„Wie ist Glaube heute lebbar und für andere erschließbar?“
Am Beginn der Überlegungen sei die Frage gestanden, wie Glaube heute in einer säkularen Gesellschaft lebbar und für andere erschließbar sei. Es käme zuallererst auf die Haltung an, denn „alles sendet eine Botschaft“, so Gruber-Aichberger. Gottesbegegnung passiere, es gehe also darum, miteinander ins Gespräch zu kommen und „als Hörende, Suchende, als Gottes- und Lebenserfahrene mit den Menschen an verschiedenen Orten Glaubensspuren zu entdecken“.
Die Ausgangslage beschrieb Gruber-Aichberger folgendermaßen: Die Menschen hätten eine Sehnsucht nach berührenden, erschließenden Glaubensgesprächen und Ritualen, auch im nichtkirchlichen Kontext; gleichzeitig herrsche eine gewisse Sprachlosigkeit und Gleichgültigkeit. Teilweise seien die haupt- und ehrenamtlichen SeelsorgerInnen in den Pfarren überfordert, gleichzeitig gäbe es aber auch viele gelungene Neuansätze, sogenannte „Best-practise-Beispiele“. SeelsorgerInnen in den Pfarren hätten viele Ideen, aber häufig nicht die Ressourcen, um diese Ideen auch umzusetzen.
„Menschen mit Gott in Berührung bringen“
Das große Ziel in der Glaubensvermittlung heute sei es, Menschen mit Gott in Berührung zu bringen, das Wirken Gottes im Leben zu entdecken, zu benennen und gemeinschaftlich die Gegenwart Gottes zu feiern und zu erspüren. Dazu brauche es eine verständliche, bewegende und zeitgemäße Glaubenssprache.
Konkrete Maßnahme: „KundschafterInnen“
Die Frage sei, so Gruber-Aichberger, wie die Engagierten den Menschen helfen könnten, die Spuren Gottes im Leben zu entdecken. Dazu brauche es Anstöße von außen als Ermutigung und Unterstützung. Sogenannte „KundschafterInnen“ sollten im „offenen Raum“ (am Bahnhof, bei Festivals etc.), also abseits kirchlicher Strukturen, erkunden, wie Menschen leben; neben dem Erkunden gehe es auch um das Bestärken und Ans-Licht-Bringen von neuen Ansätzen. Geplant sei das Projekt der „KundschafterInnen“, die in nichtkirchlichen Strukturen erkunden, was mögliche Projekte außerhalb des Kirchenraums sein könnten, um diese dann für und mit Dekanaten, Seelsorgeräumen und Pfarren zu entwickeln.
Wer könnten nun solche „KundschafterInnen“ sein? Nach Gruber-Aichberger handelt es sich um glaubens- und lebenserfahrene Personen, die ein Grundmaß an theologischer Kompetenz und eine lebensnahe Sprache mitbringen. Sie sollen authentisch im Auftreten und Erzählen von Glaubenserfahrungen sein und einen wertschätzenden Umgang pflegen. Zuhören-Können sowie Reflexionsfähigkeit und -bereitschaft gehören ebenso zu den Fähigkeiten von „KundschafterInnen“.
Das innovative Potential dieser „KundschafterInnen“ sieht Gruber-Aichberger vor allem im Experimentieren-Dürfen. Strukturen und Abläufe können verlassen und neue Verknüpfungen hergestellt werden. Wenn die Botschaft neu erschlossen werde, könnten beispielsweise auch neue Formen für Feste im Kirchenjahr entstehen. Dabei sollten die Schätze des Glaubens als bedeutsam für das Leben der Einzelnen und der Gesellschaft bezeugt und neu entdeckt werden, so die Direktorin von Pastorale Berufe.