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Solange ich denken kann, ist die Natur eine meiner wichtigsten Begleiterinnen im Leben. Schon als Kind war ich fasziniert von der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt, welche uns täglich und überall begleitet. Als Wald- und Kräuterpädagogin darf ich meine Liebe zur Natur auch an andere weitergeben.
Ich erfreue mich immer wieder daran, die Kleinigkeiten zu entdecken, rauszugehen und mit allen Sinnen die Natur wahrzunehmen – ich würde Dich hier gerne auf eine kleine Runde mit in den Wald nehmen, in welchem ich schon viele Stunden alleine, aber auch mit Kindern jeden Alters und Erwachsenen verbracht habe:
Wir betreten den kleinen Wald von der Straße her und tauchen ein in einen Tunnel verschiedenster Grün-Schattierungen. Das dunkle, fast schwarz wirkende Grün der Tanne neben dem zarten Grün der frisch ausgetriebenen Lärche, die Linde leuchtet in hellem Grün, während die Buche ihre Blätter in sattem Grün der Sonne entgegenstreckt. Die samtig weichen Blätter der Hasel lassen wir im Vorbeigehen vorsichtig durch unsere Finger gleiten. Bald darauf streichen wir über das kühle, glatte Blätterkleid vom Holunderstrauch. So viele starke, auf uralte Weise tief mit unserer Kultur verwurzelte Pflanzen. Sie hüllen uns ein in ein geborgenes, ruhiges und vertrautes Grün – die Farbe der Hoffnung.
Wir verlassen den mit Steinen geschotterten Weg und betreten den weichen und federnden Waldboden. Altes, raschelndes Buchen- und Eichenlaub, welches im langen Winter noch nicht ganz zerfallen ist, verströmt einen modrig-erdigen Geruch. Wir wechseln zu einem Teppich aus Fichten- und Lärchennadeln, wir wirbeln dabei diesen typischen Waldgeruch auf und atmen tief und befreit durch.
Nun streichen unsere Hände vorsichtig über einen Tannenzweig, wenn wir nun an unseren Fingern riechen, erinnert es uns an die heimeligen, schönen Stunden der Weihnachtszeit. Aber gleich darauf sind wir zurück im Frühling und treffen auf ein leuchtend hellgrünes Polster aus zartem Waldsauerklee.
Dieser klappt scheu seine herzförmigen Blättchen aus, sobald ihn aber etwas streift, faltet er diese fein behaarten Herzen schützend zusammen – wir versuchen es, streichen vorsichtig über die Herzen und beobachten mit Ehrfurcht, wie sich der Klee langsam schließt, um sich später wieder für das Sonnenlicht zu öffnen.
Ein Stück weiter wächst die unverwüstliche Brombeere, auch sie streckt ihre neuen Triebe in alle Richtungen. Scheint sie uns doch ein unliebsamer Geselle, so versorgt sie die Tiere und auch uns mit ihren süßen Beeren und ist für die Tiere, mit auch im Winter grünen Blättern, eine Nahrungsquelle.
Wir erreichen das stolze, uralte Eichenpaar, erhaben steht es schon mehrere hunderte Jahre hier. Unsere Hände gleiten über die raue Rinde, die Füße treten knirschend auf Überreste der Eicheln vom Vorjahr. Wir lehnen uns an einen der starken Stämme, heben den Blick den Sonnenstrahlen entgegen, die warm durch das Laub streifen. Verzaubert wandern unsere Augen über das sich bewegende Blätterdach, tief einatmend nehmen wir den Waldduft auf. Und wenn wir nun soweit zur Ruhe gekommen sind, entdecken wir noch immer mehr: Das leise Blätterrauschen aus der Baumkrone, eine zeternde Rabenkrähe wird abgelöst vom Ruf des Fasans, die Singvögel unterlegen alles mit ihrem ganz eigenen Lied. Unser Blick wandert weiter, entdeckt hier ein Flattern und einen Baum weiter ein Huschen, blitzschnell springt ein Eichhörnchen von Baum zu Baum.
Wenn wir den Blick nun einfach ruhig durch den Wald schweifen lassen und uns auf den Moment einlassen, dann werden wir noch so viel mehr entdecken, was Gottes Schöpfung für uns bereithält, wenn wir offen dafür sind.