Im Interview: Tina Geroldinger
Komponieren bedeutet für mich …
Ausdruck. Lebenseinstellung. Kunst. Philosophie. Neugierde. Experiment. Mit Tönen unbeschriebene Blätter bemalen.
So würde ich meinen Kompositionsstil beschreiben …
... von handgezeichneten Partiturbildern über das Konzipieren von außermusikalischen Elementen bis zur detailgetreuen Beschreibung eines Klanges versuche ich alle meine Interessen zu vereinen: Komponieren, bildende Kunst, Philosophie, Experimentieren ... Oft haben meine Kompositionen eine narrativ-bildliche Note, die zur Verdeutlichung auch performativ auf der Bühne erzählt werden. Ich will damit meine Musik (be)-greifbar machen – stets mit einer Prise Humor, aber auch mit einem kritisch hinterfragenden Blick.
Mit diesen kompositorischen Mitteln habe ich für den Linzer Mariendom komponiert …
Mastermind: Kopf + feine aufmerksame Ohren + Gefühl.
Die Helferlein: Bücher, Melodica, Stimme, Spiegel, Zettel & Stift, Schokolade, … zuletzt digitales Notationsprogramm.
Wie sich mein Bild Anton Bruckners durch die Kompositionswerkstatt verändert hat …
Mein Wissen über Anton Bruckner wurde durch den Workshop erweitert – das Bild hat sich dadurch nicht verändert.
Diese Erfahrung im Rahmen der Kompositionswerkstatt war für mich prägend ….
Die Zeit als Turmeremitin.
Der Linzer Mariendom feiert 2024 seinen 100. Geburtstag. Für mich ist er …
Während der Kompositionswerkstatt hat sich mein Bild der Raum- und Klangwahrnehmung im Linzer Mariendom wesentlich verändert: Das anfängliche Gefühl einer kleinen Ameise in einem Raum, der in den Bann zieht, eine faszinierende Architektur – bis hin zu einem Raum, in dem man sich gut aufgehoben fühlt, Lust zu experimentieren bekommt, die Zeit langsamer vergeht und sich die anfängliche „Magie“ in eine vertraute Umgebung verwandelt.
Die Zeit als Turmeremitin war für mich …
... 3-Tage in Einsamkeit als Eremit sind weder still, ruhig, noch einsam, sondern voller „KAIJA“. Was das bedeutet, erfahrt ihr im Konzert ;-)
Spiritualität meint für mich …
Mensch-Sein. Natur. Kreativität. Kunst schaffen. Kraft schöpfen. In Zyklen.
So hat meine Spiritualität die entstandene Komposition beeinflusst …Meine Komposition „Sammelalbum – Möwe, wie kannst du so schön weinen?“ gibt szenische Einblicke in die Gedankenflut einer langersehnten Kurzzeit-Eremitin. Alles ein wenig wirr? Wie ein absurder Traum. Ja, so mag er sein, der Vorgang des Nachdenkens – mit all seinen Pfaden zu Gedanken, Gefühlen, Erinnerungen, Wahrnehmungen, … ein schmerzlicher, sehnsüchtiger & zugleich befreiender Unterton.