Im Dialog: Musik trifft Datenschutz
Über den Weg zur Musik
Da ich aus einer relativ unmusikalischen Familie stamme, kann ich tatsächlich zwei Momente nennen, die man durchaus als „Initialzündungen“ bezeichnen kann. Einerseits eine Musikstunde in der Unterstufe, in der wir Smetanas „Die Moldau“ zu hören bekamen … die säuselnden Eingangstakte haben mich damals regelrecht geflasht. Und andererseits ein Schulfreund (übrigens Pater Bernhard aus Kremsmünster), der mich in der Oberstufe „überredet“ hat, mit ihm in die Oper zu gehen, um uns Beethovens „Fidelio“ zu geben. Zuerst wollte ich gar nicht – heute weiß ich nicht mehr, wie oft wir diesen Linzer „Fidelio“ gesehen haben. Dieses Zusammenspiel von Orchester und Sängern hat mich fasziniert und meine Leidenschaft für die klassische Musik, vor allem aber für die Oper, geweckt. Die Linzer Institution der „Musikbücherei“ hat mir dann sehr geholfen, diese Leidenschaft auch als Schüler preisgünstig auszuleben – ich war fast jede Woche dort und habe mir Klassik-CDs ohne Ende ausgeborgt. Während des Studiums und danach konnte ich als Statist und Kleindarsteller am Linzer Landestheater fast dreizehn Jahre lang Musikinteresse, Freude am Theater und Nebenjob ideal verbinden – unvergessen meine kleine Rolle als Friseur der Marschallin im „Rosenkavalier“. Heute ist die Klassik mein großes Hobby - und nun darf ich Pater Bernhard in Opernfragen beraten .
Über die Bedeutung der (Kirchen-)Musik
Musik bedeutet mir sehr, sehr viel, weil sie in persönliche Ebenen vordringt, die normalerweise nur schwer erreicht werden. Ich möchte an dieser Stelle den Dirigenten Sergiu Celibidache zitieren, der einmal zum 3. Satz der 9. Bruckner-Symphonie sagte: „Hier werden Schleusen in eine andere Dimension geöffnet.“ Besser könnte ich es nicht beschreiben – Musik öffnet bei mir Schleusen, die sonst geschlossen sind. Ich bin auch fest davon überzeugt, dass in manchen Werken oder auch nur an einzelnen musikalischen Stellen, der „Funke Gottes“ ganz besonders spürbar ist. Speziell in der Kirchenmusik kommt dann noch zusätzlich die Komponente „Glaube“ dazu – was gibt es Schöneres als zu hören, wie Komponisten diesen umzusetzen versuchen? Interessanterweise habe ich mich schon relativ bald sehr intensiv mit „Requiem“-Vertonungen auseinandergesetzt – kaum eine andere Gattung bietet so viele Möglichkeiten auf einmal, intensive Gefühle zu beschreiben: Glaube, Liebe, Hoffnung! Man darf auch nicht vergessen, dass diese Werke oft in direktem Zusammenhang mit einem (tragischen) Ereignis entstanden sind und versucht wurde, das wirklich „Innerste“ in Musik zu kleiden.
Über die faszinierende Bandbreite der Musik
Die Bandbreite ist einerseits sehr groß (grundsätzlich alle Genres), andererseits zeitlich doch eher eingeschränkt, da ich den Zugang zur „alten“ Musik (Barock) noch nicht wirklich für mich entdeckt habe. Meine Zeit ist das ausgehende 19. Jahrhundert bis herauf in die Gegenwart. Ich liebe das große Orchester und monumentale Besetzungen, Klangflächenkompositionen. Grundsätzlich bin ich eher im Tragischen denn im Heiteren beheimatet.
Über das „unmusische“ Studium, den „unmusischen“ Beruf und die Beziehungen zwischen Musik, Mathematik und Jura
Ich denke, dass all den genannten Bereichen eines gleich ist: Struktur. Ich bin musiktheoretisch zwar ein Laie, vermute aber, dass Komponieren auch viel mit Struktur, Formen und Logik zu tun hat. In diesem Zusammenhang sei etwa die Serielle Musik erwähnt, welche ja nach strengen Regeln komponiert wird (und in weiterer Folge die Elektronische Musik beeinflusste). Und ja, auch die Mathematik an sich ist in der Musik zu finden. Schon die Pythagoräer wussten um die Bedeutung besonderer, sogenannter „harmonischer“ Zahlenverhältnisse für die Musik. Sie zeigten, dass Noten, die gemeinsam harmonisch klingen, mathematischen Regeln gehorchen. Und letztlich hat auch die Statistik in Form der Wahrscheinlichkeitsrechnung und stochastischer Modelle das Komponieren beeinflusst – man denke etwa an den Griechen Iannis Xenakis, der naturwissenschaftliche Modelle und Verfahren (wie etwa die Chaostheorie oder Mengenlehre) in seinen Werken verwendete. Es gibt also durchaus Überschneidungen – wie sehr diese dem Ohr dienen, sei dahingestellt ...
Über Musik, die man sich – gerade jetzt in der Fastenzeit – unbedingt anhören muss
Ich würde hier natürlich eine eher kontemplative Musik vorschlagen – im Sinne der Fastenzeit eine in sich gekehrte, zum Nachdenken über sich selbst und das große Ereignis Ostern anregende Musik. Hierzu fällt mir natürlich an erster Stelle die Musik Arvo Pärts ein: sein „Stabat Mater“, „La Sindone“ oder „Silentium“ aus „Tabula Rasa“, um nur Einige zu nennen. Da ich mich allerdings immer sehr freue, wenn ich „Neues“ entdecke, möchte ich auch auf die wunderschöne Musik des Niederländers Joep Franssens hinweisen: Seine Werke „Phasing“, „Sanctus“ und „Magnificat“ sind mein Extra-Tipp für die Fastenzeit!