Ottensheim als drittes von sieben Dekanaten ins Vorbereitungsjahr gestartet
Der Herbst ist für sieben Dekanate der Beginn eines ganz besonderen Arbeitsjahres: Sie werden als „vierte Gruppe“ die Umsetzung der Pfarrstrukturreform auf dem Zukunftsweg mit dem Vorbereitungsjahr beginnen. Die Dekanate Schwanenstadt, Pettenbach, Ottensheim, Gaspoltshofen, Mattighofen, Freistadt und Linz-Süd werden einen zweijährigen Prozess durchlaufen, an dessen Ende die neuen Pfarren als pastorale Räume mit Pfarrteilgemeinden stehen. Sie profitieren dabei von den Erfahrungen jener fünf „Pionierpfarren“, die seit 1. Jänner 2023 neu gegründet wurden, bzw. der „zweiten und dritten Gruppe“ bestehend aus jeweils sieben Dekanaten, die im Herbst 2022 und 2023 diesen Weg begonnen haben.
Dekanat Ottensheim: Die Weite und den Schutzraum des Himmels spüren
Nach den Dekanaten Schwanenstadt und Pettenbach startete das Dekanat Ottensheim am 4. Oktober 2024 den Umsetzungsprozess. Zum Dekanat gehören die Pfarren St. Gotthard, Walding, Gramastetten, Eidenberg, Feldkirchen, Ottensheim, Goldwörth, Wilhering und Puchenau.
Um den Pfarrwerdungsprozess kümmert sich ein Kernteam, das von Mayella Gabmann, Robert Hofwimmer und Veronika Pernsteiner begleitet wird. Zum Kernteam, das den Prozess leitet, gehören Ferdinand Aichinger, Sandra Bötscher, Dechant Reinhold Dessl, Dekanatsassistent Matthäus Fellinger, Edith Fiedler, Johann Holzinger, Julian Kapeller, Anton Kimla, Maria Krone, Johanna Nösslböck, Michaela Pfeifer-Vogl, Siegfried Ransmayr und Klaus Sonnleitner.
“Der Himmel geht über allen auf.” Mit diesem Kanon wurde im Pfarrsaal Feldkirchen der Start zur neuen Pfarre im Dekanat Ottensheim gesetzt. Er drückt zugleich das Grundmotto des Prozesses aus: Die Weite und den Schutzraum des Himmels, so Dechant Abt Reinhold Dessl, sollen die Menschen in der künftigen Pfarre spüren. "Wir denken nicht nur über den Tellerrand hinaus, wir gehen auch hinaus.” Der Prozess – so der Dechant - startet in der Überzeugung, dass Kirche kein Auslaufmodell darstellt, sondern dass das Evangelium Zukunft hat.
Dekanatsassistent Matthäus Fellinger freute sich über das gut besuchte Starttreffen mit über 90 Teilnehmer:innen aus den neun Pfarren und die gute Grundstimmung. Das Dekanat wurde erst 2021 in der neuen Zusammensetzung gegründet. In diesen drei Jahren habe es bereits eine ganze Reihe von Begegnungstreffen gegeben, mit dem Ziel, einander kennenzulernen und eine sinnvolle Zusammenarbeit zu planen. Treffen gab es von den Liturgieverantwortlichen in den Pfarrgemeinden, von den Teams für Firmvorbereitung und Kinderliturgie sowie für die Öffentlichkeitsarbeit. Auch die Pfarrsekretär:innen hatten bereits zwei Treffen. Die Kirchenmusikverantwortlichen haben sich bei einem Treffen im Stift Wilhering kennenlernt. Dort wird jedes Jahr auch vor Ostern ein “Einkehrtag für alle” angeboten und von Menschen aus dem ganzen Dekanat genutzt, so Fellinger: „Beim Starttreffen nahm ich große Offenheit der Zukunft gegenüber wahr, aber auch Nüchternheit. Leicht wird es nicht, aber im schrittweisen Gehen miteinander wird der Prozess gelingen“, so das Fazit des Dekanatsassistenten.
Martin Schachinger, Leiter der Stabsstelle Territorialreform der Diözese Linz, betonte, man wolle die Grundfunktionen von Kirche (Verkündigung, Liturgie, Caritas und Gemeinschaft) sicherstellen. Dazu brauche es die Solidarität über die bisherigen Pfarrgrenzen hinaus. Die Neustrukturierung wurde erforderlich durch die vielen gesellschaftlichen Veränderungen und durch die geänderten Rahmenbedingungen in und außerhalb der Kirche. Personelle, finanzielle und inhaltliche Faktoren bräuchten neue Strukturierungen, um in Zukunft den Auftrag der Kirche für diese Welt wahrzunehmen. Schachinger bedankte sich für all das, was bisher geleistet wurde, und für das vielfältige Engagement, vor allem der unzähligen Ehrenamtlichen.
Monika Heilmann, Bereichsleiterin Pfarre&Gemeinschaft in der Diözese Linz ermutigte alle Anwesenden zu einem optimistischen Blick in die Zukunft. Die neue Pfarre werde mehr sein als die Summe ihrer Pfarrgemeinden. Viel Neues sei bereits in der Struktur verankert. Manches Neue werde aber auch erst durch Austausch und Solidarität entstehen. In vielen Situationen könne man nur Schritt für Schritt gehen. Die Wege ändern sich immer wieder einmal, weil sich die Gegebenheiten ändern. Dies sei die Chance für den Heiligen Geist, wenn nicht alles minutiös durchgeplant und durchgetaktet ist, so Heilmann. Am Ende ihrer Ansprache bat Heilmann alle Verantwortlichen noch um Achtsamkeit: „Achtet darauf, dass ihr euch nicht überfordert und macht Pausen, damit genug Zeit, Energie und Nerven da sind.“ Für ein gelingendes Miteinander sei zudem eine gute Kultur des Gespräches und der Diskussion wichtig, so Heilmann.
Zweijähriger begleiteter Übergangsprozess
Wie kann man sich nun den Weg der sieben Dekanate vorstellen, die als „vierte Gruppe“ im Herbst in einen zweijährigen begleiteten Übergangsprozess starten? Im ersten Jahr geht es im Wesentlichen darum, dass die Pfarrteilgemeinden innerhalb einer Pfarre „Kirche weit denken“, dass alle Gläubigen ein motivierendes „Wir-Gefühl“ im kirchlichen Miteinander entwickeln und zusammen vereinbarte Ziele unter Beachtung der örtlichen Vielfalt und Gegebenheiten im pastoralen Raum angehen.
In jeder Pfarre wird daher ein gemeinsames Pastoralkonzept erarbeitet, in dem Ziele und Schwerpunkte für das künftige seelsorgliche Handeln festgelegt werden. In dieser Zeit werden der Pfarrer sowie die Pastoral- und Verwaltungsvorständ:innen bestimmt. Diese arbeiten mit den vorhandenen Priestern, Diakonen, Seelsorger:innen, Sekretär:innen und Ehrenamtlichen zusammen. Außerdem werden Mitglieder für die Seelsorgeteams in den Pfarrteilgemeinden und für den Pfarrlichen Pastoralrat (aus den Pfarrgemeinderäten) gesucht.
Die Seelsorgeteams werden nach dem Vorbereitungsjahr mit Beginn des zweiten Jahres beauftragt, um in Begleitung und Zusammenarbeit die Verantwortung für ihren Bereich in der Pfarrgemeinde zu übernehmen. Die Grundfunktionen der Kirche (Liturgie, Verkündigung, Diakonie und Gemeinschaft) sind allen Getauften aufgetragen, es braucht dazu aber auch Verantwortliche für Koordination, Organisation, Umsetzung und Initiativen. Geplant ist, dass etwa ein Jahr später die Dekanate rechtlich als neue Pfarren errichtet werden und – soweit nötig mit Unterstützung – in der neuen Struktur zu arbeiten beginnen.
Mit diesem Weg sollen in den kommenden Jahren jeweils im Herbst 6 bzw. 7 Dekanate beginnen, sodass bis 2028 alle Dekanate bzw. Pfarren den Umstellungsprozess durchlaufen haben.
Die sieben Dekanate, die im Herbst 2024 den Umsetzungsprozess starten, sind:
- Dekanat Schwanenstadt
mit den Pfarren Ampflwang, Attnang, Atzbach, Bach, Bruckmühl, Desselbrunn, Maria Puchheim, Niederthalheim, Ottnang, Puchkirchen, Regau, Rüstorf, Schwanenstadt, Ungenach, Vöcklabruck, Wolfsegg und Zell am Pettenfirst.
- Dekanat Pettenbach
mit den Pfarren Fischlham, Steinerkirchen an der Traun, Eberstallzell, Vorchdorf, Pettenbach, Kirchham, Magdalenaberg, St. Konrad, Viechtwang, Scharnstein und Grünau im Almtal.
- Dekanat Ottensheim
mit den Pfarren Eidenberg, Feldkirchen an der Donau, Goldwörth, Gramastetten, Ottensheim, Puchenau, St. Gotthard, Walding und Wilhering.
- Dekanat Gaspoltshofen
mit den Pfarren Aichkirchen, Aistersheim, Altenhof im Hausruck, Bachmanning, Gaspoltshofen, Geboltskirchen, Haag am Hausruck, Lambach, Meggenhofen, Neukirchen bei Lambach, Offenhausen, Pennewang, Stadl-Paura, Steinerkirchen am Innbach und Weibern.
- Mattighofen
mit den Pfarren Auerbach, Feldkirchen bei Mattighofen, Friedburg, Jeging, Kirchberg bei Mattighofen, Lengau, Lochen, Mattighofen, Munderfing, Palting, Perwang, Pfaffstätt, Pischelsdorf, Schalchen, Schneegattern und Uttendorf-Helpfau.
- Dekanat Freistadt
mit den Pfarren Freistadt, Grünbach, Gutau, Hirschbach, Kefermarkt, Lasberg, Leopoldschlag, Neumarkt im Mühlkreis, Rainbach im Mühlkreis, Reichenthal, St. Oswald bei Freistadt, Sandl, Schenkenfelden, Waldburg und Windhaag bei Freistadt.
- Dekanat Linz-Süd
mit den Pfarren Linz -Ebelsberg, Linz-Guter Hirte, Linz-Heiligste Dreifaltigkeit, Linz-Herz Jesu, Linz-Marcel Callo (Auwiesen), Linz-St. Antonius, Linz-St. Franziskus, Linz-St. Michael, Linz-St. Paul zu Pichling, Linz-St. Peter, Linz-St. Quirinus, Linz-St. Theresia und Linz-Solarcity.
Die Pfarrstrukturreform
Zur Erinnerung: Das Umsetzungskonzept der Pfarrstrukturreform sieht 39 „Pfarren“ vor, die aus mehreren Pfarrteilgemeinden (kurz „Pfarrgemeinden“) mit ihren historischen lokalen Rechtsträgern „Pfarrkirche“ und „Pfarrpfründe“ bestehen. Damit soll sowohl die Zusammengehörigkeit innerhalb des pastoralen Raumes einer Pfarre bewusst gemacht als auch die konkrete Beheimatung und Verantwortung in einer konkreten Gemeinschaft vor Ort zum Ausdruck gebracht werden. Die Pfarrgemeinden werden daher zwar eine weitgehende Selbstständigkeit (auch finanzieller Art) für ihren Bereich bewahren können, zugleich profitieren sie vom größeren Ganzen der Pfarre und der Zusammenarbeit der Seelsorgeverantwortlichen. Zu diesem Beziehungsnetz gehören auch alle vorhandenen pastoralen Orte, speziell jene der kategorialen Pastoral, wie zum Beispiel im Krankenhaus, in Bildungs- oder Jugendzentren und in der Betriebsseelsorge. Innovative Projekte und pastorale Initiativen sollen fixer Bestandteil des gemeinsamen Pfarrlebens sein. Geleitet werden die Pfarren von jeweils einem Pfarrer in Zusammenarbeit mit zwei Vorständen für pastorale und wirtschaftliche Angelegenheiten. Wesentlich bleibt dabei weiterhin die Mithilfe und Leitungsverantwortung in unterschiedlichen Aufgabenbereichen von Priestern, Ständigen Diakonen sowie haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort in den Pfarrgemeinden bzw. im pastoralen Handlungsraum der Pfarre. Erreichbarkeit, Seelsorge, Glaubenszeugnis und sozialer Einsatz sollen durch eine bessere Koordination und Aufgabenbeschreibung langfristig für alle Pfarrteilgemeinden sichergestellt werden.
Ziel der neuen Struktur ist es vor allem, einen unterstützenden Rahmen für eine inhaltliche, an der Botschaft Jesu orientierte Neuausrichtung der Christinnen und Christen zu schaffen, damit Kirche im Sinne des Evangeliums auch weiterhin nah bei den Menschen und wirksam in der Gesellschaft ist. Bischof Manfred Scheuer im Diözesanblatt vom Mai 2021: „Kirchliche Strukturen sollen gute Rahmenbedingungen schaffen, damit Kirche als offene und positive Kraft in unserer Gesellschaft erlebbar ist.“