Dienstag 24. Dezember 2024
Linz 2009 - Kulturhauptstadt Europas

Fotografien von Eremitinnen und Eremiten im Linzer Mariendom 2009

Turmeremit

Im Rahmen der Kunststation Mariendom werden von 5. Juni – 31. Oktober 2009 Fotografien von Eremitinnen und Eremiten, fotografiert von Miklos Boros und Paul Kranzler gezeigt.

Die Eröffnung findet im Rahmen der Langen Nacht der Kirchen am 5. Juni 2009 um 20.00 Uhr in der Rosenkranzkapelle im Mariendom Linz statt. Mit einer Begrüßung von Maximilian Strasser, Dompfarrer, einer Hinfuhrung zu den Künstlern durch Ramόn Reichert, Kunstuniversitat Linz. Kurator der Ausstellung ist Hubert Nitsch, Idee und Konzept Turmeremit am Mariendom Linz09

 

Miklos Boros

Ich kann nicht sagen was eine Woche Aufenthalt in der Eremitenstube bei mir auslösen würde. Den Gedanken einige Tage ohne Terminkalender, Informationsflut aus allen Medien,  Güterkonsum und der Verzicht auf weitere, scheinbar wichtige Dinge des alltäglichen Lebens, finde ich jedoch sehr anregend.
Durch den Versuch sich selbst zu finden und nach den wesentlichen Werten des Lebens zu forschen, ist es notwendig, sich manchmal etwas zu distanzieren und die Dinge aus der Ferne zu betrachten. Menschen die Gelegenheit zu bieten, der Zivilisation für eine Weile den Rücken zu kehren, halte ich gerade in Zeiten der rasenden Veränderungen für essenziell und äußerst sinnvoll. Durch das Turmeremit-Projekt wurde genau dort angesetzt, wo in der Gesellschaft großer Nachholbedarf herrscht und gleichzeitig auch versucht, Menschen außerhalb der katholischen Kirche zu erreichen.
Während meiner Arbeiten konnte ich feststellen, dass sich die EremitInnen durch sehr unterschiedliche Charaktere und Lebenswege von einander unterschieden. Nichts desto trotz hatte ich immer wieder den Eindruck, Menschen zu treffen, die etwas erreichten, wonach sie gesucht haben.

 

Paul Kranzler

In der Zeit von Ende Dezember ´08 bis April ´09, besuchte ich elf Eremitinnen und Eremiten. Es handelte sich dabei immer um Kurzbesuche. Meistens war der Treffpunkt die Tür zum Turmaufgang, ein paar mal auch in der Krypta nach dem Mittagsgebet. Die Krypta war mir persönlich allerdings etwas zu düster, ein idealer Platz wenn man sich verkriechen will. Was ich mich oft gefragt habe ist ob es für mich selbst in Frage käme eine ganze Woche alleine meistens oben auf dem Turm oder einmal am Tag für 1 Stunde unten in der Krypta zu verbringen.
Und ich glaube es wäre nichts für mich, so toll und beeindruckend die Kurzbesuche bei den Eremitinnen auch waren. Es stellte sich auch heraus, dass es sich alle sehr gut überlegt hatten ob sie diese Woche antreten wollen und für sich entschieden haben, sich diese Zeit zu nehmen. Ich hatte meistens den Eindruck dass sie jeden Tag genießen würden, Herrn Wimmer war die Woche viel zu kurz, als Bub war sein Traum auf einem Leuchtturm zu leben, am liebsten würde er einen ganzen Monat bleiben, Herr Matschenko entschied sich dafür diese Woche mal nicht zu sprechen – wir haben uns auch ohne Worte sehr gut verständigen können.

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