Musik als Verbindung über konfessionelle Grenzen...
Im Interview erzählt die junge Kirchenmusikerin mehr über ihre Aufgaben, ihren Weg und ihren Zugang zur Kirchenmusik und verrät, was sie an der ökumenischen Zusammenarbeit im Bereich Kirchenmusik besonders schätzt.
Über ihre Arbeit als Kirchenmusikerin und Diözesankantorin...
Meine diözesanen Aufgaben sind die Unterstützung, Aus- und Fortbildung nebenamtlicher Kirchenmusiker (zum Beispiel durch Orgel- und Chorleitungsseminare, Schnupperkurse, Chorabende, Chortreffen, Unterricht, Mitarbeit auf der Werkwoche für evangelische Kirchenmusik, Beratung), die Planung und Ausgestaltung der Musik bei diözesanen Großveranstaltungen (zum Beispiel den oberösterreichischen evangelischen Kirchentag zum Reformationsjubiläum am 15. Juni 2017 in Linz), die Mitarbeit in übergeordneten Gremien (z.B. Beirat für Kirchenmusik), sowie die Unterstützung der Gemeinden bei Orgelbaufragen (als erster Ansprechpartner, als Orgelbausachverständiger ist aber Landeskantor Matthias Krampe für den gesamten österreichischen evangelischen Raum tätig). Zusätzlich werde ich für konkrete Veranstaltungen wie Orgelspiel bei Festgottesdiensten, Orgelkonzerte, besondere Chorproben, Vorträge usw. angefragt.
In der Pfarrgemeinde Linz-Innere Stadt leite in die Evangelische Kantorei, Kinder- und Jugendchor, spiele die Orgel in Gottesdiensten und teilweise bei Kasualien, organisiere Konzerte sowie die wöchentliche Orgelvesper und bin somit für die gesamte Kirchenmusik zuständig.
Über Musik als Verkündigung...
Das eigene Singen und Musizieren ebenso wie das Hören von Musik vermittelt die christliche Botschaft auf einer anderen, oft viel unmittelbareren Ebene als das gesprochene Wort. Kirchenmusik kann uns Freude, Trost und Hoffnung bringen oder uns zum Nachdenken anregen und ist somit unverzichtbarer Bestandteil des kirchlichen Lebens.
Über Akzente für die (evangelische) Kirchenmusik...
Ich wünsche mir, dass wieder mehr Menschen entdecken, wie viel das Mitsingen in einem Chor für einen selber und für die Zuhörer bedeuten kann. Dafür sehe ich noch viele Reserven im Bereich der Kinderchorarbeit! Wenn die Kinder nicht zumindest projektweise zur Kirchenmusik hingeführt werden, wird es auch später schwerer, sie zum Mitsingen in einem Chor zu bewegen. Mein Ziel ist es außerdem, auch weiterhin ChorsängerInnen und ChorleiterInnen durch Chortreffen und Chorabende zu unterstützen und zu motivieren.
Ich möchte noch mehr Menschen finden, die entdecken, wie viel Freude es macht, Orgel zu spielen. Die Orgel soll nicht als verstaubtes Kircheninventar sondern als Instrument mit einer wunderbaren Bandbreite an klanglichen Möglichkeiten wahrgenommen werden. Dazu müssen natürlich auch die Orgeln entsprechend gepflegt oder restauriert sowie Neubauprojekte gut angegangen werden. Die derzeit positive Entwicklung eines verstärkten Austauschs unter den OrganistInnen möchte ich weiter fördern.
Sehr wichtig ist mir, dass die Kirchenmusik nicht auf ein bestimmtes Repertoire eingeschränkt und die klassische Kirchenmusik komplett verdrängt wird, sondern in ihrer ganzen Vielfalt Teil der Verkündigung und eines lebendigen Pfarrgemeindelebens ist.
Über die Begeisterung von Menschen für Kirchenmusik...
Die meisten Menschen sind in irgendeiner Form für Kirchenmusik zu begeistern. Neben aktiven ChorsängerInnen, MitspielerInnen in Posaunenchören oder Jugendbands, OrganistInnen, im Gottesdienst aktiven PianistInnen oder GitaristInnen gibt es viele, die gern zuhören oder in Gottesdiensten das Mitsingen der Lieder schätzen. Kirchenkonzerte oder musikalisch besonders gestaltete Gottesdienste sind anziehend gerade auch für Menschen, die der Kirche sonst nicht nahe stehen. Je mehr Aufwand mit dem eigenen Wirken für die Kirchenmusik verbunden ist, desto schwieriger wird es natürlich: gerade die Arbeit als ChorleiterIn oder OrganistIn erfordert sehr viel Vorbereitung und eigenes Üben zusätzlich zu den dann stattfindenden Chorproben oder dem Ausgestalten und Begleiten eines Gottesdienstes.
Das Wichtigste für das Gewinnen von aktiv kirchenmusikalisch Tätigen ist, dass ihnen für ihre Arbeit in ihren Pfarrgemeinden auch die nötige Wertschätzung entgegengebracht wird. In den evangelischen Pfarrgemeinden ist die Wertschätzung der Kirchenmusik insgesamt erfreulich hoch.
Über ihren eigenen Weg zur Kirchenmusik...
Zur Kirchenmusik gekommen bin ich über meine Heimatgemeinde Dresden-Klotzsche, wo ich von klein auf in den diversen Kinderchorgruppen, im Jugendgospelkreis und schließlich der Kantorei mitgesungen habe. Zusätzlich hatte ich Blockflöten-, Klavier- und Orgelunterricht und besuchte mit meiner Familie viele Konzerte. So wuchs in mir recht früh der Wunsch, Kirchenmusik zu studieren. Ich bin dankbar, dass ich als Kirchenmusikerin mit und für Menschen aus allen Altersgruppen in vielfältigster Weise Musik zum Lob Gottes machen kann.
Über ökumenische Zusammenarbeit im Bereich Kirchenmusik...
Viele nebenamtliche OrganistInnen spielen bereits sowohl in evangelischen wie auch katholischen Gottesdiensten und sind darum für gemeinsame Fortbildungsangebote umso dankbarer. Das gemeinsame Singen und Musizieren schafft eine gute Verbindung über konfessionelle Grenzen hinweg.
Ich möchte darum auf jeden Fall sehr gern die gute ökumenische Zusammenarbeit mit dem Referat für Kirchenmusik der Diözese Linz, dem Orgel- und Glockenreferat der Diözese Linz sowie dem Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese Linz fortsetzen! Ökumenische Orgelseminare in Schwanenstadt und Eferding, bereits zwei OrganistInnentreffen 2015 und 2016, der erste Aktionstag Chorleitung (2016), zwei Schnupperkurse Chorleitung, ein Kinderchorleitungsseminar und die gemeinsame musikalische Ausgestaltung des ökumenischen Fernsehgottesdienstes im Advent 2016 waren eine große Bereicherung des kirchenmusikalischen Lebens von Oberösterreich. 2017 gibt es das nächste ökumenische Orgelseminar in Vöcklabruck, den zweiten Aktionstag Chorleitung in Schloss Puchberg und im Herbst erstmals Kinderorgeltage in Kooperation mit Orgellehrern vom Landesmusikschulwerk. Auch für das nächste Jahr haben wir u.a. mit Orgelschnupperkursen schon neue Ideen.
Zur Person:
Franziska Leuschner M. mus. wurde in Dresden geboren und erhielt ihre erste musikalische Ausbildung am Heinrich-Schütz-Konservatorium Dresden. Nach dem Studienabschluss an der Hochschule für Kirchenmusik Dresden 2011 folgten Aufbaustudiengänge in Chorleitung und Orgel (u.a. bei Kreuzorganist Holger Gehring). Schließlich studierte sie von 2012 bis 2014 im Masterstudiengang Kirchenmusik A an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (Chorleitung bei Hannelotte Pardall, Orgel bei Wolfgang Zerer). Neben ihrem Studium arbeitete sie vertretungsweise als Chorleiterin und Organistin bei verschiedenen Gemeinden in Hamburg und Dresden. Seit Herbst 2014 ist Franziska Leuschner Kirchenmusikerin an der Martin-Luther-Kirche in Linz und Diözesankantorin der evangelischen Diözese Oberösterreich.