Gabriel Faurés „Messe basse“ in Linz
Gleich zwei Mal musizierte der Frauenchor des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz Gabriel Faurés „Messe basse“ – einmal am 19. Mai 2019 in Linz-St. Severin und einmal am 26. Mai 2019 im Linzer Mariendom.
Entstehung von Gabriel Faurés „Messe basse“
Gabriel Faurés (1845–1924) „Messe basse“ entstand in ihrer Ursprungsfassung im Jahr 1881 und basiert auf dem liturgischen Text der „Missa Tridentina“. Bei der 1907 erstmals veröffentlichten und aus vier Teilen (Kyrie eleison, Sanctus, Benedictus, Agnus Dei) bestehenden Messe handelt es sich um die Reprise dieses Jugendwerkes, das er während eines Urlaubs in Villerville (Normandie) gemeinsam mit André Messager komponiert hatte und das in seiner Konzeption für einen kleinen, von einem Harmonium begleiteten Frauenchor angelegt war. Gloria, Sanctus und Agnus Dei der ursprünglichen Messe stammen von Fauré, Kyrie und O salutaris hingegen von Messager. Uraufgeführt wurde die Messe bereits 1881 zugunsten des Fischervereins des normannischen Örtchens Villerville.
1906 bearbeitete Gabriel Fauré die Messe neu und publizierte sie unter dem heute geläufigen Namen „Messe basse“. Im Zuge dieser Überarbeitung ersetzte er Messagers Kyrie mit einem selbstkomponierten Satz und behielt vom Gloria lediglich das Qui tollis bei, dessen Material er für das Benedictus verwendete. Auch Sanctus und Agnus Dei erfuhren eine Neubearbeitung. Spannenderweise existieren Bezüge zwischen der „Messe basse“ und anderen Werken Faurés – zum Beispiel erinnern rhythmische Anordnungen und harmonische Abfolgen an manchen Stellen an Faurés „Requiem“, melodische Linien hingegen an sein Werk „En prière“ von 1889.
Komponiert wurde die „Messe basse“ für eine kleine Besetzung, deren Stimmenstruktur großteils auf dem Wechsel zwischen Solo- und Chorstimme basiert. Sobald Solo- und Chorstimmen gleichzeitig singen, vereinigen sie sich vorwiegend im Unisono bzw. erklingen im Oktavintervall – damit existieren im Werk nur wenige musikalische Teile für zwei verschiedene ineinandergreifende Stimmen.
Die Komponistin Nadia Boulanger hat in einer Sonderausgabe der „Revue musicale“ aus dem Jahr 1922 folgendes über Faurés „Messe basse“ geschrieben und hebt Faurés religiöse Botschaft, die auf friedvolle Ruhe abzielt, hervor:
„Die Messe basse ist mehr wert als eine kleine Zufallserwähnung in den biographischen Beschreibungen – sie scheint für Nonnenchöre bestimmt zu sein, denn sie ist weit entfernt von den Aufregungen unseres modernen Lebens. Man möchte sie in einem dieser schönen Klöster hören, in denen die Ruhe waltet, wo das Leben schon Teil des Todes ist, wo der Tod der Anfang des Lebens ist.“[1]
Premiere in der Pfarrkirche Linz-St. Severin
Anlässlich des 40-Jahr-Jubiläums des Kirchenchors der Pfarre Linz-St. Severin hatte Helmut Wagner das Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese Linz eingeladen, eine Sonntagsmesse zu gestalten. Und so feierte der Frauenchor des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz am 19. Mai 2019 die Messe mit Gabriel Faurés „Messe basse“ sowie einer Chorimprovisation über „Nun bitten wir den heiligen Geist“.
Mehr Bilder von der Aufführung gibt's in der Bildergalerie zu Gabriel Faurés „Messe basse“ in Linz-St. Severin.
Kyrie und Benedictus von Faurés Messe wurden von Studentin Claudia Haubner dirigiert. Student Florian Zethofer übernahm die musikalische Leitung des Sanctus, Studentin Carolin Landschützer jene des Agnus Dei. Begleitet wurde der Frauenchor an der Orgel von Orgellehrerin Michaela Aigner. Mit der Pfarrgemeinde in Linz-St. Severin feierte Kurat Franz Fink und Pfarrassistent Helmut Eder.
Dacapo im Mariendom Linz
Am 26. Mai 2019 führten die Frauen des Chors des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz erneut Faurés „Messe basse“ auf. Im Mariendom Linz übernahmen die Studierenden Claudia Haubner (Kyrie), Gerlinde Plank (Sanctus), Josef Haider (Benedictus) sowie Carolin Landschützer (Agnus Dei) die musikalische Leitung der Messe.
Mehr Bilder von der Aufführung gibt's in der Bildergalerie zu Gabriel Faurés „Messe basse“ im Mariendom Linz.
An der Chororgel begleitete abermals Orgellehrerin Michaela Aigner, an der Rudigierorgel improvisierte Direktor und Domorganist Wolfgang Kreuzhuber bei der Kommunion und begleitete beim Dankgesang die singende Gemeinde. Mit der Pfarrgemeinde im Linzer Mariendom feierte Kurat Josef Keplinger.
Anmerkungen:
[1] Boulanger, Nadia (1922): Consacré a Gabriel Fauré: La Musique religieuse. In: Revue musicale Band 3, Nr. 11 (1922). S. 109.
Quellenangabe:
Boulanger, Nadia (1922): Consacré a Gabriel Fauré: La Musique religieuse. In: Revue musicale Band 3, Nr. 11 (1922).
Rigaudière, Marc (2014): Einführung. (Übersetzung von Godela Weiss-Sussex und Lolita White. In: „Fauré: Requiem – Cantique de Jean Racine – Messe basse“ (Interpreten: Choir of King’s College, Cambridge; Tom Etheridge, Orgel; Stephen Cleobury, Leitung).
Stefanie Petelin | 26.05.2019