Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker sind Pastoralarbeiter...
In vielen Pfarren wird seit mehreren Wochen intensiv geprobt, um eine vielseitige musikalische Gestaltung der Karwochen- und Osterliturgie zu ermöglichen. "Eine unglaublich intensive und auch anstrengende Zeit", weiß Andreas Peterl. Er erklärt, dass viele Kirchenchöre und ihre Chorleiterinnen und Chorleiter ihre Leistung in dieser Zeit völlig unterschätzen. Was aber wenn beispielsweise Fragen zum Liedplan auftauchen? Oder wenn neue Literatur für den Gottesdienst gesucht wird? In diesem Fall erhalten Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker Unterstützung vom Referat für Kirchenmusik der Diözese Linz.
Begleitung und Unterstützung der kirchenmusikalisch Tätigen
"Das Kirchenmusikreferat versteht sich als Anlauf- und Beratungsstelle für sämtliche kirchenmusikalische Fragen", erzählt Peterl, der gemeinsam mit Referentin Marina Ragger und Sekretärin Ulrike Koblmüller das Team des Referats für Kirchenmusik der Diözese Linz bildet und die kirchenmusikalisch Tätigen in der Diözese Linz begleitet und unterstützt.
Unmittelbaren Kontakt mit den Pfarren gibt es bei Beratungen verschiedenster Art – von der Liedplanerstellung über technische Fragen bis hin zu Honoraren, von KantorInnenschulungen über Gotteslobeinführungen bis hin zum Chorleitercoaching. "Eine direkte konstante Beratung vor Ort ist in unserer Diözese leider nicht möglich, da wir über keine Regionalkantoren verfügen", erklärt er. Fortbildungsveranstaltungen für ChorleiterInnen, -sängerInnen und OrganistInnen in ganz Oberösterreich und der Notenverkauf (mit vielen selbst herausgegebenen Werken) ergänzen das vielfältige Angebot für die kirchenmusikalisch Tätigen in der Diözese Linz.
Schwerpunkte und Akzente in der Kirchenmusik
Gemeinsam mit dem Orgel- und Glockenreferat der Diözese Linz, dem Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese Linz und/oder dem Arbeitsbereich Kirchenmusik der Evangelischen Diözese Oberösterreich wurden außerdem bereits neue Veranstaltungsmodelle wie das "Ökumenische OrganistInnentreffen" oder der "Aktionstag Chorleitung" durchgeführt. 2017 liegt der Schwerpunkt auf neuer Musik für Wort-Gottes-Feiern. Dazu wurden von der Abteilung Liturgie/Kirchenmusik drei Kompositionsaufträge mit Sets für vier Gesänge (Kyrie-Litanei, Antwortpsalm, Ruf vor dem Evangelium, Sonntäglicher Lobpreis) vergeben. Die neuen Kompositionen von Alfred Hochedlinger, Peter Planyavsky und Wolfgang Reisinger werden im Frühjahr und Sommer 2017 erstmals im Gottesdienst erklingen und sind ab Herbst dann auch in Notenform beim Kirchenmusikreferat erhältlich.
Die Förderung des OrganistInnennachwuchses steht in diesem Jahr ebenfalls im Fokus: Gemeinsam mit dem Landesmusikschulwerk Oberösterreich und dem Arbeitsbereich Kirchenmusik der Evangelischen Diözese Oberösterreich wird im Oktober ein "Kinderorgeltag" veranstaltet. Für Herbst steht außerdem ein weiteres größeres Projekt an: Alle Pfarren sollen kontaktiert werden, um die Adresskarteien mit allen kirchenmusikalisch Tätigen zu aktualisieren, damit diese künftig rasch und unkompliziert erreicht werden können.
Kirchenmusik – konkret nachgefragt!
Konkret nachgefragt hieß es im Interview mit Andreas Peterl: Was bedeutet Musik als Verkündigung? Was hat es mit der Bezeichnung "Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusikern als 'Pastoralarbeiter'" auf sich? Ist es schwer, Menschen für Kirchenmusik zu gewinnen? Welchen Stellenwert hat die Kirchenmusik in den oberösterreichischen Pfarren? Und wie ist er eigentlich selbst zur Kirchenmusik gekommen? Die Antworten gibt's hier...
Über die Bedeutung von Musik in der Liturgie...
Darf ich Martin Luther zitieren? Bei ihm heißt es: "Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Fröhlichen traurig, die Verzagten herzenhaftig zu machen, den Neid und Hass zu mindern, und wer kann aller Bewegung des menschlichen Herzens, welche die Leute regieren, und entweder zu Tugend oder zu Laster reizen und treiben, erzählen, dieselbe Bewegung des Gemüts im Zaum zu halten und regieren, sage ich, ist nichts kräftiger denn die Musik."
Über Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker als "Pastoralarbeiter"...
Eigentlich hat das Paulus schon auf den Punkt gebracht: "Ermutigt einander mit Psalmen, Lobgesängen und von Gottes Geist eingegebenen Liedern; singt und jubelt aus tiefstem Herzen zur Ehre des Herrn." (Eph 5,19)
Organistinnen und Organisten, Kantorinnen und Kantoren, Chorleiterinnen und Chorleiter bringen ihre künstlerischen Fähigkeiten (in unterschiedlicher Art) zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen ein, schöpfen Kraft für ihren Alltag und/oder finden Trost und werden durch das Musizieren auch herausgefordert.
Chorsängerinnen und Chorsänger erfahren zudem Gemeinschaft im Chorsingen. Kirchenmusik kann den Menschen im christlichen Kontext Halt und Orientierung, vielleicht sogar Sinn geben – ich kann mir wenig "Pastoraleres" vorstellen.
Über das Gewinnen von Menschen für die Kirchenmusik...
Ich habe eigentlich meistens mit Menschen zu tun, die bereits in irgendeiner Art Interesse oder gar "Feuer" gefangen haben. Zu vermitteln, dass Kirchenmusik (wie jede andere künstlerische Tätigkeit) eine gute Vorbereitung, viel Üben und auch einen "langen Atem" braucht, ist immer wieder eine Herausforderung. Schließlich haben wir es ja fast nur mit Menschen zu tun, die ihre Freizeit investieren (müssen), um im Gottesdienst zu musizieren.
Eine weitere Herausforderung ist sicher auch, Bewusstsein für die liturgischen Besonderheiten zu wecken und zu fördern.
Über den Stellenwert der Kirchenmusik in den oberösterreichischen Pfarren...
Der Stellenwert der Kirchenmusik in Oberösterreich lässt sich schwer verallgemeinern. Grob gesagt kann man sagen: in den meisten Pfarren wird Musik im Gottesdienst geschätzt. Bezüglich der Arbeitsbedingungen vor Ort gibt es deutliche Unterschiede: manche werden von der Pfarre gut bis sehr gut unterstützt, einige wenige müssen leider sehr um ihre materielle und "emotionale" Anerkennung kämpfen...
Über seinen eigenen Weg zur Kirchenmusik...
Ganz unspektakulär: vom Ministrieren zum Orgelspielen zum (Chor-) Singen zum Chorleiten. Orgel spielen hatte ich schon als Jugendlicher begonnen, die Grundlagen für die Kirchenmusik konnte ich dann am Konservatorium für Kirchenmusik in Wien lernen, ehe ich auf der Uni studiert habe. Ich bin aus Überzeugung ein kirchenmusikalischer "Allrounder" mit chorleiterischer Schlagseite.
Zur Person:
Der gebürtige Feldkircher MMag. Andreas Peterl erhielt seinen ersten Orgelunterricht bei Bernhard Loss und Renate Sperger. Im Anschluss studierte Peterl an der Universität Wien Geschichte und Katholische Kirchenmusik mit Schwerpunkt Chorleitung und Gregorianik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (Chor- und Ensembleleitung bei Erwin Ortner und Ingrun Fußenegger, Orgel bei Roman Summereder, Gregorianik bei Cornelius Pouderoijen). Ein außerordentliches Orgelstudium bei Brett Leighton an der Anton-Bruckner-Privatuniversität folgte. Andreas Peterl ist Leiter des Referats für Kirchenmusik der Diözese Linz, Lehrer für Chorleitung am Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese Linz und Leiter des Wiener Motettenchors. Außerdem ist Peterl Mitglied der Kirchenmusikkommission der Diözese Linz, der Orgelkommission der Diözese Linz sowie Vizepräsident der österreichischen Kirchenmusikkommission.