Jona 4,5–11
Da verließ Jona die Stadt und setzte sich östlich vor der Stadt nieder. Er machte sich dort ein Laubdach und setzte sich in seinen Schatten um abzuwarten, was mit der Stadt geschah. Da ließ Gott, der Herr, einen Rizinusstrauch über Jona emporwachsen, der seinem Kopf Schatten geben und seinen Ärger vertreiben sollte. Jona freute sich sehr über den Rizinusstrauch.
Als aber am nächsten Tag die Morgenröte heraufzog, schickte Gott einen Wurm, der den Rizinusstrauch annagte, so dass er verdorrte. Und als die Sonne aufging, schickte Gott einen heißen Ostwind. Die Sonne stach Jona auf den Kopf, so dass er fast ohnmächtig wurde. Da wünschte er sich den Tod und sagte: Es ist besser für mich zu sterben als zu leben.
Gott aber fragte Jona: Ist es recht von dir, wegen des Rizinusstrauches zornig zu sein? Er antwortete: Ja, es ist recht, dass ich zornig bin und mir den Tod wünsche.
Darauf sagte der Herr: Dir ist es leid um den Rizinusstrauch, für den du nicht gearbeitet und den du nicht großgezogen hast. Über Nacht war er da, über Nacht ist er eingegangen. Mir aber sollte es nicht leid sein um Ninive, die große Stadt, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen leben, die nicht einmal rechts und links unterscheiden können – und außerdem so viel Vieh?
Das Buch Jona ist eine Erzählung, die Gottes Güte und Liebe zeigt – und kein historischer Bericht. Jona wird von Gott nach Ninive geschickt, um den Bewohnern der Stadt wegen ihrer großen und vielen Sünden den nahen Untergang anzukündigen. Jona versucht zuerst, sich diesem Auftrag zu entziehen. Nach einigen Umwegen führt er den Auftrag Gottes schließlich aus und kündigt den Bewohnern von Ninive den nahen Untergang an. Diese ändern daraufhin ihr Leben und das Drohwort gegen Israel wird nicht ausgeführt. Das allerdings erzürnt Jona. Mit Hilfe des Rizinusstrauches will Gott Jona seine Liebe verständlich machen.
Der Rizinus ist eine sehr schnell wachsende, einjährige Pflanze, die vier bis fünf Meter hoch werden kann. Er dürfte ursprünglich aus dem tropischen Afrika stammen, wächst aber bereits seit 6000 Jahren in Ägypten und ist auch in Israel heimisch, wo er an vernachlässigten Plätzen und in einigen Wüstenwadis zu finden ist.
Der Samen besteht bis zu 60 Prozent aus dem für Heilzwecke schon lange Zeit bekannten Rizinusöl. Er beinhaltet aber auch das tödliche Gift Rizin. Das Rizinusöl wird zum Teil heute noch im Orient für die Beleuchtung verwendet; steckt man die Samen auf eine Nadel, verbrennen sie mit deutlich sichtbarer Flamme und erhellen so den Raum.
Impulse
► Blicken Sie auf den Rizinusstrauch mit dem Gedanken:
Wie viel wertvoller sind doch all die Menschen in meiner Umgebung.
Noch klein, aber nicht mehr lange ... - der Rizinus