Studieneröffnung an der KU Linz im Zeichen des Zukunftsweges
Mit einem Gottesdienst und dem anschließenden Festvortrag zum Thema "Tradition - Reform - Innovation. Überlegungen zum Zukunftsweg der Diözese Linz" von Generalvikar Univ.-Prof. DDr. Severin Lederhilger wurde am Montag, dem 30. September 2019 das akademische Studienjahr 2019/20 an der Katholischen Privat-Universität Linz eröffnet.
Rektor Univ.-Prof. Dr. Franz Gruber hieß zu Beginn des Festakts alle Studierenden, MitarbeiterInnen und Gäste herzlich im neuen Semester willkommen. Insbesondere begrüßte er die neuen Professorinnen Isabella Guanzini vom Institut für Fundamentaltheologie und Klara A. Csiszar vom Institut für Pastoraltheologie, die neuen Assistenzprofessorinnen Isabella Bruckner, Judith Klaiber, Karolina Majeweska-Güde und Katja Winkler sowie die Austausch-Studierenden aus der Türkei, Frankreich und Südamerika, die derzeit ein Auslandssemester an der KU Linz absolvieren.
In seinem Eröffnungsvortrag befasste sich Generalvikar Univ.-Prof. DDr. Severin Lederhilger unter dem Titel "Tradition – Reform – Innovation" in einer theologischen Reflexion mit dem Zukunftsweg der Diözese Linz.
In seinem Eröffnungsvortrag befasste sich Generalvikar Univ.-Prof. DDr. Severin Lederhilger unter dem Titel "Tradition – Reform – Innovation" in einer theologischen Reflexion mit dem Zukunftsweg der Diözese Linz. Foto (c) KU Linz / Eder.
Er charakterisierte eingangs die bleibende Zusammengehörigkeit der genannten Begriffe für das Selbstverständnis von Kirche, die sich nicht nur in unserer Zeit in einem Veränderungsprozess befindet. Lederhilger betonte daher zum einen die notwendige Unterscheidung von identischem Wesen und historisch bedingter Gestalt von Kirche und zum anderen die Bedeutung eines gut begründeten Bemühens um Kontinuität selbst bei innovativen Formen anstehender Reformen. Es sei daher notwendig, vermeintliche oder echte Gegensätze in den Kirchenbildern oder Ängste angesichts des religiösen Traditionswandels oder Traditionsabbruchs rational und emotional zu überwinden.
Neue Sichtweisen für neue Zeiten.
Die gegenwärtigen Herausforderungen, die sich aus einer kritischen Gesellschaftsanalyse ergeben, können in einer Perspektive begründeter Hoffnung als Chance für die Kirche verstanden werden. "Neue Sichtweisen für neue Zeiten" ist daher der programmatische Titel der aktualisierten "Pastoralen Leitlinien der Diözese Linz". Es geht dabei um ein kreatives Aufgreifen von Bewährtem, ohne Scheu vor nötigen Reformschritten und innovativen pastoralen Konsequenzen. Veränderungen dürfen jedoch nicht bloß auf einer objektiven Ebene betrachtet werden, sondern müssen stets die subjektiven Auswirkungen bei den Betroffenen berücksichtigen, da jede Veränderung mitunter gewisse Verlustängste schürt.
Generalvikar Lederhilger ging dann auf den Zukunftsweg der Diözese Linz "Kirche weit denken" ein und bezeichnet diesen sowohl als spirituelle als auch als organisatorische Herausforderung. Er skizzierte kurz die zwölf Leitbegriffe, die als Wegweiser dienen sollen, weil eben nicht schon die Strukturen die Zukunftsfähigkeit von Kirche bestimmen, sondern vor allem der missionarische, glaubwürdige Einsatz und die christlichen Haltungen der Glaubensgemeinschaft:
Im Zentrum des Zukunftsweges stehen dabei ein im Evangelium und Gottesglauben begründeter Dienst an den Menschen; Dialog und Kommunikation als unerlässliche Instrumente für ein gelingendes Miteinander; die Ermutigung zum Glauben und die Förderung solidarischer Nähe und Fürsorge; die Verwirklichung einer gestuften Partizipation als Beteiligungsform aller mit einer guten, transparenten und konsensorientierten Teamkultur in einer kollegialen Leitung mit differenzierter Verantwortung. Diesem Bemühen soll eine adäquate kirchliche Sozialform zur Verfügung stehen und weil individuelle Begegnungen, persönliche Erfahrungen sowie die Strahlkraft authentischer Menschen in der Glaubensverkündigung zunehmend wichtiger werden, braucht es neben den traditionellen pfarrlichen und pastoralen Orten auch innovative "Lernorte der Gottesliebe".
Eine zukunftsfähige Form kirchlichen Lebens
Abschließend betonte Lederhilger die sorgfältige Erarbeitung des neuen Modells für die Territorialpastoral unter Einbeziehung der Menschen in etwa 90 Resonanzgesprächen in den Dekanaten, mit Berufsgruppen, Ordensgemeinschaften und Interessensvertretungen.
Deren 16.000 Eingaben wurden durch das Institut für Forschung und Entwicklung der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz systematisiert und analysiert und in einer qualitativen Auswertung der Diözesanleitung zur Verfügung gestellt. Mittlerweile konnten diese Ergebnisse in den Entwurf eines "Handbuches zum Strukturmodell" eingearbeitet werden, mit dem eine anspruchsvolle, aber zukunftsfähige Form kirchlichen Lebens in neuen Einheiten von Pfarren und deren Pfarrgemeinden in den Beratungsgremien zur Diskussion gestellt wird. Als pfarrliche Gemeinschaft in und aus den bewährten Gemeinschaften der Pfarrgemeinden werden die Vorzüge der Beheimatung und der lokalen Verantwortung der Gläubigen und ihrer Verantwortlichen mit einer stärkeren Relativierung, also Einbeziehung von Menschen und pastoralen Aufgaben im größeren Umfeld miteinander verbunden. Eine profilierte Ämterstruktur von Priestern, Diakonen sowie haupt- und ehrenamtlichen SeelsorgerInnen und MitarbeiterInnen soll dies unterstützen.
Die Chancen und Potenziale dieses neuen Modells werden sich in der Umsetzung allerdings erst dann zeigen, wenn diese auch wirklich genützt werden für eine aufmerksame und freudige Evangelisierung im Sinne des christlichen Sendungsauftrages, so Generalvikar Lederhilger abschließend.
Mag.a Hermine Eder, KU Linz