Der Turmeremit
hat Einblick in die Seele
hat den Überblick
Grundüberlegung
Eine Grundüberlegung hat mich bei der Idee und beim Konzept zu diesem Projekt geleitet: Wie macht man Kirche im Rahmen der Kulturhauptstadt sichtbar? Eine Antwort versuchte ich im Sichtbarmachen der Grundkompetenzen von Kirche. 1. Kirche wird definiert durch Seelsorge. 2. Kirche ist Kulturträgerin (70 % der Kulturgüter in OÖ z.B. sind in kirchlicher Hand) und bietet viele Räume der Feier, des Gebets, der Stille. 3. Kirche steht in einem Generationenvertrag und bietet eine große Geschichte, die uns auch befähigt, uns in die Gesellschaft heute unverzichtbar einzubringen.
Gebet für die Stadt
erleuchtetes Turmfenster
Zeichen für die Welt
Große Sehnsucht
Die Sehnsucht der Menschen ist groß. Das dachte ich mir als die Bewerbungen für das Projekt eintrafen. Derzeit halten wir bei ca. 250 Interessierten, d.h. wir könnten bald 5 Jahre die Türmerstube „bewohnen“.
Die Kirche hat den Menschen etwas zu geben.
Jede/r TurmeremitIn hat eine/n BegleiterIn. Mag. Susanne Gross vom Referat für Spiritualität wählte sorgfältig BegleiterInnen, die vertraut sind mit der Erfahrung der Stille und geistlichen Prozessen.
Gemachte Erfahrung
vertrauensvoll erzählen
jedem das Seine
In die Tiefe gehen
Der Gedanke an einen Turmeremiten/eine Turmeremitin, die mitten in der Stadt lebt, löst in jedem Kopf viele Assoziationen aus. Wir sind heute über das Internet mit vielen utopischen Orten vertraut und dann merken wir, dass es tatsächlich Menschen gibt, die 395 Stufen in die Höhe steigen, um in die Tiefe zu gehen. Das fasziniert viele. Und doch ist es mit Blick auf die Kirchengeschichte ein altes immer da gewesenes Thema. Als „Eremitenerfinder“ war mir wichtig, Interessierte an das Wesen der Stille und des Projekts heran zu führen. Beim mittäglichen Schweigen und Beten mit dem Eremiten in der Krypta des Mariendoms um 12.15 Uhr ist das möglich. Montag bis Samstag wird dieses ca. 20-minütige Mittagsgebet von MitarbeiterInnen der city-Pastoral gestaltet.
Partner zum Gelingen
Für das Gelingen eines Projektes in dieser Dimension braucht es viele Partner. Das beginnt bei der Bischof-Rudigier-Stiftung als Eigner des Mariendoms, der Diözese Linz, Kulturhauptstadt linz09 als Partner für die Durchführung, geht über proHolz Oberösterreich, das in Zusammenarbeit mit der Tischlermeisterklasse der HTBLA Hallstatt, sowie MAFI Naturholzböden, Wiesner und Hager Möbel GmbH, Kranz Tischlerei GmbH & Co.KG, GEA – Gehen Sitzen Liegen und Glaswerkstätten Schlierbach nach Entwürfen von Frank Geffke die Einrichtung fertigte. Einblick in die Türmerstube gibt auch das im Mariendom aufgestellte 1:1-Modell. Für die von Prof. Clemens Sedmak zusammengestellte Bibliothek erklärte sich die Veritas Buchhandlung bereit. Bleiben letztendlich noch die Oberösterreichische Versicherung AG, das Hilfswerk Oberösterreich (Reinigung) und das Hotel Kolping zu erwähnen. Das Hotel Kolping liefert täglich einen Essensrucksack mit einem warmen Mittagessen und den Speisen für Frühstück und Abendessen in den Mariendom. Das Mittagessen wird gleichzeitig im öffentlichen Mensabetrieb des Hotel Kolping, Gesellenhausstr. 5, von Mo bis Fr als Eremitenmenü angeboten.
Paradies vergegenwärtigen
Bezug nehmend auf einen alten Mönchsbrauch, am Sonntag Süßes zu essen, um sich schon in dieser Welt das Paradies und den Himmel zu vergegenwärtigen erfand ich noch das Eremitenbrot, welches von der Bäckerei Knott produziert wird und u.a. bei Knott, aber auch im Hotel Kolping, am linz09 Infopoint oder im Domshop zu finden ist.
Was weist von diesem Projekt in die Zukunft?
Kirche ist nach wie vor gefragt als Leuchtturm, als Antwortgeber auf die Sehnsucht der Menschen, als geschichtswissender Innovator, als Alternative zur Betriebsamkeit in unser aller Welten, als Fragensteller nach Gott und Mensch, als Ruhepol um die eigene Existenz zu beleuchten und freudig weiterzugehen, weil Versöhnung möglich ist und man sich dankbar in einen großen Kontext eingebunden wissen darf. Religion und Kunst erschließen beide Metaebenen und weisen über den Menschen hinaus. Die Religion findet im Idealfall ihre Antworten in Gott.
Was ich mitnehme
Erneuerung. Verheißung
Dankbarkeit. Freude
Hubert Nitsch
Turmeremit im Mariendom, Idee und Konzept
Die eingestreuten Dreizeiler (Haiku, japan. Gedichtform, 3 Zeilen, 5-7-5 Silben), schrieb Hubert Nitsch während seines Aufenthaltes als Eremit im Mariendom ins in der Türmerstube aufliegende Tagebuch, welches von Eremitin zu Eremit weiter gegeben wird.