Gott in allen Dingen finden
„Das Eine ist mir so klar und spürbar wie selten:
Die Welt ist Gottes so voll.
Aus allen Poren der Dinge quillt er gleichsam uns entgegen,
wir aber sind oft blind.
Wir bleiben in den schönen und den bösen Stunden hängen
und erleben sie nicht durch bis an den Brunnenpunkt,
an dem sie aus Gott herausströmen.
Das gilt … für alles Schöne und auch für das Elend.
In allem will Gott Begegnung feiern und fragt
und will die anbetende, hingebende Antwort.“
(Pater Alfred Delp SJ, 17. November 1944, Gesammelte Schriften, Band IV, S. 26)
Gott „in allen Dingen suchen, im Sprechen, im Gehen, Sehen, Schmecken, Hören, Denken, überhaupt in allem, was wir tun“. Das ist das zentrale spirituelle Motto, das Ignatius von Loyola seinem Orden – dem auch der von den Nationalsozialisten ermordete Alfred Delp (1907–1945) angehörte – mit auf den Weg gab.
Denn Gott kann überall sein. Wir können ihn überall entdecken – manchmal suchen wir ihn nicht und finden ihn doch. Manchmal kann das sehr überraschend sein, vielleicht sogar provozierend. Natürlich lässt sich Gott zu heiligen Zeiten und an heiligen Orten finden – aber eben nicht nur dort.
Gott in allen Dingen suchen. Das ist eine Einladung an uns, genauer hinzusehen, vorurteilsfrei wahrzunehmen, bewusst zu erspüren, offen zu sein. Für die Begegnung mit Gott. In der Gemeinschaft. In der Arbeit. In der Stille. In den Mitmenschen. In der Natur. In der Kunst. In der Kultur. In der ganzen Schöpfung.
Zur Person:
Ignatius von Loyola, 1491 in Azpeitia im spanischen Baskenland in ein altes Adelsgeschlecht hineingeboren, erhielt seine Ausbildung am Hof des Vizekönigs von Navarra. Seine höfische Karriere in Spanien, das gerade die Neue Welt entdeckte, wurde allerdings jäh beendet, als bei der Verteidigung der Festung Pamplona 1521 eine Kanonenkugel sein rechtes Bein zerschmetterte. Im Krankenlager wendete sich sein Leben: Er begann, sich am Leben Heiliger zu orientieren und in der Nachfolge Christi zu leben. Vom Ritter und Edelmann zum Bettler und Pilger – denn genesen pilgerte er nach Manresa in der Nähe des Klosters Montserrat, wo er nahezu ein Jahr als Einsiedler und Büßer verbrachte. Aus diesen mystischen Erfahrungen entstand sein Buch „Ignatianische Exerzitien“ („Exercitia spiritualia“, 1522–1524) mit Anleitungen zu Gebet und Meditation. Im Anschluss an eine Wallfahrt ins Heilige Land begann er, sich in Spanien und Frankreich weiterzubilden und scharte Gefährten um sich, mit denen er aus dem Geist der Exerzitien lebte und als Seelsorger wirkte. 1534 gelobte die Gemeinschaft am Montmartre in Paris Armut und Ehelosigkeit. Nachdem der Wunsch, nach Jerusalem zu pilgern, an der politisch unsicheren Lage vor Ort scheiterte, stellte sich die Gemeinschaft 1538 in Rom dem Papst zur Verfügung. 1540 wurde die Gründung des neuen Ordens mit dem Namen „Gesellschaft Jesu“ vom Papst bestätigt. Der Ordensgründer widmete sich als erster Generaloberer fortan der Ausarbeitung der Ordenskonstitutionen und leitete den rasch wachsenden Orden bis zu seinem Tod 1556 in Rom. Außerdem legte Ignatius von Loyola den Grundstein für zwei Tätigkeitsbereiche, die den Jesuitenorden später prägten: die Führung von Schulen und die Missionstätigkeit. Ignatius von Loyola wurde 1622 heiliggesprochen. Er ist Patron der Exerzitien und Exerzitienhäuser, der Kinder, Schwangeren und Soldaten, des Bistums Bilbao sowie gegen Fieber, Pest und Cholera. Als Attribute trägt er ein flammendes Herz, das IHS-Zeichen, drei Nägel, einen Drachen und die Weltkugel bei sich. Die römisch-katholische Kirche begeht seinen Gedenktag am 31. Juli.