Karfreitag
„Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam weggenommen sein;
dann, in jenen Tagen, werden sie fasten.“
(Lk 5,35)
Die ursprünglichen Form des Gottesdienstes am Karfreitag ist eine Wort-Gottes-Feier. Das Kreuz steht im Mittelpunkt des liturgischen Geschehens und aus Trauer über den Tod Jesu wird ein liturgisches Fasten gehalten. In den Großen Fürbitten wird die Not der Welt vor Gott getragen. Wir können uns dem Leiden stellen, weil wir von der Auferstehung her leben dürfen.
Die Elemente der Feier sollen tiefer hineinführen in das Verstehen der Osterfeier.
Einzug – Ohnmacht
Schmucklos. Ausgeliefert. Schutzlos.
Die Karfreitagsliturgie beginnt anders als andere liturgische Feiern: In völliger Stille ziehen die liturgischen Dienste ein und legen sich vor dem Altar auf die Stufen zu einem stillen Gebet, an dem alle kniend teilnehmen. Durch das stille Gebet, die ungewöhnliche Körperhaltung und den Verzicht auf Gesang wird die Betroffenheit, die Trauer über den Tod und das Wissen um die eigene Begrenztheit ausgedrückt. Dieser „erniedrigten“ Haltung steht das stehende Beten in der Osternacht, der Feier der AuferSTEHung, gegenüber.
Wort Gottes – Gegenwart
Tod und Leben. Passion. Die Leidensgeschichte.
Nach dem Einzug und dem Tagesgebet folgt der Kern des Karfreitag-Geschehens. Die Feiernden werden hinein genommen in das Geschehen. Im Hören des Wortes Gottes wird es hier und jetzt gegenwärtig. Vor der Passionserzählung, dem Evangelium, wird der Tod Jesu in den Lesungstexten gedeutet.
Tod – Leben
Der Prophet Jesaja bezeugt: Leiden und Tod ist keine Strafe Gottes. Gott erweist gerade am Verachteten seine Treue. Er schenkt Zukunft und Heil durch Gewalt, Sterben und Tod hindurch. Er schafft die Wende zum gelingenden Leben. (Jes 52,13–53,12)
Im Brief an die Hebräer (Hebr 4,14–16; 5,7-9) wird deutlich: Jesus Christus kann unsere Verlassenheit, unsere Schwächen mitfühlen, denn auch er hat gelitten. „Als er auf Erden lebte, hat er mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod retten konnte, und er ist erhört und aus seiner Angst befreit worden.“ (Hebr 5,7) Verlassenheit im Tod ist nicht das Letzte – Gott ruft im Tod zum Leben.
Passion
Der Evangelist Johannes legt im Evangelium (Joh 18f), geprägt von der Erfahrung des Ostergeschehens, der Auferstehung, Zeugnis über die vorangegangene Leidensgeschichte ab. Jesus erscheint noch im Leiden als der siegreiche König. Der Tod am Kreuz wird als Erhöhung bezeichnet und als Verherrlichung. Hier wird besonders deutlich: Jesus ist und bleibt trotz des Leidens der Gesandte Gottes. Gott verlässt ihn nicht und erweist an ihm seine Macht.
Kreuzverehrung – Bekenntnis
Achtung vor den Verachteten. An der Seite der Leidenden.
Die Symbolhandlung der Kreuzverehrung lädt ein, Antwort zu geben auf das in den biblischen Texten Gehörte. Wenn an der Schwelle zum Altar ein Kreuz aufgestellt oder niedergelegt und von den Gläubigen durch Verneigung, Kniebeuge oder Kuss verehrt wird, ist das nicht nur Zeichen des Mitleids und der Trauer. Es ist ein Akt des Bekenntnisses und des Glaubens an den Auferstandenen. Es geht um die Verherrlichung Jesu Christi und nicht um die Verherrlichung des Leidens(werkzeuges).
Quellenangabe:
Freilinger, Christoph: Geheimnis des Glaubens. Die Feier von Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern. In: Arbeitshilfen der Katholischen Landvolkbewegung Deutschlands (Hrsg.): Werkblätter 2/2014.