mehr wagen
Impliziert nicht das Wort „wagen“ ohnehin schon ein „Mehr“ in sich? Etwas wagen bedeutet ja schon, seine – möglicherweise selbst aufgebauten Grenzen – zu überschreiten, zu überwinden oder besser noch aufzugeben, abzubauen. Oder bedeutet das „Mehr“ ein ständiges Suchen und offen sein bzw. bleiben für Neues?
Was riskiere ich, wenn ich meine Meinung sage? In unserer unmittelbaren heilen Welt riskiere ich vielleicht, schief angeschaut zu werden, Sympathien zu verlieren (die dann ohnehin wenig wert gewesen wären). Aber möglicherweise riskiere ich auch Nachteile im Beruf und Einkommen.
Wenn ich in einer Diktatur eine Anschauung äußere, die nicht der des Regimes entspricht, riskiert man allerdings schon Strafen bis zum Äußersten, wahrscheinlich auch für die eigene Familie und Freunde.
Das Gleiche kann auch gelten, wenn man sich zu seinem (christlichen) Glauben in einem Umfeld bekennt, wo die Mehrheit radikale Ansichten vertritt, die dem Glauben entgegenstehen.
Aber was riskieren wir hier schon – in einem freilich mit vielen Problemen unterschiedlicher Schwere und Natur belasteten Leben –, wenn wir es wagen, offen auf Menschen zuzugehen, offen für christliche Werte und offen für das Positive in der Kirche einzutreten. Wir riskieren vielleicht, belächelt zu werden, im schlimmsten Fall werden wir beschimpft. Oder wir werden bewundert für das, was wir zu sagen wagen.
Angesichts der aktuellen Geschehnisse mögen unsere „Alltagswagnisse“ gering erscheinen. Doch sich im kleinen Rahmen auf Neues einzulassen, vielleicht eine neue Sprache zu lernen, um andere besser verstehen zu können, andere Meinungen zu hören und zuzulassen, anderen Menschen aktiv zu helfen oder einfach „nur“ eine Freude durch Musik zu machen, bedeutet auch mehr zu wagen für eine – wenn auch kleine – bessere Welt. Arbeiten wir doch alle einfach daran, wagen wir das MEHR.