Abendgottesdienst in der Ursulinenkirche
Wie an jedem ersten Sonntag im Monat wurde die Abendmesse am 3. Februar 2019 als „Severinmesse“ des Forum St. Severin (Katholischer Akademikerverband der Diözese Linz) gefeiert. Mit der großen Gottesdienstgemeinde feierte der Rektor der Ursulinenkirche Linz, Markus Schlagnitweit.
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Neues geistliches Lied – nicht nur aus Oberösterreich!
Zum Einzug der abendlichen Messe musizierte der Chor des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz unter der Leitung von Manuela Gintersdorfer den Eröffnungsgesang „Ich lobe meinen Gott an diesem Abend“ aus Alfred Hochedlingers Messe „So weit der Himmel ist“. Gemeinsam mit der Gemeinde wurde unter der Leitung von Manfred Zott zum Gloria „Allein Gott in der Höh“ (GL 170) mit einer Chorstrophe sowie das Halleluja (GL 175,4) mit einem Evangelienvers gesungen.
Zur Gabenbereitung und zum Sanctus erklangen im Beisein des Komponisten aus Mauthausen wieder Teile aus Alfred Hochedlingers 2014 uraufgeführter Messe, „Wir sind versammelt um deinen Tisch“ (Leitung: Sabine Rath) und „Heilig bist du“ (Leitung: Florian Zethofer).
Nach dem gemeinsam mit den Mitfeiernden gesungenen Agnus Dei („Christe, du Lamm Gottes“, GL 204) musizierte der Chor des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz unter der Leitung von Claudia Preinstorfer „Gottheit tief verborgen“ in einer Chorversion. Nach dem Danklied „Lasst uns loben“ (GL 489) mit der Gemeinde schloss sich der Chor des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz dem Schlusssegen an und sang John Rutters „Let us go in peace“ (Leitung: Carolin Landschützer).
Ein Evangelium mit Zumutung!
Seine bewegende Predigt eröffnete Markus Schlagnitweite mit dem wohl bekanntesten Satz der Literatin Ingeborg Bachmann: „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.“ Dazu führte der Rektor der Ursulinenkirche folgende Gedanken aus:
„Stark ist dieses Wort deshalb, weil es irritiert: Denn Wahrheit ist doch zunächst ein positiv konnotierter Begriff. Man sollte also annehmen, jeder Mensch suche und verlange ganz selbstverständlich nach Wahrheit. Bachmann spricht jedoch von der Zumutbarkeit der Wahrheit und kennzeichnet sie damit letztlich als eine Zumutung. Wahrheit wäre demnach also keineswegs selbstverständlich und widerstandslos annehmbar; sie erfordert vielmehr Mut, sofern man ihr ernsthaft begegnen will. Wahrheit ist nach dem Wort Bachmanns also gerade nicht das Selbstverständliche, auch keineswegs das einfach Bekömmliche und Wohltuende, nichts, womit rasch und auf gerader Linie ein leichtes Glück zu finden ist. Nein: Wahrheit ist dem Menschen eine Zumutung – für Bachmann immerhin eine dem Menschen gegenüber vertretbare, verantwortbare und – weil eindeutig positiv besetzt – gewissermaßen auch eine moralisch verpflichtende Zumutung.“
Und schon spannte Schlagnitweit den Bogen zur Erzählung des Tagesevangeliums, die eine solche Zumutung in den Blick nähme: „Die Fallhöhe zwischen Anfang und Ende dieser Evangelienstelle ist dramatisch: Zuerst allgemeiner Beifall für Jesu Predigt – am Ende beinahe ein Lynchmord; dazwischen die Zumutung einer für das Publikum Jesu offenbar schwer verdaulichen Wahrheit.“
Weiter sinnierte Schlagnitweit in seiner Predigt über diese Zumutung, diese offenkundige Provokation für Menschen, die sich und ihr bisheriges Leben von dieser Wahrheit bloß- und infrage gestellt, vielleicht sogar angegriffen fühlen. Und er führte mögliche Reaktionen auf diese Zumutung an und stellte sie einander gegenüber. Mit ermutigenden Worten zur zumutbaren Wahrheit endete schließlich Schlagnitweits Predigt:
„Ja, es ist zunächst eine herbe Botschaft, die uns das heutige Evangelium da zumutet. Da hilft es wohl nur, sich den positiven Klang in Erinnerung zu rufen, der dem Begriff Wahrheit eigen ist, und sich zu fragen: Was ist mir letztendlich lieber? Mich zwar angenehm und bequem durchs Leben zu schwindeln, also letztlich mich selbst zu belügen? – Oder der Wahrheit im eigenen Leben Raum zu geben – wissend, was das alles bedeuten kann: den Abschied von Gewohnheiten und bequemen Vorurteilen etwa, eine kritische Haltung gegen das gedankenlose Nachplappern von Zeitungs- und Stammtischmeinungen, und manchmal vielleicht – nein, ganz sicher auch das Risiko, mit der eigenen Meinung nicht auf der Seite der Mehrheit zu stehen, Anstoß zu erregen und sich Feinde zu machen. – Wahrheit bedeutet einfach Risiko. Denn sie ist immer eine Zumutung. Aber sie ist dem Menschen zumutbar.“
Ein herzliches Dankeschön am Ende!
Mit herzlichen Worten bedankte sich Markus Schlagnitweit am Ende des Gottesdienstes beim Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese Linz für die musikalische Gestaltung der „Severinmesse“ und nutzte gleichzeitig die Gelegenheit, die einzige kirchenmusikalische Bildungseinrichtung Oberösterreichs mit Direktor Wolfgang Kreuzhuber und Chorleiter Andreas Peterl vorzustellen und dazu einzuladen, doch einmal in die Kirchenmusikausbildung hineinzuschnuppern.
Gesamte Predigt von Markus Schlagnitweit zum Nachlesen
(sp)