Gaspoltshofen ins Vorbereitungsjahr gestartet
Der Herbst ist für sieben Dekanate der Beginn eines ganz besonderen Arbeitsjahres: Sie werden als „vierte Gruppe“ die Umsetzung der Pfarrstrukturreform auf dem Zukunftsweg mit dem Vorbereitungsjahr beginnen. Die Dekanate Schwanenstadt, Pettenbach, Ottensheim, Gaspoltshofen, Mattighofen, Freistadt und Linz-Süd werden einen zweijährigen Prozess durchlaufen, an dessen Ende die neuen Pfarren als pastorale Räume mit Pfarrteilgemeinden stehen. Sie profitieren dabei von den Erfahrungen jener fünf „Pionierpfarren“, die seit 1. Jänner 2023 neu gegründet wurden, bzw. der „zweiten und dritten Gruppe“, bestehend aus jeweils sieben Dekanaten, die im Herbst 2022 und 2023 diesen Weg begonnen haben.
Dekanat Gaspoltshofen: Miteinander unterwegs zur neuen Pfarre
Nach den Dekanaten Schwanenstadt, Pettenbach und Ottensheim startete das Dekanat Gaspoltshofen am 12. Oktober 2024 den Umsetzungsprozess. Zum Dekanat gehören die Pfarren Aichkirchen, Aistersheim, Altenhof am Hausruck, Bachmanning, Gaspoltshofen, Geboltskirchen, Haag am Hausruck, Lambach, Meggenhofen, Neukirchen bei Lambach, Offenhausen, Pennewang, Stadl-Paura, Steinerkirchen am Innbach und Weibern. Um den Pfarrwerdungsprozess kümmert sich ein Kernteam, das von Claudia Hössinger, Florian Pfeiffer und Martin Brait begleitet wird. Zum Kernteam, das den Prozess leitet, gehören Dechant Johannes Blaschek, Projektkoordinator Andreas Hagler, Dekanats- und Projektsekretärin Ingrid Mayr, Abt Maximilian Neulinger, Erwin Wiesinger, Fritz Klinglmair, Brigitte Aigner, Martina Salfinger, Franz Reither und Gabriele Baumgartner.
Die Auftaktveranstaltung des Dekanats Gaspoltshofen im Stift Lambach mit etwa 110 Teilnehmer:innen startete mit einem gemütlichen Ankommen bei Kaffee und Kuchen. Nach der Begrüßung durch den Hausherren Abt Maximilian Neulinger und Dechant Johannes Blaschek stellte sich das Kernteam vor. Beim anschließenden spirituellen Impuls wurden die Pfarr-Kerzen der Visitationswoche wieder entzündet. Die Kerzen wurden zusammen mit mitgebrachten Brotkörben auf einen Tisch gestellt.
Dechant Johannes Blaschek freute sich über die Startveranstaltung, die einen Weg einleitete, der alle Pfarrgemeinden weiter zusammenführt, sie aber nicht in ihrer Eigenständigkeit beschneidet. „Wir haben uns zuversichtlich auf den Weg gemacht, alle sind guten Willens und haben enorme Fähigkeiten“, so der Dechant. Das tragende Fundament des Glaubens sei zu spüren, dennoch stehen große Herausforderungen bevor. In manchen Gegenden herrsche ein zutiefst ländliches Erscheinungsbild der Kirche. Dem gegenüber stehe ein in manchen Regionen sehr städtisch ausgeprägtes Sozialgefüge und Erscheinungsbild der Kirche und auch spirituell sei die Bandbreite groß. Wieviel Gemeinsames es geben wird und wieviel Verschiedenartiges bleiben muss, werde sich zeigen, so Blaschek.
Andreas Hagler, Projektkoordinator empfand die Startveranstaltung als bewussten Start in die Zukunft. Man müsse aus Gewohntem aussteigen, Veränderungen zulassen und gleichzeitig eine Zusammenarbeit aufbauen und fördern, so Hagler. Dabei gelte es die Eigenständigkeit der Pfarrgemeinden und ihre Traditionen zu bewahren: Es gebe ländlich und städtisch geprägte Regionen sowie Diözesanpfarren und Stiftspfarren. Das Verbindende sei die froh machende Botschaft Jesu wie beim Feiern gemeinsamer Gottesdienste. Bei der Startveranstaltung war eine positive Aufbruchstimmung spürbar.
Martin Schachinger, Leiter der Stabsstelle Territorialreform der Diözese Linz, betonte, man wolle die Grundfunktionen von Kirche (Verkündigung, Liturgie, Caritas und Gemeinschaft) sicherstellen. Dazu brauche es die Solidarität über die bisherigen Pfarrgrenzen hinaus. Die Neustrukturierung wurde durch die vielen gesellschaftlichen Veränderungen und durch die geänderten Rahmenbedingungen in und außerhalb der Kirche erforderlich. Personelle, finanzielle und inhaltliche Faktoren bräuchten neue Strukturierungen, um in Zukunft den Auftrag der Kirche für diese Welt wahrzunehmen. Schachinger bedankte sich für all das, was bisher geleistet wurde, und für das vielfältige Engagement, vor allem der unzähligen Ehrenamtlichen.
Irmgard Lehner, Leiterin des Fachbereichs „Seelsorger:innen in Pfarren“ sprach den Teilnehmer:innen der Startveranstaltung Mut für den kommenden Weg zu. Die neue Pfarrstruktur sei keinesfalls nur eine kosmetische Operation mit ein paar neuen Begriffen und Namen, sondern stelle einen wirklichen Zukunftsweg dar. Die neue Pfarre baue dabei auf einem gemeinschaftlichen Leitungsmodell auf – sowohl auf der Pfarrebene im Pfarrvorstand als auch auf der Pfarrgemeindeebene mit der Leitung durch Seelsorgeteams. Auch die Rollen der Haupt- und Ehrenamtlichen würden sich verändern, so Lehner. Die Pfarrgemeinden seien weiterhin Orte, an denen sich Christ:innen versammeln, Liturgie feiern, den Glauben verkünden, Nächstenhilfe leisten und eine Gemeinschaft bilden. Damit dies gelingen könne, sei die Frage nach dem Auftrag der Kirche in der Gegenwart zu stellen: „Wozu sind wir eigentlich da? Was braucht die Welt und was brauchen die Menschen an Seelsorge und wie bewerkstelligen wir das in Zukunft gemeinsam?“ Die Kirche sei ein „Werkzeug“ des Heils für die Menschen, so Lehner. Auch mit den neuen Arbeitsstrukturen entstehe ein neues Werkzeug – alte „Werkzeuge“ bzw. Strukturen müsse man möglicherweise herrichten und manche entsorgen oder ins Museum bringen. „Mit dem neuen Weg der Pfarrstruktur setzen wir einen mutigen und kraftvollen Schritt, damit es auch in Zukunft pastorale Orte nahe bei den Menschen gibt, wo Christ:in-Sein gelebt und kennengelernt werden kann, wo in der Spur Jesu gefeiert und das Evangelium erfahrbar wird“, so Lehner.
Zweijähriger begleiteter Übergangsprozess
Wie kann man sich nun den Weg der sieben Dekanate vorstellen, die als „vierte Gruppe“ im Herbst in einen zweijährigen begleiteten Übergangsprozess starten? Im ersten Jahr geht es im Wesentlichen darum, dass die Pfarrteilgemeinden innerhalb einer Pfarre „Kirche weit denken“, dass alle Gläubigen ein motivierendes „Wir-Gefühl“ im kirchlichen Miteinander entwickeln und zusammen vereinbarte Ziele unter Beachtung der örtlichen Vielfalt und Gegebenheiten im pastoralen Raum angehen.
In jeder Pfarre wird daher ein gemeinsames Pastoralkonzept erarbeitet, in dem Ziele und Schwerpunkte für das künftige seelsorgliche Handeln festgelegt werden. In dieser Zeit werden der Pfarrer sowie die Pastoral- und Verwaltungsvorständ:innen bestimmt. Diese arbeiten mit den vorhandenen Priestern, Diakonen, Seelsorger:innen, Sekretär:innen und Ehrenamtlichen zusammen. Außerdem werden Mitglieder für die Seelsorgeteams in den Pfarrteilgemeinden und für den Pfarrlichen Pastoralrat (aus den Pfarrgemeinderäten) gesucht.
Die Seelsorgeteams werden nach dem Vorbereitungsjahr mit Beginn des zweiten Jahres beauftragt, um in Begleitung und Zusammenarbeit die Verantwortung für ihren Bereich in der Pfarrgemeinde zu übernehmen. Die Grundfunktionen der Kirche (Liturgie, Verkündigung, Diakonie und Gemeinschaft) sind allen Getauften aufgetragen, es braucht dazu aber auch Verantwortliche für Koordination, Organisation, Umsetzung und Initiativen. Geplant ist, dass etwa ein Jahr später die Dekanate rechtlich als neue Pfarren errichtet werden und – soweit nötig mit Unterstützung – in der neuen Struktur zu arbeiten beginnen.
Mit diesem Weg sollen in den kommenden Jahren jeweils im Herbst 6 bzw. 7 Dekanate beginnen, sodass bis 2028 alle Dekanate bzw. Pfarren den Umstellungsprozess durchlaufen haben.
Die sieben Dekanate, die im Herbst 2024 den Umsetzungsprozess starten, sind:
- Dekanat Schwanenstadt
mit den Pfarren Ampflwang, Attnang, Atzbach, Bach, Bruckmühl, Desselbrunn, Maria Puchheim, Niederthalheim, Ottnang, Puchkirchen, Regau, Rüstorf, Schwanenstadt, Ungenach, Vöcklabruck, Wolfsegg und Zell am Pettenfirst.
- Dekanat Pettenbach
mit den Pfarren Fischlham, Steinerkirchen an der Traun, Eberstallzell, Vorchdorf, Pettenbach, Kirchham, Magdalenaberg, St. Konrad, Viechtwang, Scharnstein und Grünau im Almtal.
- Dekanat Ottensheim
mit den Pfarren Eidenberg, Feldkirchen an der Donau, Goldwörth, Gramastetten, Ottensheim, Puchenau, St. Gotthard, Walding und Wilhering.
- Dekanat Gaspoltshofen
mit den Pfarren Aichkirchen, Aistersheim, Altenhof im Hausruck, Bachmanning, Gaspoltshofen, Geboltskirchen, Haag am Hausruck, Lambach, Meggenhofen, Neukirchen bei Lambach, Offenhausen, Pennewang, Stadl-Paura, Steinerkirchen am Innbach und Weibern.
- Mattighofen
mit den Pfarren Auerbach, Feldkirchen bei Mattighofen, Friedburg, Jeging, Kirchberg bei Mattighofen, Lengau, Lochen, Mattighofen, Munderfing, Palting, Perwang, Pfaffstätt, Pischelsdorf, Schalchen, Schneegattern und Uttendorf-Helpfau.
- Dekanat Freistadt
mit den Pfarren Freistadt, Grünbach, Gutau, Hirschbach, Kefermarkt, Lasberg, Leopoldschlag, Neumarkt im Mühlkreis, Rainbach im Mühlkreis, Reichenthal, St. Oswald bei Freistadt, Sandl, Schenkenfelden, Waldburg und Windhaag bei Freistadt.
- Dekanat Linz-Süd
mit den Pfarren Linz -Ebelsberg, Linz-Guter Hirte, Linz-Heiligste Dreifaltigkeit, Linz-Herz Jesu, Linz-Marcel Callo (Auwiesen), Linz-St. Antonius, Linz-St. Franziskus, Linz-St. Michael, Linz-St. Paul zu Pichling, Linz-St. Peter, Linz-St. Quirinus, Linz-St. Theresia und Linz-Solarcity.
Die Pfarrstrukturreform
Zur Erinnerung: Das Umsetzungskonzept der Pfarrstrukturreform sieht 39 „Pfarren“ vor, die aus mehreren Pfarrteilgemeinden (kurz „Pfarrgemeinden“) mit ihren historischen lokalen Rechtsträgern „Pfarrkirche“ und „Pfarrpfründe“ bestehen. Damit soll sowohl die Zusammengehörigkeit innerhalb des pastoralen Raumes einer Pfarre bewusst gemacht als auch die konkrete Beheimatung und Verantwortung in einer konkreten Gemeinschaft vor Ort zum Ausdruck gebracht werden. Die Pfarrgemeinden werden daher zwar eine weitgehende Selbstständigkeit (auch finanzieller Art) für ihren Bereich bewahren können, zugleich profitieren sie vom größeren Ganzen der Pfarre und der Zusammenarbeit der Seelsorgeverantwortlichen. Zu diesem Beziehungsnetz gehören auch alle vorhandenen pastoralen Orte, speziell jene der kategorialen Pastoral, wie zum Beispiel im Krankenhaus, in Bildungs- oder Jugendzentren und in der Betriebsseelsorge. Innovative Projekte und pastorale Initiativen sollen fixer Bestandteil des gemeinsamen Pfarrlebens sein. Geleitet werden die Pfarren von jeweils einem Pfarrer in Zusammenarbeit mit zwei Vorständen für pastorale und wirtschaftliche Angelegenheiten. Wesentlich bleibt dabei weiterhin die Mithilfe und Leitungsverantwortung in unterschiedlichen Aufgabenbereichen von Priestern, Ständigen Diakonen sowie haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort in den Pfarrgemeinden bzw. im pastoralen Handlungsraum der Pfarre. Erreichbarkeit, Seelsorge, Glaubenszeugnis und sozialer Einsatz sollen durch eine bessere Koordination und Aufgabenbeschreibung langfristig für alle Pfarrteilgemeinden sichergestellt werden.
Ziel der neuen Struktur ist es vor allem, einen unterstützenden Rahmen für eine inhaltliche, an der Botschaft Jesu orientierte Neuausrichtung der Christinnen und Christen zu schaffen, damit Kirche im Sinne des Evangeliums auch weiterhin nah bei den Menschen und wirksam in der Gesellschaft ist. Bischof Manfred Scheuer im Diözesanblatt vom Mai 2021: „Kirchliche Strukturen sollen gute Rahmenbedingungen schaffen, damit Kirche als offene und positive Kraft in unserer Gesellschaft erlebbar ist.“