Telemanns heimliche Liebe
Georg Philipp Telemann (1681–1767) feiert am 14. März seinen 340. Geburtstag. Wenn das nicht ein Grund ist, einen der produktivsten Komponisten der Musikgeschichte einmal von einer ungewohnten Seite zu beleuchten ... passend zum Frühling, zum Erwachen der Natur richten wir den Blick auf den Gartenliebhaber Telemann! Bestimmt trafen Zeitgenossen den Komponisten spätestens zu seinem Geburtstag in seinem Gärtchen vor den Stadttoren Hamburgs an.
Denn etwa 1740 – im Alter von rund sechzig Jahren – entdeckte Georg Philipp Telemann seine Leidenschaft fürs Gärtnern und legte – wie andere gutsituierte Bürger der Hansestadt – einen Hamburger Bürgergarten im barocken Stil an, vermutlich vor den Toren der Stadt, möglicherweise vor dem Dammtor, nahe der Außenalster.
An seinen Freund Johann Friedrich Armand von Uffenbach schrieb der Gartenfreund im August 1742: „Ob diese [die Musik] zwar mein Acker und Pflug ist, und mir zum Hauptergetzen dienet, so habe ich ihr doch seither ein Par Jahren eine Gefehrtinn zugesellet, nemlich die Bluhmen-Liebe, welche beyde wechselsweis mich ihrer Annehmlichkeiten theilhaft machen.“ Im selben Jahr erstellte Telemann ein Pflanzenverzeichnis, mit dem er seinen „Garten=Vorraht“ – bestehend aus etwa 70 verschiedenen Pflanzen – dokumentierte. Von der Anemone bis zur Zwerg-Glockenblumen, von der Goldrute bis zur Tuberose, von der Dichternarzisse bis zur Jerusalemsblume reichte Telemanns Sortenliste. Doch dabei wollte es der gartenliebende Komponist nicht belassen, er wollte seinen Garten mit außergewöhnlichen Pflanzen bereichern: Dazu nutzte er geschickt sein großes Netzwerk von Freunden und Bekannten. Die Musiker Johann Georg Pisendel in Dresden, Carl Philipp Emanuel Bach in Berlin oder Georg Friedrich Händel in London wurden genauso um neue Pflanzen, exotische Gewächse, besondere Blumenzwiebeln und seltene Samen für den Garten gebeten wie die Botaniker Albrecht von Haller in Göttingen oder Johann Gottlieb Gleditsch in Berlin. Liebevoll pflegte Telemann seinen Garten – säend und pflanzend, schauend und staunend, kompostierend und natürlich komponierend darf man sich Telemann in seinem Garten vorstellen. Und sein kleines grünes Reich wurde durchaus berühmt: Überlieferte Beschreibungen von Besuchern bezeugen Pracht und Vielfalt seines Gartens – wie jene von Christlob Mylius, Verwandter des Dichters Gotthold Ephraim Lessing, der „viel fremde und schöne Pflanzen“ in Telemanns Garten entdeckte.
Quellenangabe:
Reipsch, Ralph-Jürgen (2012): Telemanns Garten. In: Zentrum für Telemann-Pflege und -Forschung Magedburg. Informationsmaterial (2012). URL: http://telemann.org [Stand: 03/2021].