Peuerbach als drittes von sieben Dekanaten ins Vorbereitungsjahr gestartet
Der Herbst ist für sieben Dekanate der Beginn eines ganz besonderen Arbeitsjahres: Sie werden als „dritte Gruppe“ die Umsetzung der Pfarrstrukturreform auf dem Zukunftsweg mit dem Vorbereitungsjahr beginnen. Die Dekanate Schörfling, Perg, Peuerbach, Linz-Mitte, Wels, Steyrtal und Ostermiething werden einen zweijährigen Prozess durchlaufen, an dessen Ende die neuen Pfarren als pastorale Räume mit Pfarrteilgemeinden stehen. Sie profitieren dabei von den Erfahrungen jener fünf „Pionierpfarren“, die seit 1. Jänner 2023 neu gegründet wurden, bzw. der „zweiten Gruppe“ bestehend aus sieben Dekanaten, die im Herbst 2022 diesen Weg begonnen haben.
Im ersten Jahr geht es im Wesentlichen darum, dass die Pfarrteilgemeinden innerhalb einer Pfarre Kirche weit denken, ein Wir-Gefühl entwickeln und als pastoraler Raum zusammenarbeiten. In jeder der Pfarren wird ein Grobkonzept für ein gemeinsames Pastoralkonzept erarbeitet, in dem Ziele und Schwerpunkte für das künftige seelsorgliche Handeln festgelegt werden. Gleichzeitig sollen die Leitungsämter von Pfarrer sowie Pastoral- und Verwaltungsvorstand bzw. -vorständin besetzt werden. Diese arbeiten mit den derzeit zuständigen Priestern, Diakonen, Seelsorger:innen und Ehrenamtlichen zusammen. Außerdem werden Mitglieder für die Seelsorgeteams in den Pfarrteilgemeinden und für den Pfarrlichen Pastoralrat gesucht. Im Herbst 2024 beginnen die sieben Dekanate, unterstützt durch Bildungs- und Begleitprozesse, in der neuen Struktur zu arbeiten. Die rechtliche Gründung als Pfarre wird mit 1. Jänner 2025 erfolgen. Diesen Umstellungsprozess sollen bis 2028 alle Dekanate bzw. Pfarren durchlaufen haben. Die Umsetzung wird durch die Stabsstelle Pfarrstruktur unter der Leitung von Martin Schachinger koordiniert.
Dekanat Peuerbach: Gemeinsam ein neues Bild gestalten
Nach den Dekanaten Schörfling und Perg startete das Dekanat Peuerbach am 7. Oktober 2023 den Umsetzungsprozess. Zum Dekanat gehören die Pfarren Engelhartszell, Heiligenberg, Michaelnbach, Natternbach, Neukirchen am Walde, Peuerbach, Pötting, St. Aegidi, St. Agatha, St. Thomas bei Waizenkirchen, Stadl-Kicking, Waizenkirchen, Waldkirchen am Wesen und Wesenufer.
An der Startveranstaltung im Pfarrheim Natternbach nahmen etwa 100 Personen aus allen Pfarren des Dekanats teil. Zum Kernteam, das den Prozess leitet, gehören Dechant Johann Padinger, Dekanatsassistent Martin Wintereder, Johann Wimmer, Johann Hofer, Wolfgang Schönleitner, Daniela Luger, Franziska Haider, Tanja Aigner, David Hinterberger, Sarah Neunhäuserer und Paula Wintereder. Die Begleitung des Dekanats übernehmen in den kommenden beiden Jahren Robert Hofwimmer und Christoph Artner-Sulzer (Prozessbegleitung) sowie Veronika Pernsteiner (inhaltliche Begleitung).
Das Kernteam, das den Prozess leitet (v. l.):
Dechant Johann Padinger, Dekanatsassistent Martin Wintereder, Paula Wintereder (Pastoralassistentin Waizenkirchen, Neukirchen), Christoph Artner-Sulzer (Prozessbegleitung), Sarah Neunhäuserer (Jugendbeauftragte Dekanat und Pfarre Peuerbach), Robert Hofwimmer (Prozessbegleitung), Daniela Luger (PGR-Vorstand Waldkirchen am Wesen), Wolfgang Schönleitner (Pastoralassistent Neukirchen am Walde), Veronika Pernsteiner (inhaltliche Begleitung), David Hinterberger (Jungschar Waizenkirchen), Tanja Aigner (PGR-Obfrau Natternbach) und Johann Wimmer (Pfarradministrator Waizenkirchen und St. Agatha, Pfarrprovisor Michaelnbach und St. Thomas bei Waizenkirchen). Nicht auf dem Bild: Diakon Johann Hofer und Franziska Haider (Pfarrgemeinderatsobfrau-Stellvertreterin Peuerbach). © Probst
Dechant Johann Padinger begrüßte die Teilnehmer:innen. Nach einem spirituellen Impuls und der Vorstellung der Prozessbegleiter:innen gab der Dechant gemeinsam mit Dekanatsassistent Martin Wintereder einen Überblick über vorbereitende Schritte, die im Dekanat bereits gegangen wurden.
Monika Heilmann, Leiterin des Bereichs „Pfarre & Gemeinschaft“ der Diözesanen Dienste, nahm als Vertreterin der Diözesanleitung teil. Sie skizzierte die Beweggründe des Reformprozesses: Die derzeitige Kirchenstruktur bringe Menschen und das System an seine Grenzen. Die Strukturen müssten „umgebaut“ und pastorale Themen neu gedacht werden, damit Kirche den Anschluss an die Menschen nicht verliere. Daher sei von der Diözesanleitung eine neue Struktur als Rahmen beschlossen worden. Nun gehe es für die Pfarrgemeinden der zukünftigen Pfarre darum, miteinander ein neues Bild innerhalb dieses Rahmens zu gestalten.
Martin Schachinger, der Leiter der diözesanen „Stabsstelle Pfarrstruktur“, informierte über Abläufe und die nächsten Schritte auf dem Weg. Einzelne Themen wie die Findung des gemeinsamen Pfarrnamens und eines geeigneten Standorts für das Pfarrbüro wurden erläutert und die Grundideen dazu bzw. die Vorgangsweise erklärt. „Arbeiten im Team ist auf allen Ebenen gefordert und wird eine Zeit der Einübung brauchen. Der Blick auf den gemeinsamen pastoralen Handlungsraum erfordert gemeinsame Prozesse und ein solidarisches Miteinander“, betonte Schachinger. Das eigentliche Herzstück des ganzen Prozesses sei jedoch die Frage des Glaubens: die Art, ihn zu leben, zu feiern und weiterzuvermitteln. Träger:innen des gesamten Prozesses seien die Menschen in den jeweiligen Pfarrgemeinden und pastoralen Orten mit ihren vielfältigen Begabungen und Berufungen, wie Schachinger unterstrich.
Ein gelungener Start
Andrea Dirmhirn, Sprecherin des Seelsorgeteams der Pfarrgemeinde Schardenberg, berichtete über Erfahrungen aus der „Pionierpfarre“ Schärding und ermutigte dazu, sich auf den Aufbruch einzulassen. Dirmhirn erlebt etwa die klar geregelten Zuständigkeiten der Priester durch den Pfarrer als entlastend. Ihr Rat: Pfarrgemeinderatsmitglieder möglichst gut einbinden und zur Teilnahme an Treffen auf dem Umsetzungsweg einladen, damit sie sich einbringen können.
In Kleingruppen konnten sich die Teilnehmer:innen zu Chancen und Herausforderungen des Strukturprozesses in ihrem Dekanat austauschen. Die wichtigsten Themen wurden danach ins Plenum getragen; Fragen wurden von den diözesanen Fachleuten beantwortet. Das Dekanat umfasst zwei größere, vier mittlere und acht kleinere Pfarrgemeinden; gerade um den Weiterbestand der kleinen Pfarrgemeinden sorgen sich viele. Martin Schachinger und Monika Heilmann konnten hier beruhigen: Die neue Struktur bietet gerade für kleine Pfarrgemeinden einen Schutzschirm bzw. ein Netz, das entlastet – weil nicht alles überall angeboten werden muss, weil Kooperationen gefördert werden und Solidarität wachsen kann. Auch Fragen zur Verwaltung und zum seelsorglichen Personal wurden beantwortet. Bedenken, ob es überhaupt möglich sei, Seelsorgeteam-Mitglieder zu finden, konnten durch die Erfahrungen von Andrea Dirmhirn und anderer Seelsorgeteam-Mitglieder relativiert werden.
Das Fazit von Dekanatsassistent Martin Wintereder zum Auftakt: „Die Pfarrgemeinden haben sich bisher sehr unterschiedlich mit dem Strukturprozess auseinandergesetzt. Bei der Startveranstaltung konnten einzelne von ihnen ihr Wissen über die Prozessschritte bestätigen und andere Pfarrgemeinden ‚nachziehen‘. Nun sind wir gut gemeinsam unterwegs.“
Auch Dechant Johann Padinger freut sich über den gelungenen Start: „Die Teilnehmenden waren mit großer Aufmerksamkeit dabei. Es war der Mut spürbar, das Neue anzugehen, natürlich gepaart mit Unsicherheit, wohin der Weg führt. Ich denke, dass wir bei der Veranstaltung die Voraussetzungen dafür schaffen konnten, den vor uns liegenden Weg gemeinsam gut zu gehen. Ich wünsche uns in der Umstellungszeit der nächsten beiden Jahre Gottes Segen unter der Führung des Heiligen Geistes, der unser Projekt ganz im Sinne Jesu zu einem guten Ergebnis bringen kann.“
Das Vertrauen auf Gottes Mitgehen auf diesem Weg wurde bei den gemeinsamen Liedern deutlich: „In deinem Namen wollen wir den Weg gemeinsam geh’n mit dir“ oder „Voll Vertrauen gehe ich den Weg mit dir, mein Gott“.
Die sieben Dekanate, die im Herbst 2023 den Umsetzungsprozess starten, sind:
- Dekanat Schörfling (Startveranstaltung am 22. September 2023)
mit den Pfarren Abtsdorf, Attersee, Aurach am Hongar, Gampern, Lenzing, Nußdorf am Attersee, Schörfling, Seewalchen, Steinbach am Attersee, Timelkam, Unterach am Attersee und Weyregg am Attersee.
- Dekanat Perg (Startveranstaltung am 29. September)
mit den Pfarren Allerheiligen, Arbing, Baumgartenberg, Mauthausen, Mitterkirchen, Münzbach, Naarn, Perg, Pergkirchen, Rechberg, Ried in der Riedmark, St. Georgen an der Gusen, Schwertberg und Windhaag bei Perg.
- Dekanat Peuerbach (Startveranstaltung am 7. Oktober)
mit den Pfarren Engelhartszell, Heiligenberg, Michaelnbach, Natternbach, Neukirchen am Walde, Peuerbach, Pötting, St. Aegidi, St. Agatha, St. Thomas bei Waizenkirchen, Stadl-Kicking, Waizenkirchen, Waldkirchen am Wesen und Wesenufer.
- Dekanat Linz-Mitte
mit den Pfarren Linz-Dompfarre, Linz-Don Bosco, Linz-Heilige Familie, Linz-St. Konrad, Linz-St. Margarethen, Linz-St. Martin am Römerberg, Linz-St. Severin und Linz-Stadtpfarre.
- Dekanat Wels
mit den Pfarren Bad Schallerbach, Buchkirchen bei Wels, Gunskirchen, Holzhausen, Krenglbach, Marchtrenk, Pichl bei Wels, Wallern an der Trattnach, Wels-Heilige Familie, Wels-Herz Jesu, Wels-St. Franziskus, Wels-St. Josef, Wels-St. Stephan und Wels-Stadtpfarre.
- Dekanat Steyrtal
mit den Pfarren Aschach an der Steyr, Frauenstein, Grünburg, Leonstein, Molln, Schiedlberg, Sierning, Sierninghofen-Neuzeug, Steinbach an der Steyr und Waldneukirchen.
- Dekanat Ostermiething
mit den Pfarren Eggelsberg, Franking, Geretsberg, Haigermoos, Hochburg, Maria Ach an der Salzach, Moosdorf, Ostermiething, Riedersbach, St. Pantaleon, St. Radegund und Tarsdorf.
Die Pfarrstrukturreform
Zur Erinnerung: Das Umsetzungskonzept der Pfarrstrukturreform sieht 39 „Pfarren“ vor, die aus mehreren Pfarrteilgemeinden (kurz „Pfarrgemeinden“) mit ihren historischen lokalen Rechtsträgern „Pfarrkirche“ und „Pfarrpfründe“ bestehen. Damit soll sowohl die Zusammengehörigkeit innerhalb des pastoralen Raumes einer Pfarre bewusst gemacht als auch die konkrete Beheimatung und Verantwortung in einer konkreten Gemeinschaft vor Ort zum Ausdruck gebracht werden. Die Pfarrgemeinden werden daher zwar eine weitgehende Selbstständigkeit (auch finanzieller Art) für ihren Bereich bewahren können, zugleich profitieren sie vom größeren Ganzen der Pfarre und der Zusammenarbeit der Seelsorgeverantwortlichen. Zu diesem Beziehungsnetz gehören auch alle vorhandenen pastoralen Orte, speziell jene der kategorialen Pastoral, wie zum Beispiel im Krankenhaus, in Bildungs- oder Jugendzentren und in der Betriebsseelsorge. Innovative Projekte und pastorale Initiativen sollen fixer Bestandteil des gemeinsamen Pfarrlebens sein. Geleitet werden die Pfarren von jeweils einem Pfarrer in Zusammenarbeit mit zwei Vorständen für pastorale und wirtschaftliche Angelegenheiten. Wesentlich bleibt dabei weiterhin die Mithilfe und Leitungsverantwortung in unterschiedlichen Aufgabenbereichen von Priestern, Ständigen Diakonen sowie haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort in den Pfarrgemeinden bzw. im pastoralen Handlungsraum der Pfarre. Erreichbarkeit, Seelsorge, Glaubenszeugnis und sozialer Einsatz sollen durch eine bessere Koordination und Aufgabenbeschreibung langfristig für alle Pfarrteilgemeinden sichergestellt werden.
Ziel der neuen Struktur ist es vor allem, einen unterstützenden Rahmen für eine inhaltliche, an der Botschaft Jesu orientierte Neuausrichtung der Christinnen und Christen zu schaffen, damit Kirche im Sinne des Evangeliums auch weiterhin nah bei den Menschen und wirksam in der Gesellschaft ist. Bischof Manfred Scheuer im Diözesanblatt vom Mai 2021: „Kirchliche Strukturen sollen gute Rahmenbedingungen schaffen, damit Kirche als offene und positive Kraft in unserer Gesellschaft erlebbar ist.“