Bunte Orgellandschaft Oberösterreich
Als besonders wertvoll erachtet er, dass in Oberösterreich neben den neueren Instrumenten auch die älteren, historischen Orgeln geschätzt werden, die den verschiedenen Klangidealen – zum Beispiel aus Renaissance, Barock oder Romantik – entstammen und naturgemäß nicht einer „heutigen Norm“ entsprechen.
Im Interview hat er mehr über seine Arbeit als Orgelreferent Oberösterreichs und seine Ziele und Akzentsetzungen für die Zukunft verraten.
Über seine Aufgaben als Orgelreferent...
Zu den Hauptaufgaben gehören kurz gesagt neben den amtlichen Notwendigkeiten als diözesane Fachstelle (Erstellung von Bestandsaufnahmen und Gutachten, Verhandlungen mit dem Bundesdenkmalamt, Erstellen von Verträgen, Abnahme und Übergabe von ausgeführten Projekten, ...) vornehmlich die Beratung und Hilfestellung der Pfarren bei geplanten Arbeiten unter Berücksichtigung der kirchenmusikalischen Erfordernisse.
Über die konkrete Arbeit in den Pfarren...
Die Orgel ist liturgisch das wichtigste Musikinstrument. Bei meiner Arbeit geht es darum, gemeinsam mit einer Pfarrleitung und den Organistinnen und Organisten ein möglichst gutes und nachhaltiges Projekt zu entwickeln und umzusetzen. Dabei muss nicht immer eine teure Lösung das Ziel sein, manchmal genügt auch eine einfache Reparatur, wenn es der Zustand zulässt. Das heißt, der Dienst des Orgelreferenten ist zu einem hohen Prozentsatz vor Ort bei den Orgeln erforderlich.
Über Probleme, mit denen Orgel und ihre Organistinnen und Organisten in Oberösterreich derzeit zu kämpfen haben...
Wenn wir Menschen verkühlt sind und keine Stimme haben, gehen wir zum Arzt. Wenn Orgelpfeifen vor lauter Schmutz nicht mehr ansprechen und keinen guten Ton mehr von sich geben, wird gut und gern aus finanziellen Gründen die Orgelwartung hinausgeschoben und die Orgelbaufirma erst dann geholt, wenn gar nichts mehr geht. So müssen unsere Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker sehr oft mit mangelhaften Instrumenten ihren wertvollen liturgischen Dienst versehen.
Bei den Orgeln selbst ist seit circa fünfzehn Jahren ein neues Phänomen aufgetaucht: Nahezu die Hälfte aller Orgeln im Lande weisen Schimmelpilzbefall auf und erleiden großen Schaden.
Über Ziele und Akzente im Bereich Orgel und Orgelpflege in Oberösterreich...
In den kommenden Jahren steht sicherlich der Erhalt und die gute Pflege und Wartung unserer knapp 900 Orgeln im Vordergrund, aber auch die wenigen Neubauten sollen möglichst qualitätsvoll ausgeführt werden können. Eine Orgel muss jahrzehntelang und generationenübergreifend funktionieren und vor allem gut klingen, um die Herzen der Menschen zu erreichen.
Hauptthema ist und bleibt die klimatische Veränderung in den Kirchenräumen, die sich durch Schimmelpilzbefall an der Orgel zeigt. Gemeinsam mit der Abteilung für kirchliches Bauen muss hier den Pfarren verstärkt geholfen werden. So kann man mit der Beachtung weniger Grundregeln größeren Schaden durch Prävention abwenden: Das Merkblatt „Schimmelvorbeugung in Kirchenräumen und Orgeln“ kann sich jeder downloaden.
Zur Person:
OBM Siegfried Adlberger legte nach der Orgelbauerlehre und einigen Praxisjahren die Meisterprüfung als Orgelbauer mit Berechtigung zur Lehrlingsausbildung sowie die Berufsreifeprüfung ab. Neben seiner kirchenmusikalischen Weiterbildung am Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese Linz absolvierte er an der Hochschule in Heidelberg die Ausbildung zum Glockensachverständigen. Von 1993 bis 1996 war er als amtlicher Orgelsachverständiger Mitarbeiter im Referat für Kirchenmusik der Diözese Linz. Seit seiner Bestellung zum Glockenreferenten (1995) und zum Orgelreferenten (1996) leitet er das Orgel- und Glockenreferat der Diözese Linz. Adlberger ist außerdem Mitglied der Kirchenmusikkommission der Diözese Linz, der Orgelkommission der Diözese Linz sowie der österreichischen Kirchenmusikkommission, wo er Vorsitzender der Fachkommission Glocken ist.