Motetten und Chorsätze zu Liedern aus dem Gotteslob
Der Chor des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz unter der Leitung von Andreas Peterl und Direktor und Domorganist Wolfgang Kreuzhuber an der Pflüger-Chororgel sowie an der Rudigierorgel musizierten Motetten und Chorsätze zu Liedern aus dem Gotteslob.
Musikalische Gestaltung der Eröffnung und des Wortgottesdienstes
Als Eröffnungsgesang sangen Chor und Gemeinde gemeinsam das Gottesloblied „Herr, unser Herrscher“ (GL 33,1, Chorstrophen von Stephan Heuberger). Zum Kyrie wurde „Herr, erbarme dich“ (GL 152), zum Gloria „Preis und Ehre“ (GL 171) musiziert.
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Nach der ersten Lesung (Dtn 4,32–34.39–40), dem Antwortgesang (Kehrvers: GL 56,1, Psalm: Freiburger Kantorenbuch, Michael Meuser) und der zweiten Lesung (Röm 8,14–17) erklang zum Ruf vor dem Evangelium das Halleluja (GL 174,3) mit dem Chorvers „Lob und Preis sei Gott dem Vater“ von Heinrich Schütz (Schlusschor der Motette „Der 111. Psalm: Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen“, SWV 424). Das Evangelium (Mt 28,16–20), in dem Jesus den Jüngern seine bleibende Nähe verheißt, wurde anschließend von Diakon Anton Birngruber verlesen.
Stimmige Predigtgedanken
Kurat Josef Keplinger entschlüsselte in seiner Predigt das Geheimnis des Festtages – gewohnt klug und eloquent, aussagekräftig und tiefgehend:
„Von Rainer Maria Rilke gibt es ein Gedicht, das ich über alle Maßen schätze. Er schreibt:
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.
Angst vor einer entzauberten Welt. Da gibt es den Drang nach Wissen, nach Definitionen, nach Festlegungen. Dabei kann man blind werden für das Eigentliche. Ist das, was Rilke hier schreibt, nicht auch für unsere Zeit so aktuell? Wir wissen heute so viel. Aber ich werde oft den Eindruck nicht los, dass wir so wenig sehen und spüren vom Eigentlichen. Vom Wissen allein kann man sicher nicht leben.
Wir feiern heute den Dreifaltigkeitssonntag. Geht es heute darum, Gott zu definieren? Ich gestehe, wenn ich zurückschaue, was ich so in den ersten Jahren meines Priesterseins gepredigt habe, dann wird mir ganz mulmig, was ich schon alles über Gott ‚gewusst‘ habe. Geht‘s heute darum eine theologische Rechenaufgabe anzustellen, die nach der Logik der Mathematik sowieso falsch ist: 1+1+1=1? Oder geht’s um was anderes?
Vielleicht müssen wir mit Rilke sagen: Es gibt einen Blick, einen Umgang mit Gott, der ihn am Ende starr und stumm sein lässt. Dann, wenn wir ihn zu definieren, einzufangen, in unser Leben einzuordnen versuchen. Das Wunderbare ist: Gott entzieht sich jeder Definition. Warum? Weil er in sich Beziehung ist. Weil er pulsierende Liebe ist. Liebe kann man nicht definieren. Denken Sie an Menschen, die Sie lieben, von denen sie geliebt werden, wie lächerlich das wäre, das zu definieren.
Liebe kann man nur wahrnehmen im Staunen, sie als unverfügbares Geschenk mit offenen Armen empfangen. Und ich glaube, darum geht’s am heutigen Festtag. Wir sind eingeladen, Gottes Liebe singen zu hören und dieser Dimension in uns Raum zu geben, dafür Resonanzraum zu sein.
Ich find’s wunderbar, dass heute der Chor von unserem Konservatorium da ist, der Schule für die Kirchenmusik. Was macht einen guten Kirchenmusiker, eine gute Kirchenmusikerin aus? Notenkenntnisse, ja alles. Aber wenn nicht das Herz, der Herzschlag mitsingt, dann bleiben es Worte. Mit dem Herzschlag werden Worte zum Lob Gottes.
Mose sagt: Forsche nach, wenn Du etwas über Gott erfahren willst. Forsche nach in Deinem Leben. Lies seine Liebe aus Deinem Leben heraus. Gottes Liebe im Leben singen hören.
Liturgie – kein Wort für Rechenaufgaben. Wir dürfen gemeinsam staunen, Gott wahrnehmen, als Liebe, die sich verzehrt, in sich und für uns.
Amen.“
Musikalische Gestaltung der Eucharistiefeier und der Entlassung
Zur Gabenbereitung sang der Chor des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz Malcolm Archers (*1952) „O Heilige Dreifaltigkeit (O Trinity, most blessed light)“. Im Anschluss daran musizierte die Gemeinde zum Sanctus GL 772 und zum Agnus Dei GL 204. Während der Kommunion formierte sich der Chor des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz im Altarraum zu einem Kreis und intonierte – nach einer meditativen Einstimmung von Wolfgang Kreuzhuber an der Chororgel – „An Alleluia Super-Round“ von William Albright (1944–1998), der einige Jahre vor seinem Tod ein Orgelseminar an der Rudigierorgel gehalten hatte. Zum Dankgesang sang die Gemeinde „Nun danket alle Gott“ (GL 405), bevor sich Kurat Josef Keplinger mit den Worten „Manchmal sagt man mehr, wenn man weniger sagt. Darum nur: Danke!“ für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes bedankte. Wolfgang Kreuzhuber improvisierte zum Auszug an der Rudigierorgel in Toccatenform über das Halleluja der Messe.
(sp)