Pfarrstrukturreform: Dekanate Linz-Nord und Braunau als erste Pionierpfarren gestartet
Im Juni 2021 war vom Bischöflichen Konsistorium festgelegt worden, dass die Dekanate Linz-Nord, Braunau, Schärding, Eferding und Weyer als Pionierpfarren im Herbst auf dem Zukunftsweg vorangehen. Sie werden als Erste in einem Zeitraum von etwa 2 Jahren die Pfarrstrukturreform umsetzen. Diesen Prozess sollen bis etwa 2027 alle Dekanate durchlaufen haben. Unterstützt werden sie dabei von einem Begleitteam, das aus zwei GemeindeberaterInnen und einer Begleitperson für inhaltliche Fragen besteht. Auf Diözesanebene ist die Stabsstelle Pfarrstruktur unter der Leitung von Martin Schachinger für die Koordinierung der Umsetzungsschritte verantwortlich.
Bei der Auswahl der Pionierpfarren wurde darauf geachtet, dass sie die Vielfalt der Diözese Linz abbilden: Pfarren in der Stadt sollten genauso vertreten sein wie Pfarren im ländlichen Raum, regionalen Besonderheiten sollte ebenso Rechnung getragen werden wie der Verschiedenheit pastoraler Orte.
Alle fünf Pionierpfarren starten im Herbst 2021 den zweijährigen begleiteten Übergangsprozess vom Dekanat zur zukünftigen Pfarre. Den Anfang machten am vergangenen Wochenende die Dekanate Linz-Nord (9. Oktober) und Braunau (10. Oktober). Ziel der Startveranstaltungen war es, gemeinsam auf den zweijährigen Umsetzungsweg zu schauen, den Zeitplan und einzelne Schritte zu erfahren und das Begleitteam kennenzulernen. Am Kick-off nahmen der jeweilige Dechant, der/die projektverantwortliche DekanatsassistentIn und Mitglieder des erweiterten Dekanatsrats (hauptamtliche SeelsorgerInnen, VertreterInnen der pastoralen Knotenpunkte, PfarrsekretärInnen und PfarrgemeinderätInnen) teil. Weiters wurde in jeder Pionierpfarre ein „Kernteam“ zusammengestellt, das aus Mitgliedern der Dekanatsleitung besteht und das den Prozess leiten wird.
Dekanat Linz-Nord: Im Vertrauen den ersten Schritt gehen
„Ihr seid die Pioniere der Pioniere!“ Mit diesen Worten begrüßte Martin Schachinger, Leiter der diözesanen Stabsstelle Pfarrstruktur, die ca. 70 Mitglieder der Dekanatsversammlung von Linz-Nord, die sich am 9. Oktober 2021 im Pfarrsaal von Linz-Christkönig zur Startveranstaltung für den Weg als Pionierpfarre eingefunden hatten. Zum Dekanat gehören die Linzer Pfarren Christkönig, Heiliger Geist, St. Leopold, St. Magdalena, St. Markus, Stadtpfarre Urfahr und Pöstlingberg-Lichtenberg. Am Kick-off nahmen Dechant Žarko Prskalo, Dekanatsassistent Matthias List, weitere VertreterInnen des Dekanatsrats und PfarrgemeinderätInnen aus den einzelnen Pfarren des Dekanats teil. Zum Kernteam, das den Prozess leitet, gehören Dechant Žarko Prskalo, Dekanatsassistent Matthias List als Projektverantwortlicher, Gerald Schuster, Iris Netzmann, Ursula Jahn-Howorka, Veronika Kitzmüller, Sonja Sommergruber, Andrea Mayer, Christian Hein und Ludwig Ecker. Die Begleitung des Dekanats übernehmen in den kommenden beiden Jahren Susanne Lammer und Sebastian Rappl (Prozessbegleitung und Moderation) sowie Bruno Fröhlich (inhaltliche Begleitung).
Martin Schachinger, Leiter der Stabsstelle Pfarrstruktur, informierte über Abläufe, Zeitpläne und die nächsten Schritte auf dem Weg und überreichte ein „Startpaket“ mit hilfreichen Unterlagen. Dass auf diesem Weg vieles in Bewegung kommen wird und dass es ein gemeinsames Unterwegssein ist, wurde beim spirituellen Auftakt der Veranstaltung deutlich: Das Lied „Auch eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt – vertraue und gehe“ wurde von den Anwesenden gemeinsam mit viel Freude getanzt und gesungen.
An der Startveranstaltung des Dekanats Linz-Nord nahm Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl als Vertreterin der Diözesanleitung teil. Sie brachte ihre Freude über die Vielfalt und Lebendigkeit im pastoralen Raum des Dekanats zum Ausdruck. Schon die verschiedenen Kirchenräume spiegelten diese Vielfalt wider: „Von der barocken Kirche bis zur jüngsten Kirche in Lichtenberg, Konzilskirchen und Kirchen, die bewusst den Anklang an die Arbeitswelt haben wie in Linz-Hl. Geist.“ Im Dekanat gebe es schöne Wohngegenden in grüner Umgebung genauso wie eine Notschlafstelle und eine Flüchtlingsunterkunft, Kindergärten, Schulen und die Jugendkirche Grüner Anker ebenso wie Seniorenheime. Sie ermutigte dazu, überall im Dekanat „heiligen Boden“ und Gottes Gegenwart zu entdecken, offen und vorurteilsfrei auf die Menschen zuzugehen und sie „einfach zu mögen“. Eder-Cakl: „Kirche ist immer Zeichen und Werkzeug der Liebe Christi. Es geht darum, diese Liebe Christi in Linz-Nord zu enthüllen und den Menschen den nächsten Schritt im Leben zu ermöglichen.“ Sie wünschte der Pionierpfarre Gottes Segen für den Weg und für ihre seelsorgliche Arbeit und gab ihnen ein Kalenderzitat mit auf den Weg: „Die wichtigste Zutat für den Aufbruch ist ein fröhliches Herz!“
Das Fazit von Dekanatsassistent Matthias List nach der Startveranstaltung: „Dieser Auftakt war ein guter und wichtiger Schritt auf dem Weg zur zukünftigen Pfarre – und eine gegenseitige Bestärkung, dass wir miteinander diesen Weg gehen wollen.“ Im Dekanat gebe es seit vielen Jahren ein gutes Miteinander, auf dem man aufbauen könne, so List. Die allererste Pionierpfarre zu sein, ist für ihn spannend, aber auch eine Herausforderung, weil man noch nicht auf Erfahrungswerte anderer zurückgreifen kann. „Pionierarbeit heißt, dass wir uns quasi ohne fertigen Bauplan auf den Weg machen und mit den vorhandenen Materialien improvisieren.“ Nun sei es wichtig, alle Beteiligten ins Boot zu holen. Bei der Startveranstaltung sei Aufbruchsstimmung spürbar gewesen und auch er selbst gehe mit Zuversicht in diesen Prozess: „Ich möchte es mit dem Bild ausdrücken, das eine pilgerbegeisterte Teilnehmerin beim Auftakt formuliert hat: Wenn ich mich beim Pilgern auf den Weg mache und die ganze Strecke anschaue, die vor mir liegt – manchmal sind es hunderte Kilometer –, kann mich das entmutigen. Besser ist es, den Blick auf die nächste Etappe zu richten und auf das zu schauen, worauf ich mich auf diesem Wegabschnitt freue.“
Als „Versüßung“ und Proviant für den gemeinsamen Weg erhielten die TeilnehmerInnen aus den Pfarren fair gehandelte Pralinen und einen Gutschein, einzulösen bei einer Bäckerei im eigenen Pfarrgebiet.
Dekanat Braunau: Bestärkung des Miteinander-Wollens
Als zweite Pionierpfarre startete am 10. Oktober 2021 das Dekanat Braunau den Umsetzungsprozess. An der Auftaktveranstaltung im Pfarrsaal von Mauerkirchen nahmen Dechant Gert Smetanig, Dekanatsassistentin Ursula Barth und etwa 60 VertreterInnen des erweiterten Dekanatsrates teil. Zum Dekanat gehören die Pfarren Braunau-Maria Königin, Braunau-Ranshofen, Braunau St.-Franziskus, Braunau-St. Stephan, Burgkirchen, Gilgenberg, Handenberg, Mauerkirchen, Mining, Neukirchen an der Enknach, Schwand im Innkreis, St. Georgen am Fillmannsbach, St. Peter am Hart und Überackern.
Das Kernteam, das den Prozess leitet, bilden Dechant Gert Smetanig, Dekanatsassistentin Ursula Barth als Projektverantwortliche, Irene Huss, Katharina Beinhundner, Silvia Klaushofer, Josef Forsterpointner, Karl Wimmer, Anton Zeilberger, P. Severin Piksa und Christine Rosska.
Die Begleitung des Dekanats übernehmen in den kommenden beiden Jahren Heinrich Brandstetter und Mayella Gabmann (Prozessbegleitung und Moderation) sowie Martin Brait (inhaltliche Begleitung). Martin Schachinger, Leiter der Stabsstelle Pfarrstruktur, informierte über Abläufe, Zeitpläne und die nächsten Schritte auf dem Weg und überreichte ein „Startpaket“ mit hilfreichen Unterlagen.
An der Startveranstaltung des Dekanats Braunau nahm Generalvikar Severin Lederhilger als Vertreter der Diözesanleitung teil. Er wies darauf hin, dass es zentrales Anliegen der Pfarrstrukturreform sei, Christ-Sein und Kirche-Sein als gemeinsame Aufgabe zu verstehen. Die Veränderung der Strukturen sei dafür nur „das Hilfsmittel, ein Instrument, das erst dann klingt, wenn es bespielt wird, wenn die Funktionen und Aufgaben gut genützt und mit Leben erfüllt werden“. Der Generalvikar skizzierte das Dekanat Braunau als „Region mit viel Erfahrung als Raum von wechselnden Grenzen, von Brücken und Übergängen, von Möglichkeiten des Zusammenfindens und Sich-Austauschens“. Bei der Auftaktveranstaltung gehe es wie bei einem neuen Orchester darum, festzustellen, welche Instrumente da seien, wie man diese passend zusammensetze und gut aufeinander abstimme, „damit am Ende jene Symphonie möglich ist, die alle zusammen mit Freude spielen und die einladend ist für die Menschen“. Es liege eine große Chance darin, sich auf eine gemeinsame Zukunft vorzubereiten und diese im Miteinander zu gestalten, so Lederhilger. Ziel sei, „dass die Freude am Christ-Sein und Kirche-Sein spürbar wird für uns und die Menschen um uns“. Er wünschte der Pionierpfarre Braunau Freude am Gestalten und Gottes Segen für den Weg. Lederhilger brachte auch seine Vorfreude auf die Dekanatsvisitation zum Ausdruck, bei der er von 14. bis 21. November mit Bischof Manfred Scheuer und Bischofsvikar Wilhelm Vieböck im Dekanat zu Gast sein wird. Bei den Gesprächen und Begegnungen würden die Visitatoren versuchen, „die Aufbruchsstimmung zu bestärken und auch auf Sorgen einzugehen“, so der Generalvikar.
Das spirituelle Element am Ende der Startveranstaltung war besonders für Laien und Ehrenamtliche eine Bestärkung: Das aktualisierte Gleichnis, verfasst in Anlehnung an die Bibelstelle 1 Samuel 3,1–21 (Berufung des Knaben Samuel im Tempel), machte deutlich, dass alle Getauften von Gott selbst berufen sind, sich mit ihren Fähigkeiten und Begabungen einzubringen.
Das Fazit der Projektverantwortlichen, Dekanatsassistentin Ursula Barth, zur Startveranstaltung: „Der Auftakt war eine sehr wichtige, gut durchdachte Veranstaltung und eine Bestärkung, dass wir das gemeinsam schaffen. Einige Fragen konnten geklärt werden, die Leute können jetzt gut mitgehen.“ Auch das Dekanat Braunau ist durch den Dekanatsprozess von 2014 bis 2016 zusammengewachsen und pflegt schon jetzt ein gutes Miteinander. Der Auftakt als Pionierpfarre hat das noch verstärkt, meint Barth: „Das Miteinander-Wollen ist deutlich zu spüren. Es wächst das Bewusstsein, dass wir eins sind und dass das verstärkte Miteinander in einer Pfarre eine Entlastung und Bereicherung für die einzelnen Pfarrgemeinden ist. Und: Es ist ein Prozess, kein vorgegebener Weg – das hat Druck herausgenommen. Als Pionierpfarre dürfen wir probieren und nachfolgenden Dekanaten etwas von unseren Erfahrungen weitergeben. Auch das wurde beim Start spürbar: Wir gehören in der Diözese alle zusammen.“
Zweijähriger begleiteter Übergangsprozess
Wie kann man sich nun den Weg dieser fünf Pionierpfarren vorstellen? Sie starten im Herbst in einen zweijährigen begleiteten Übergangsprozess. Im ersten Jahr geht es im Wesentlichen darum, dass die Pfarrteilgemeinden innerhalb einer Pfarre „Kirche weit denken“, dass alle Gläubigen ein motivierendes „Wir-Gefühl“ im kirchlichen Miteinander entwickeln und zusammen vereinbarte Ziele unter Beachtung der örtlichen Vielfalt und Gegebenheiten im pastoralen Raum angehen.
In jeder Pfarre wird daher ein gemeinsames Pastoralkonzept erarbeitet, in dem Ziele und Schwerpunkte für das künftige seelsorgliche Handeln festgelegt werden. In dieser Zeit sollen der Pfarrer sowie die Pastoral- und Verwaltungsvorstände bestimmt werden. Diese arbeiten mit den vorhandenen Priestern, Diakonen, SeelsorgerInnen, SekretärInnen und Ehrenamtlichen zusammen. Außerdem werden Mitglieder für die Seelsorgeteams in den Pfarrteilgemeinden und für den Pfarrlichen Pastoralrat (aus den Pfarrgemeinderäten) gesucht.
Die Seelsorgeteams werden nach dem Vorbereitungsjahr mit Beginn des 2. Jahres beauftragt, um in Begleitung und Zusammenarbeit, die Verantwortung für ihren Bereich in der Pfarrgemeinde zu übernehmen. Die Grundfunktionen der Kirche (Liturgie, Verkündigung, Diakonie und Gemeinschaft) sind allen Getauften aufgetragen, es braucht dazu aber auch Verantwortliche für Koordination, Organisation, Umsetzung und Initiativen. Geplant ist, dass etwa ein Jahr später die Dekanate rechtlich als neue Pfarren errichtet werden und – soweit nötig mit Unterstützung – in der neuen Struktur zu arbeiten beginnen.
Mit diesem Weg sollen in den kommenden Jahren jeweils im Herbst 5 bis 7 Dekanate beginnen, sodass in fünf bis sechs Jahren alle Dekanate bzw. Pfarren den Umstellungsprozess durchlaufen haben.