Gott begegnen

1. Buch der Könige 19,9–14
 

Dort ging er in eine Höhle, um darin zu übernachten. Doch das Wort des Herrn erging an ihn: Was willst du hier, Elija? Er sagte: Mit leidenschaftlichem Eifer bin ich für den Herrn, den Gott der Heere, eingetreten, weil die Israeliten deinen Bund verlassen, deine Altäre zerstört und deine Propheten mit dem Schwert getötet haben. Ich allein bin übrig geblieben, und nun trachten sie auch mir nach dem Leben.

Der Herr antwortete: Komm heraus und stell dich auf den Berg vor den Herrn! Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. 

Nach dem Feuer kam eine leise Stimme der Stille. Als Elija das hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle. Da vernahm er eine Stimme, die ihm zurief: Was willst du hier, Elija?

In der Bibel wird von vielen „direkten“ Begegnungen zwischen Gott und Menschen erzählt. Gott kommt z.B. zu Abraham bei den Eichen von Mamre und verheißt ihm ein Kind mit Sara (vgl. Gen 18,1–14). Vor der Begegnung mit Esau, den Jakob um das Erstgeburtsrecht und den Erstgeburtssegen betrogen hat, kämpft Jakob mit Gott und wird anschließend von ihm gesegnet (vgl. Gen 32,23–31).

In 1 Kön 19 begegnet Gott dem Elija ganz anders als erwartet. Nicht mit Gewalt oder als große Macht. Nein: In einer leisen Stimme der Stille ist er erfahrbar. In anderen biblischen Erzählungen wird bei der Begegnung Gottes mit den Menschen mehr an die Größe Gottes gedacht, weshalb sich die Begegnung indirekt über Boten (angelos = Engel) bzw. über Träume und Visionen ereignet.

Auch heute haben Christinnen und Christen verschiedene Zugangsweisen zur Gottesbegegnung. Viele suchen den „direkten“ Kontakt: Sie richten ihr Gebet an Gott und fühlen sich persönlich von Gott beschützt und gehalten. Andere beten für Mitmenschen und spüren den Schutz Gottes besser durch ihr Vertrauen z.B. auf Engel. Auch die Orte, an denen wir Gottes Nähe spüren, sind unterschiedlich. Für die einen ist die Kirche der Ort, an dem sie still werden können und sich Gott nahe fühlen, andere fühlen sich z.B. bei einem Waldspaziergang oder beim Bergsteigen Gott besonders nahe.

Durch ihre Vielfalt an erzählten Gottesbegegnungen ermutigt uns die Bibel, die verschiedenen Frömmigkeitsformen unter uns Christinnen und Christen als Bereicherung zu entdecken.

Impulse

• Wo könnte mir Gott begegnen?
• An welchen Orten spüre ich die Nähe Gottes besonders?
• Woran denke ich, wenn ich „leise Stimme der Stille“ lese?

► Welche Laute und Töne hören Sie außer den Stimmen von Menschen?

Die Eliahöhle vor dem Frühling ...