Im Dialog: Musik trifft Schule
Über den Weg zur Musik
Meine Begeisterung zum Singen war mir in die Wiege gelegt. Ich habe als Kleinkind schon immer mit Leidenschaft gesungen. Gott sein Dank hat es früher an unserer Volksschule sowie in der Hauptschule noch Chorgesang gegeben, wo ich mit Begeisterung dabei war. Als ich aus der Pflichtschule kam, erlernte ich einen Beruf und war zwischen dem 16. und dem 26. Lebensjahr ganz von der Musik weggekommen. Wie es der Zufall wollte, kam ich mit 26 Jahren durch eine Bekannte zum Gesangsunterricht an der Musikschule. Die Begeisterung zum Singen war wieder voll da. Nach fünf Jahren Musikschule und Workshops wagte ich mit fast 32 Jahren die Aufnahmeprüfung an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz. Mit großer Freude schaffte ich die Aufnahmeprüfung für Hauptfach Jazzgesang. In den folgenden fünfeinhalb Jahren, zwischen Oktober 1999 und Februar 2005, belegte ich die Studienrichtungen Jazz-Pop-Rock-Gesang mit Schwerpunkt klassischer Gesang und Sprecherziehung. Im Herbst 2000 begann ich neben dem Studium schon zu unterrichten. Dies alles als Mutter von zwei Töchtern.
Über die Bedeutung der (Kirchen-)Musik
Musik, besonders das Singen, ist für mich zu einer nährenden Lebensessenz geworden. Es ist für mich selbst eine energiegebende Kraft und es ist auch etwas ganz Besonderes im kirchlichen Bereich Botschaften des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe an die Menschen zu vermitteln.
Über die faszinierende Bandbreite der Musik
Die ist sehr groß – von Pop, Jazz, Musical über Klassik bis zu echter Volksmusik. Je nach Stimmung und auch Engagement wird aus dem Vollen geschöpft und gestaltet.
Über diese herausfordernden Zeiten
Als Privatperson leide ich sehr unter diesen Einschränkungen; da ich allein lebe, ist diese Situation seit längerem psychisch sehr belastend. Ein Dämpfer folgt dem anderen und es fühlt sich an, als wäre man im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ gelandet.
Über die Herausforderungen für Musiker*innen in diesen Zeiten
Es wird lange dauern, bis viele Musiker*innen, die auf Engagements angewiesen sind und keine Fixanstellung haben, wieder genügend verdienen werden. Bis es wieder Bälle, Feste, Firmenfeiern, Hochzeiten etc. gibt, wird es noch dauern. Es plant unter diesen Umständen keiner groß voraus, wenn man nicht sicher sein kann, dass es nicht dann doch wieder kurzfristig zu massiven Einschränkungen kommt oder gar zum Lockdown. Es ist eine immens bedrohende Lage für viele Existenzen in allen Bereichen des Lebens, die nach meinem Gefühl schwerwiegender sein wird als das Virus selbst.
Noch fängt mich meine Tätigkeit als Musikschullehrerin finanziell auf, aber wenn wir noch lange im „Lockdown-auf-und-zu-Modus“ bleiben bzw. viele andere Bereiche seit Monaten sowieso lahmgelegt sind, stellt sich für die Zukunft schon die Frage: Wie viele Eltern können sich einen Musikschulunterricht für ihre Kinder noch leisten? Da hängt ein gewaltiger Rattenschwanz an den Maßnahmen – in ungeahntem Ausmaß ...
Über das Unterrichten in Zeiten von Corona
Der Unterricht findet zum Großteil statt – entweder im Onlineunterricht per Zoom oder Skype oder (wenn es wieder erlaubt ist) im Präsenzunterricht. Für die fünf Gruppenstunden mit insgesamt 31 Schüler*innen ist es nicht so einfach. Da biete ich zwar auch Einzeleinheiten an, doch dieser wird nicht von allen angenommen. Ist aber verständlich, Einzelunterricht ist nicht jedermanns Sache. Der Onlineunterricht ist sehr anstrengend, da die Qualität sehr darunter leidet. Ein Laptop, Tablet oder Handy hat halt sängerisch keine gute tonale Übertragungsqualität. Von der Internetverbindung will ich gar nicht reden. Da gibt’s dann halt oft ein paar Minuten wieder Standbild oder einen gesamten Ausfall. Bis zu sieben Stunden täglich vorm Computer zu sitzen, obwohl man im Normalfall einen sehr kreativen und körperbewussten Job hat, ist auf Dauer sehr deprimierend. Was immer mehr ersichtlich wird, ist, dass die Schüler*innen durch die Schulsituation in den Regelschulen immer weniger Energie haben und einige auch schon ins Burnout geschlittert sind bzw. kurz davor sind. Da wird man dann oft zum Gesprächstherapeuten.
Über das Vokalensemble „Erdengerl“ und die coronabedingte Pause
Leider ist es unserem Vokalensemble „Erdengerl“ nicht möglich musikalisch tätig zu sein – da gibt es einige Gründe: Zwei meiner Sängerinnen sind Lehrerinnen und sind mit dieser herausfordernden Situation mehr als ausgelastet bzw. überlastet, da sie neben ihrer Vollzeitanstellung auch noch selbst schulpflichtige Kinder haben. Da bleibt uns keine Zeit, um darüber nachzudenken, wie wir präsent sein könnten. Wir hatten vor Weihnachten zwei Lieder aufgenommen, die von uns einzeln eingesungen wurden. Dann begann für mich die Suche, wer uns das zusammenfügen kann. Wenn man in solchen Belangen auf fremde Hilfe angewiesen ist, geht das halt nicht so leicht. Auch ein gravierender Einschnitt in meinem Leben ist, mich nicht regelmäßig mit meinen Damen treffen und proben zu können. Wir hatten im Herbst wieder begonnen zu proben, da ein paar Auftritte bzw. Messgestaltungen geplant waren – und schon war der nächste Lockdown. Seither ist es still geworden. Zu still.
Über Musik, die man sich – gerade jetzt zu Ostern – unbedingt anhören muss
Ich darf seit einigen Jahren in der Osternacht das „Exsultet“ singen, das ist für mich eine besondere Ehre und auch eine besondere Botschaft. Vergangenes Jahr war zu Ostern keine Feier möglich und so beschallten wir, der damalige Leiter der Pfarre und ich, die Pfarrgemeinde vom Kirchturm aus mit „Lumen Christi“ und dem „Exsultet“. Das war eine besondere Stimmung für uns und die Bevölkerung. Wir werden dies voraussichtlich auch heuer wieder so machen, da zur Feier nicht so viele Personen in die Kirche dürfen.
Eva Oberleitner ist Musikschullehrerin für die Fächer Gesang, Jazzgesang und Chor im Musikschulverband Behamberg-Ernsthofen-Haidershofen sowie Leiterin („Oberengerl“ mit harmonischer Verantwortung und souligen Solo-Ausritten) der Vokalensembles „Erdengerl“.
singend – lehrend – freudebringend