Exkursion 2019
Von Linz aus fuhr die muntere Truppe über Neufelden nach Schlägl, St. Wolfgang und Haslach, bevor der Weg über Eidenberg zurück nach Linz ging. Neben spannenden Geschichten, lustigen Anekdoten, erbaulicher Musik, neugierigem Ausprobieren von Instrumenten, Einblicken in den Instrumentenbau und geselligem Beisammensein kam natürlich auch das leibliche Wohl nicht zu kurz. Und all das bei angenehmen Sommerwetter.
Station 1: Neufelden
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„Die Arbeit kann warten, das Frühstück nicht“, lautet die Devise im traditionsreichen Konditoreicafé Schröckmayr in Neufelden. Dies nahm die Exkursionsgruppe des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz wörtlich, drum kehrte man zunächst einmal bei dem seit 1869 bestehenden Betrieb direkt am Markt, im Herzen Neufeldens, auf ein gemütliches Frühstück ein.
Station 2: Schlägl und St. Wolfgang am Stein
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Nach dieser morgendlichen Stärkung führte der Weg weiter ins Stift Schlägl, wo Stiftsorganist Nikita Gasser seinen drei Orgeln umfassenden Arbeitsplatz in der Stiftskirche des Prämonstratenserordens vorstellte.
Zunächst präsentierte Gasser die große Orgel – diese geht auf den Passauer Orgelbauer Andreas Putz zurück, der sie im Auftrag des Abts Martin Greysing im Winter 1633/34 ins Kloster brachte, wo sie zur Primiz des Prämonstratensers Mathäus III am Sonntag in der Oktav des Norbertifests 1634 zum ersten Mal erklang. Ein Brand beschädigte die Orgel 1702 so sehr, dass Johann Christoph Egedacher sie – vermutlich unter Mithilfe seines Bruders Johann Ignaz – bei der Wiederinstandsetzung auch umgestaltete und vergrößerte. Renovierungen und Umbauten durch die Orgelbauer Josef Breinbauer (1853) und Johann Lachmayr (1904) folgten. Durch die Rückbesinnung auf den historischen Bestand wurde die Orgel 1960 von der Firma Kuhn sowie 1989/1990 von den Gebrüdern Reil restauriert und mit ein paar wenigen Kompromissen in den Zustand des Jahres 1708 rückgeführt.
Die zweite Orgel, zu der der Weg in der Kirche führte, war die Chororgel für die Liturgie des Stundengebets – sie wurde 1952 bis 1954 ursprünglich von Wilhelm Zika erbaut und 1865 von Gregor Hradetzky erweitert. 2008 wurde die Chororgel schließlich im Gehäuse von 1954 neu von der Orgelbaufirma Kögler erbaut.
Die dritte Orgel konnte man schließlich auf dem Cantorium, der Seitenempore im südlichen Seitenschiff, über bzw. hinter dem Norberti-Altar, besichtigen. Diese stammt aus der Werkstatt der Gebrüder Reil und wurde nach zweijähriger Bauzeit im Jahr 1989 geweiht.
Im Rahmen des Kirchenmittwochs spielte Gasser nach der Vorstellung der drei Orgeln ein kleines Orgelkonzert mit Werken von Christian Erbach, der selbst 1633 bis 1635 in den Diensten des Abts an der Putz-Orgel stand, und Georg Muffat. Daran schloss die Sext, das Mittagsgebet, an.
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Und schon ging es weiter zum nächsten Halt, keine vier Kilometer entfernt, zur Wallfahrtskirche St. Wolfgang am Stein. Diese Filialkirche des Stifts Schlägl liegt malerisch in einer Waldlichtung zwischen Schlägl und Peilstein. Die Kirche in ihrer heutigen Form wurde von 1641 bis 1644 erbaut, für den Bau zeichnete der Italiener Ciprian Novo verantwortlich. In der Wallfahrtskirche befindet sich heute eine kleine historische Orgel aus der Scuola Abruzzese-Napoletana (erbaut um 1770), die sich insbesondere für die Wiedergabe von Musik des 16. und 17. Jahrhunderts eignet.
Nach dem kurzen Abstecher führte der Weg zurück nach Schlägl. Denn zum Mittagessen kehrte man im Stiftskeller Schlägl ein. Im wunderschönen Ambiente des Kellers – zwei Gruppen sogar in Fässern, im sogenannten Fasslraum – konnte man genussvoll schlemmen … von leicht bis deftig, von würzig bis süß war für jeden Gaumen etwas dabei.
Station 3: Haslach
Ein besonders spannendes musikalisches Erlebnis war der nächste Programmpunkt. Denn Wolfgang Kreuzhuber hatte einen Besuch in der Werkstatt von Cembalobauer Martin Pühringer in Haslach organisiert. Und dieser hatte einiges zu erzählen – zum Beispiel von seiner Suche nach einem Lehrherrn für den Beruf des Cembalobauers, den es in Österreich genaugenommen gar nicht gibt – sogar bis heute. Doch Pühringer straft diese Tatsache mit seinen exzellenten Cembali Lügen.
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Pühringer wurde vor vielen Jahren sogar wegen seines Wunsches, Cembalobauer zu werden, verhaftet. Weil es in Österreich keine Ausbildungsmöglichkeiten gab, versuchte er es 1983 in England – und prompt wurde er verhaftet, weil er keine Arbeitsgenehmigung besaß. Versuch Nummer zwei mit Arbeitsgenehmigung gelang und er erlernte acht Monate die Kunst des Cembalobaus, als Volontär, ohne Bezahlung. Zurück in Österreich kämpfte er sich durch den Behördendschungel und ist seither als Cembalobauer tätig – der Erfolg gibt ihm Recht, denn Pühringer ist einer der wenigen Cembalobauer nach barockem Vorbild und seine Instrumente sind dementsprechend international begehrt.
Pühringer legt besonders Wert auf gutes Holz – darum sucht der Bachfan die Bäume im Böhmerwald auch gemeinsam mit einem befreundeten Förster aus, die dann gefällt, gelagert und verarbeitet werden. Bei solchen Schilderungen bekam nicht nur der Tischler unter den Kons-Studierenden leuchtende Augen, so mancher träumt nun wohl heimlich von einem Pühringer-Instrument in den eigenen vier Wänden. Der Besuch in der Werkstatt von Martin Pühringer – ein beeindruckendes Erlebnis!
Station 4: Eidenberg
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Am Weg zurück nach Linz kehrte die fröhliche Truppe in Eidenberg im Gasthaus Eidenberger’s (ja, wirklich so geschrieben!) ein – das gemütliche und gastfreundliche Wirtsteam begeisterte mit selbstgemachten Burgern und einem eigens für die Ausflügler gemachten, wunderbar fluffigen Marillenkuchen aus dem Backofen von Regina.
Diese wunderbaren Gaumenfreuden aus dem Hause Eidenberger’s rundeten die Exkursion ab, bevor der Weg zurück nach Linz zum Petrinum – und gleichzeitig auch in die Sommerferien – führte. Am Ende des Tages konnte man darum einfach nur sagen: Ein Tag, prall gefüllt mit Freude und Genuss!
Stefanie Petelin | 04.07.2019