"Wie eine Reise durch die Zeit"
Meine Arbeit als Schneiderin in der Paramentenwerkstatt der Benediktinerinnen in Steinerkirchen ist in gewisser Weise auch eine Reise durch die Zeit. Bei mir landet alles, was restauriert und repariert werden muss.
Da halte ich immer wieder Zeitdokumente in den Händen: Widmungen zum Beispiel, Familienwappen, die Unterschrift der Schneiderin. Oder wir finden alte Zeitungsausschnitte, die zum Ausstopfen der Metallkugeln auf Fahnenstangen verwendet wurden.
Wenn man die Stücke auseinandernimmt, entdeckt man so einiges, auch lustige Sachen. In einem Schu-terteil haben wir einmal eine Leineneinlage gefunden, auf die jemand „Goaßbock“ geschrieben und einen solchen auch in einer gekonnten Bleistift zeichnung verewigt hatte.
Ich arbeite so an den alten Messgewändern, dass sie anschließend wieder getragen werden können. Teilweise fertige ich auch Entwürfe für die Stickerinnen an.
Jede von uns hat ihr Aufgabengebiet – bei vielen Dingen arbeiten wir aber auch zusammen. Es geht ja bei diesen Stücken auch um Wirkung aus der Ferne. Da hilft es, wenn Kolle-ginnen einen Blick darauf werfen.
Sehr interessant war übrigens ein Segensmantel, der aus Teilen eines Brautmantels von Kaiserin Elisabeth genäht war. Der Überlieferung nach soll sie selbst daran mitgearbeitet haben. Ob das stimmt? Wer weiß.
von Roswitha Strasser