Generationen
Wie Ereignisse und Erlebnisse Generationen prägen!
Jede Generation, die geboren wird, grenzt sich klar bewusst oder unbewusst von den bereits vorhandenen Generationen ab. Das führt zu Generationskonflikten.
Eine Einteilung der Generationen nach dem Jahrgang der Geburt ist nicht vollständig möglich.
Trotzdem lassen sich klare Unterschiede zwischen den einzelnen Generationen feststellen.
Erlebnisse können ganze Generationen prägen. Dabei handelt es sich nicht nur um einprägsame Erlebnisse aus der Kindheit, sondern auch um gesellschaftliche Ereignisse. Dazu zählen etwa die Kriegswirren der Jahre 1939 bis 1945, die Vertreibung von Haus und Hof, aber auch die Erfahrungen, die in der heutigen Zeit gemacht werden. Als Beispiel kann der Umgang mit den Kindern und Jugendlichen während der Zeit der Pandemie dienen. Diese Erfahrungen werden die heutige Generation so in ihrem Handeln prägen, dass es auf die Zukunft Auswirkungen haben wird. In den Wirren eines Krieges, aber auch in der Nachkriegszeit ist es für den einzelnen auch wichtig gewesen, zu welcher Personengruppe er gehörte. Je nachdem, ob er die Zeit als Jude, Roma, politisch Verfolgter oder Nationalsozialist erlebte, werden seine Erfahrungen andere sein. Das Gleiche gilt für die heutige Zeit der Pandemie. Die Generationserlebnisse prägen jedoch das tägliche Handeln stark.
Die jetztige Generation macht sich ebenfalls Gedanken über die Welt von Übermorgen. Ein Beispiel sehen Sie hier.
Ein Videobeitrag mit Alfred Klepatsch
Die Einteilung der Generationen nach Geburtsjahrgang
Mit dem Geburtsjahrgang 1922 beginnend, unterscheidet man heute fünf Generationen. Unterteilt werden sie nach dem Zeitraum der Geburt:
- 1922 - 1945: Die Generation der TraditionalistInnen, die das Ende des ersten und den Zweiten Weltkrieg sowie die Nachkriegszeit als Kind und Jugendlicher erlebten.
- 1946-1964: Die Generation der Babyboomer, die als erste Nachkriegsgeneration das Wirtschaftswunder erlebten. Es sind die geburtenstarken Jahrgänge, die aber auch den Kalten Krieg und die Teilung Deutschlands erlebten.
- 1965-1979: Die Generation X, die ihre Prägungen durch die Wirtschaftskrise und die zunehmenden Scheidungsraten bekamen.
- 1980-1983: Die Generation Y, auch als Millennials bezeichnet. Sie erlebten als Kinder und Jugendliche die Jahrtausendwende, den Boom in Bezug auf das Internet und die Globalisierung mit. Das Bildungsniveau war hoch zu dieser Zeit.
- 1994-2010: Die Generation Z, die die Digitalisierung vollständig bereits als Kinder und Jugendliche in ihren Alltag integriert haben.
Die Generation der Workaholics
Schaut man sich die einzelnen Generationen nach Geburtsjahrgängen an, so kommt man zu den erstaunlichsten Ergebnissen. Die Babyboomer sind die geburtenstärkste Generation seit dem Zweiten Weltkrieg. Sie sind heute bereits im Ruhestand oder stehen kurz davor. Diese Generation zeichnet sich durch Erfolg und Liberalität aus. Die Babyboomer haben die Arbeit als Lebensmittelpunkt angesehen und die eigenen Bedürfnisse nach hinten gerückt. Sie prägten maßgeblich den Begriff ‘Workaholic’. Die Pension ist also wohlverdient. Werte, die für diese Generation besonders wichtig sind, sind die Gesundheit, die Kreativität und der Idealismus. Die Kommunikation findet meist über das Telefon statt. Motiviert hat diese Generation der Wunsch, nach persönlichem Wachstum und das Gefühl, gebraucht zu werden. Ihren Erfahrungen wird daher auch eine große Wertschätzung entgegengebracht.
Arbeit als Mittel zum Zweck
Die Generation X möchte beruflich vorankommen. Sie sind deshalb individualistisch, ambitioniert und von Ehrgeiz geprägt. Dafür bringen sie die besten Voraussetzungen mit, denn sie sind gut ausgebildet. Arbeit ist für sie allerdings nur Mittel zum Zweck. Damit stehen sie in einem völligen Gegensatz zu der Generation der ‘Babyboomer’, die ihre eigenen Bedürfnisse nach hinten stellten. Die Generation X liebt die Unabhängigkeit und ist auf der ständigen Suche nach dem Sinn. Sie sind eher pragmatisch veranlagt und streben nach einer hohen Lebensqualität. Zeit ist ihnen viel wichtiger als Geld. Die Kommunikation findet meist über das Telefon oder per E-Mail statt. Ihre Motivation liegt in einer guten Work-Life-Balance.
Die Generation mit dem besonderen Anspruch
Die Millennials sind eine Generation, die ganz besondere Ansprüche stellt. Die Arbeit, der sie nachgehen, muss einen Sinn ergeben, soll aber gleichzeitig abwechslungsreich sein. Die Generation Y will sich darüber hinaus auch noch selbst verwirklichen. Sie finden sich sowohl in der Online- als auch in der Offline-Welt gut zurecht. Dabei liegt ihr Fokus auf Vernetzung. Das Internet ist im alltäglichen Leben integriert und sie sind die erste Generation, die von den digitalen Medien sozialisiert wurde. Neben der Arbeit engagieren sie sich häufig in anderen Projekten, unterscheiden aber nicht mehr so streng zwischen Privatem und Arbeit. Das Private hat jedoch einen großen Stellenwert, deshalb wurde in dieser Generation aus der Work-Life-Balance die Work-Life-Blend. Das bedeutet, dass man Privates während der Arbeitszeit erledigen können muss. Andersherum wird während der Freizeit auch Arbeit erledigt. Die Generation Y ist eine optimistische Generation, die im ‘Hier und Jetzt’ lebt. Häufig sind sie 24 Stunden am Tag online anzutreffen. Sie sind am liebsten mit Menschen zusammen, die mit ihnen auf der gleichen Wellenlänge sind.
Die digitale Generation
Die Jugendlichen von heute sind die Dienstnehmer von morgen. Diese Generation ist vollständig mit digitalen Medien und Technologien aufgewachsen. Sowohl das Smartphone als auch das Internet sind eine Selbstverständlichkeit im Alltag, egal ob Beruf oder privat. Im Gegensatz zur Generation Y prägt diese Generation eine starke Differenzierung zwischen Arbeit und privat. Den Laptop oder das Tablet nach der Arbeit mit heim zu nehmen wird strikt abgelehnt. Die Selbstverwirklichung findet meist innerhalb der sozialen Kontakte und in der Freizeit statt. Es wird in dieser Generation nicht mehr abgegrenzt zwischen virtuellem und realem Leben. Dabei findet der digitale Austausch ununterbrochen statt. Ihr Hauptwunsch ist die freie Entfaltung. Gleichzeitig sind sie aber unsicher, was ihre Zukunft anbelangt. Die Möglichkeit der ungebremsten freien Entfaltung führt zu Unsicherheiten und Ratlosigkeiten. Deshalb probieren sie aus, welche Wege für sie passen könnten.
Die Chancen eines Wertewandels
Jede Generation hat also ihre eigenen Werte und Einstellungen zum Leben. Diese treffen im Alltag und auf der Arbeit aufeinander und stellen uns vor besondere Herausforderungen. Gleichzeitig bedeutet das aber auch eine Chance darauf, durch entsprechende Rahmenbedingungen ein effizientes Miteinander zu schaffen.
Enkeltauglichkeit! Die goldene Regel der Generationen lesen Sie hier!
Ypsilon-Ausgabe 3/2021 (blättern Sie auf Seite 4)
Gerechtigkeit zwischen den Generationen – ein (ungeschriebener) Vertrag
Der Terminus der Generationengerechtigkeit ist relativ neu und bezeichnet zum Einen die Eigenschaften und Erfahrungen einer bestimmten Altersgruppe, zum anderen aber auch den zeitlichen Abstand und die Unterschiede in den Merkmalen zur vorangegangenen Altersgruppe. Es handelt sich also um den immerwährenden Konflikt zwischen Alt und Jung, der sich aus den verschiedenen Lebensverhältnissen der Angehörigen der unterschiedlichen Generationen ergibt. Es gibt Medien, die einen Gegensatz zwischen der Interessenlage von alt und jung erkannt haben wollen. In einigen Medien mutiert dieser sogar zum ‘Krieg der Generationen’. Dieses Gespenst wird seit Jahren durch die Öffentlichkeit gescheucht. Ursache sind demnach die ‘gierigen Alten’, die immer mehr der knappen Ressourcen für sich beanspruchen zulasten der Jungen. Diese Prognosen beruhen auf der falschen Annahme, dass es sich bei den Konflikten rund um die Verteilung um ein Nullsummenspiel handelt. Was die Alten an Pension bekommen, wird den Jungen an Beiträgen weggenommen. Diese Logik ist schlecht nachvollziehbar, wenn man miteinbezieht, dass beinahe jeder zehnte Euro, den ältere Personen durch die Pension beziehen, an jüngere Verwandte weitergegeben wird. Darüber hinaus lassen sich auch ähnliche Interessenlagen erkennen, die alle Generationen zusammenführen können. Ob jung oder alt, jede Generation muss sich den Herausforderungen des gesellschaftlichen Lebens stellen. Die Anforderungen sind für beide Seiten gleich. Auch die Suche nach sinnstiftenden Rollen und Aufgaben gestaltet sich gleich. Es braucht wiederum mehr Solidarität und das Bewusstsein, dass jede Generation den Blick nach vorne und zurück im Sinne des Gemeinwohls im Auge haben muss (Generationenvertrag: ich trage etwas für die Gemeinschaft bei und bekomme auch etwas zurück).
Es bestehen also durchaus Anreize für einen Austausch zwischen Alt und Jung. Meist wird nämlich völlig außer Acht gelassen, dass die Jungen von heute die Alten von morgen sein werden. Daraus ergibt sich ein durchaus positiv besetztes wechselseitiges Abhängigkeitsverhältnis. Wichtig ist deshalb, das Bewusstsein der Jungen für die eigene Zukunft zu schärfen und keine Reformpolitik im Interesse der Jungen zu betreiben. Das ist allerdings nicht nur eine Aufgabe für die Politik. Altersforscher wie Paul B. Baltes kommen zu dem Schluss, dass die Jugend erst im Alter die eigene Zukunft erkennen kann und dementsprechend verantwortungsvoll handelt. Selbst Wilhelm Raabe gibt zu bedenken: "Ich bin in meiner Jugend mit alten Leuten umgegangen und gehe in meinem Alter mit jungen um. Das ist die Weise, wie der Mensch möglichst behaglich durch die Welt kommen mag." Savador Dali ergänzt: "Der größte Fehler, den die Jugend von heute hat, ist der, dass man nicht mehr zu ihr gehört."
Der Dialog der Generationen
In der heutigen Zeit, so scheint es, jagt eine Herausforderung die nächste. Verordnungen, Reformen und Gesetzesänderungen sind die Begriffe der Politik. Der ‘Krieg der Generationen’ ist zwar nicht vorhanden, aber ein grundlegender Umwälzungsprozess ist trotzdem zu spüren, obwohl er auf leisen Sohlen daher kommt. Es ist unbestritten, dass die Gesellschaft altert. Die Lebenserwartung steigt, währenddessen die Geburtenraten sinken. Daraus ergibt sich eine Veränderung der Anteile der Altersgruppen. Bereits 2030 wird jeder Dritte über 60 Jahre alt sein. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war es nur jeder Zwölfte. Das bedeutet aber auch, dass die einzelnen Generationen einer Familie noch nie so viel Zeit miteinander verbracht haben wie heute und in der Zukunft. Das führt zu der Frage, wie die einzelnen Generationen zukünftig miteinander leben wollen? Die Beziehungen zwischen den einzelnen Generationen müssen ständig neu gestaltet werden. Das kann allerdings nicht der Staat erledigen, sondern liegt im alltäglichen Umgang miteinander. Jung und alt müssen sich mit Respekt begegnen und sollten sich nicht als Last, sondern als Bereicherung empfinden.
Generationen Foto: Pixabay
Es sind also neue Lebensformen gefragt. Die heutigen jungen Alten sind gesund wie nie zuvor, haben ein gutes finanzielles Einkommen und reichlich Erfahrungen. Die besten Voraussetzungen als Verantwortungsträger ins Blickfeld zu geraten. Die Pension ist heute nicht mehr nur Freizeit, sondern auch eine Chance für die Zivilgesellschaft. Freiwilligendienste werden heute generationsübergreifend geleistet und sind eine gute Basis für den Dialog. Dabei können jung und alt in vielen Bereichen tätig werden. Bildung kann genauso unterstützt werden wie die Betreuung und Begleitung von anderen Menschen. Wertvolles Erfahrungswissen wird dabei ausgetauscht und genutzt.
Den Begriff enkeltauglich findet man noch nicht im Duden. Er wurde im Jahr 2001 in Deutschland als Wortschöpfung einer Kampagne geprägt. Erklärbar ist er in einem Satz: Schaffen wir eine Zukunft, in der die nachfolgenden Generationen leben können. An und für sich nichts Neues, denn schon immer gab es den Satz: Jeder Mensch sollte mit seinem Leben die Welt ein ganz klein wenig besser machen. Die Frage, die junge Leute stellen, ist: Was hat die ältere Generation getan, um eine lebenswerte Welt zu hinterlassen? Die Frage, die sich junge Menschen gefallen lassen müssen, ist: was tun sie heute schon, um ihren Kindern später einmal eine lebenswerte Welt zu hinterlassen? Man erinnere an das konsumieren von Unmengen an Smartphones und Laptops, welche Elektroschrott in nicht unerheblichem Maße produzieren. Klar ist eine lebenswerte Welt kann nur von allen Generationen geschaffen werden. Seniors for futures ist ein Schritt in die richtige Richtung.
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Quelle:
Prof. Dr. Antje-Britta Mörstedt, PFH Private Hochschule Göttingen https://www.pfh.de/fileadmin/Content/PDF/forschungspapiere/vortrag-generation-z-moerstedt-ihk-goettingen.pdf
Sigrun-Heide Filip, Beziehungen zwischen den Generationen im Erwachsenenalter als Thema der verhaltenswissenschaftlichen Forschung, in: Lothar Krappmann/Annette Lepenies (Hrsg.), Alt und Jung - Spannung und Solidarität zwischen den Generationen, Frankfurt/M. - New York 1997
François Höpflinger, Generationenfrage. Konzepte und theoretische Ansätze,
Kurt Lüscher/Ludwig Liegele, Generationenbeziehungen in Familie und Gesellschaft, Konstanz 2003