und so haben es wohl Jesus und auch Lukas beabsichtigt“. „Dass die Liebe aber eng mit Hoffnung zusammenhängt“, betrachtete Strasser als zweiten Aspekt dieser Geschichte, denn: „Etwas aus Liebe tun, schenkt dem anderen Menschen Zukunft. Es hat zur Folge, dass in ihm Vertrauen wächst und die Hoffnung gestärkt wird, die Hoffnung, dass alles einmal heil und das ganze Leben gut wird.“ Für Dompfarrer Strasser gehören Hoffnung und Liebe gerade in der Geschichte vom barmherzigen Samariter eng zusammen, denn: „In jeder handelnden Person – in der, die etwas gibt, und in der, die etwas empfängt, wird die Zuversicht gestärkt, dass einmal alles gut wird. Die Tat der Liebe schenkt Hoffnung. Und die Hoffnung befähigt uns, aus Liebe zu handeln.“
Anschließend schlug Dompfarrer Maximilian Strasser mit einer persönlichen Erinnerung an die zwei Kanones „Wo man singt, lass Dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder“ und „Himmel und Erde müssen vergehen, aber die Musici, aber die Musici bleiben bestehen“ aus seiner Schulzeit den Bogen zum Musizieren, denn: „Musizieren vermittelt Hoffnung, es durchbricht den Trott des Alltags. Es verbindet Menschen, wenn sie miteinander singen oder gemeinsam mit Instrumenten spielen.“ Gerade in der Kirche sei Musik etwas Wesentliches für das Feiern, so der Dompfarrer resümierend.
Rundfunkgottesdienst „con spirito“: kirchenmusikalisch-liturgisches Gesamtkunstwerk
Abgerundet wurde die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes durch Improvisationen von Wolfgang Kreuzhuber, die als verbindende Elemente zwischen gesprochenem und gesungenem Wort, zwischen Kreuzhubers Werken und den Gemeindegesängen aus dem Gotteslob fungierten. Außergewöhnlich war dabei nicht nur, dass nach der Homilie eine Kurzimprovisation als (musikalische) Meditation über das in der Predigt Gehörte erklang, sondern auch das Postludium an der Rudigierorgel, in dem Wolfgang Kreuzhuber als Gratulation zum 30. Geburtstag des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz das Lied „Happy Birthday to you“ zitierte. Die Hörprobe dieser Improvisation gibt es exklusiv hier als „Bonustrack“ – denn bei der Übertragung in Fernsehen und Radio wurde während des Postludiums bereits die Absage (Abspann) eingespielt. Tonmeister Hummers Aussage nach dem Postludium beschreibt die Improvisation an der Rudigierorgel vermutlich am treffendsten: „Das ist einfach meine Königin!“
Wolfgang Kreuzhuber (*1957): Improvisation anlässlich „30 Jahre Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese Linz“ | Rudigierorgel: Domorganist Wolfgang Kreuzhuber
Kreuzhuber, eben nicht nur Direktor des Konservatoriums, sondern auch Domorganist am Mariendom Linz, erzählte zum musikalischen Konzept der Messgestaltung bereits im Vorfeld des Rundfunkgottesdienstes: „Wir tun das, was wir im Dom immer tun. Darum kommen im Rahmen der Messe auch beide Orgeln – Rudigierorgel und Chororgel – zum Einsatz.“ Als Partner an der Orgel fungierte im Rundfunkgottesdienst Gerhard Raab, selbst Orgellehrer am Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese Linz und Dommusikassistent am Mariendom Linz. Auch andere besondere Elemente der Liturgie im Dom – wie beispielsweise Johann Bergsmanns (1935–1998) Amen-Ruf „Amen, Halleluja“ während des eucharistischen Hochgebets – fanden darum Einzug in die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes.
Die Feiergemeinde im Linzer Mariendom beschenkte die Ausführenden für dieses kirchenmusikalisch-liturgische Gesamtkonzept nach dem Ausstieg aus der Liveübertragung des ORF mit lautstarkem, andauerndem Applaus.