Abseits der Strukturdebatte
Acht Themenfelder sind definiert. Die Ergebnisse aus dem Themenfeld „Option zeitgemäße Strukturen“ wurden am 18. Jänner 2019 in der Messehalle Wels präsentiert. Seitdem gab es viele Resonanztreffen, Rückmeldungen, Diskussionen.
Es ist wahrscheinlich, dass die meisten kirchlichen MitarbeiterInnen, egal ob haupt- oder ehrenamtlich, dies ohnehin mitverfolgen. Eine weiteres Themenfeld ist „Beziehungsmanagement Kirchenbeitrag“. Die Ergebnisse wurden in der „informiert“-Ausgabe Februar 2019 ausführlich vorgestellt. In dem hier vorliegenden Artikel soll es daher um die anderen sechs Themenfelder gehen. Gabriele Eder-Cakl: „Zu allen Themenfeldern hat man intensiv gearbeitet, Ziele formuliert, Maßnahmen überlegt.“ Mittlerweile wurden die Ergebnisse aus diesen Themenfeldern der „Steuerungsgruppe Zukunftsweg“ vorgestellt. Circa 40 Vorschläge wurden abgegeben.
Was sich bei der Zusammenschau zeigte
Als Leiterin des Zukunftsweges ist Eder-Cakl natürlich Mitglied der Steuerungsgruppe. Deren Aufgabe ist nun, die Ergebnisse aus allen Themenfeldern zusammenzufassen. „Wir sind mit größter Intensität dran“, erzählt sie. „Das betrifft die Resonanzen zum Strukturmodell wie auch die Vorschläge aus den anderen Themenfeldern. Hunderte Fragen müssen beantwortet werden, damit wir im Herbst eine gute Entscheidungsgrundlage haben. In der Steuerungsgruppe versuchen wir zusammenzuschauen, zu sortieren.“ Viele Inhalte kommen unabhängig vom Themenfeld immer wieder. „Erreichbarkeit, verständliche Sprache, Qualitätssteigerung in der Seelsorge, die Tiefendimension stärken, Solidarität zeigen, Einsatz für Gerechtigkeit“, nennt Eder-Cakl einige.
„Immer geht es darum, dass wir als Kirche ein lebendiger Organismus sind, egal ob beim Thema ,Sakramente‘ oder in der Strukturdebatte. Die Grundfragen sind: Wie arbeiten wir gut zusammen? Wie werden wir in der Gesellschaft sichtbar? Wie können wir unser Christsein zeigen? In der Zusammenschau haben wir festgestellt, dass es zuerst übergeordnete Ziele braucht und dann einzelne Maßnahmen.“
Schwerpunkte und Ziele
Am Beispiel „Erreichbarkeit“ zeigt sich, wie das Thema angegangen werden kann: Angenommen „Erreichbarkeit“ würde beim nächsten Diözesanforum im Herbst als eine der großen Maßnahmen präsentiert – jede Einheit, egal ob Pfarre, die vielleicht zukünftigen Pfarr-Gemeinden, aber auch Ämter und ihre Abteilungen, Vereine, Bewegungen etc., könnte danach den Qualitätscheck machen: Wie gut sind wir für die Menschen erreichbar? Auf welchen Wegen? Wie erwarten sich die Menschen heute Erreichbarkeit? Zu welchen Zeiten? Es könnte nach sich ziehen, dass zudem neue Angebote geschaffen werden, z. B. eine Seelsorge-Notfallhotline oder eine Hotline für Hochzeit und Taufe. Am Erreichbarkeitsbeispiel zeigt sich, was bei erwünschter Umsetzung alles aufeinander abgestimmt werden müsste. Eder-Cakl zählt auf: „Technik, Budget, Personalplanung, Inhalt, Qualität etc. Das alles muss zusammenspielen.“
Bis zum Diözesanforum im Herbst 2019 will die Steuerungsgruppe drei übergeordnete Ziele definiert haben und zur Diskussion freigeben.
Pastorale Leitlinien als Leitplanken
Als Leitplanken für den Zukunftsweg erweisen sich die fortgeschriebenen Pastoralen Leitlinien, die beim Diözesanforum am 17. November 2018 präsentiert wurden.
„Die Gesellschaft, in der wir heute leben, ist eine andere als vor 20 Jahren“, sagt Gabriele Eder-Cakl. „Wir erleben einen Wandel, einen Transformationsprozess.“ Für Eder-Cakl sind die fortgeschriebenen Pastoralen Leitlinien eine Analyse der Zeit.
„Wir fragen uns: Wie gehen wir damit um, dass sich die Leute ihren Glauben selbst zusammensuchen? Dass sie ihre Bindung zur Kirche eigenständig bestimmen wollen? Wir müssen die Vielfalt schätzen und neue Formen der Kirchenbindung finden. In den Pastoralen Leitlinien finden sich zwölf Leitbegriffe, die uns wirklich leiten sollen. Ich bemerke auch, dass sie das bereits tun, während wir hier die Ergebnisse aus den Themenfeldern und die Rückmeldungen zum Strukturprozess sortieren.
Neue Matrix
Man kann auch sagen: Beim Zukunftsweg suchen wir nach einer neuen Matrix, die es noch nicht gibt.“ Gabriele Eder-Cakl ist zuversichtlich, dass die Diözese ihre neue Matrix finden wird. „Schon jetzt zeigen sich zwei Richtungen: Stärkung der
Gemeinschaft der Glaubenden am Ort (Stichwort „Licht im Pfarrhof“) und dort zu sein, wo die Menschen sind.“
Womit sich die Themenfelder beschäftigen
Jedes Themenfeld hat einen Auftrag, der auch auf dieser Website zum Zukunftsweg nachzulesen ist. Die Arbeitsgruppen haben sich deshalb mit folgenden Inhalten beschäftigt:
Option für die Jugend: Viele Jugendliche finden Kirche heute uncool. Was bedeutet das für unsere Jugendarbeit? Ist eine Jugendverträglichkeitsprüfung vonnöten? Umgekehrt sagen viele: „Ich kenne die Welt der Jugendlichen nicht mehr“. Man stellte fest, dass es charismatische Persönlichkeiten braucht, die Jugendliche mögen. Auch der Einsatz für ausgrenzungsgefährdete Jugendliche soll im Blick bleiben.
Option für die Armen: Es wurden vier verschiedene Wege der Selbstverpflichtung erarbeitet, wie die Kirche in Oberösterreich Gerechtigkeit leben kann.
Liturigie – Sakrament – Kirchenjahr: Zentrale Fragen waren: Wie komme ich ins Christsein hinein? Welche Unterstützung brauchen Eltern von Täuflingen? Wie ist das mit den Sakramenten heute? Wie können wir eine gute Sonntagskultur leben?
Glaubensvermittlung neu: Wie sieht eine gesunde missionarische Gemeinschaft aus? Wie können wir auf die unterschiedlichen Formen der Bindung zur Kirche eingehen? Wie können wir erreichbar sein? Nach einem Beschluss beim letzten Diözesanforum sind KundschafterInnen im Einsatz, die u. a. herausfinden sollen, wie Glaube heute in der Gesellschaft zur Sprache kommen kann.
Option Bildung: Was heißt Bildung aufgrund unseres christlichen Menschenbildes? Basierend auf dem Schöpfungsauftrag definierte man christliche Bildung als den Auftrag an jeden Menschen, sich selbst zu entfalten, sich in der Gesellschaft einzubringen und anderen bei der Persönlichkeitsentfaltung behilflich zu sein. Dies soll christlicher Bildung ein Leitsatz sein.
Zudem ging es um das Zusammenspiel der diözesanen Bildungseinrichtungen im Hinblick auf die Wirksamkeit in der Gesellschaft.
Gastfreundschaft – Pilgern – Spiritualität: Wie kann die Tiefendimension unseres Glaubens strategisch gestärkt werden? Welche Grundhaltung nehmen wir ein? Wie kann man Spiritualität leben? Wie leben wir Einheit in Vielfalt? Was strahle ich aus? Wie gehe ich hinaus? Es wurde überlegt, wie Sabbatzeiten in unserer Diözese aussehen könnten.
Diözesanforum 2019 und Pfingstfest 2020
Beim kommenden Diözesanforum in Puchberg, vom 15. bis 16. November 2019, wird am ersten Tag über die Struktur beraten. Der zweite Tag ist den anderen Themenfeldern gewidmet. Bis dahin werden die aus den Themenfeldern hervorgegangenen Schwerpunkte und deren Unterpunkte fixiert sein. Sie werden vorgestellt und diskutiert.
Danach werden die mit den Themenfeldern Befassten erneut zur Arbeit aufgefordert und es geht in die Ausarbeitungsphase.
Beim Pfingstfest am 30. Mai 2020 sollen die ausgearbeiteten Inhalte, wie wir das Christsein in der Diözese Linz zukünftig leben und den Wandel gestalten wollen, auf den Weg gebracht werden.
Dieser Artikel von Maria Appenzeller ist in der Ausgabe Juli/August der diözesanen MitarbeiterInnen-Zeitschrift "informiert" erschienen. Bild: CC0_1.0_pixabay.com / geralt.