Mittwoch 27. November 2024
Linz 2009 - Kulturhauptstadt Europas

Tägliche Orgelstationen in Linzer Kirchen

Heimische wie internationale Organisten bringen die „Königin der Instrumente“, wie Wolfgang Amadeus Mozart sagte, zum Klingen. 

Die ORGELSTATIONEN laden zwischen 13. April und 26. Oktober 2009 in sechs Linzer Kirchen zu Orgelkonzerten. Die ORGELSTATIONEN führen weg vom Lärm auf den Straßen, vom Stress im Büro, von der Fließbandberieselung. Sie geben die Chance, sich zu sammeln und Wege neu zu definieren. Sie bieten Ruhe, Zeit zum Nachdenken und Besinnung für die Seele. Im Rahmen der Pressekonferenz werden die einzelnen Stationen vorgestellt.

 

Orgelstationen

Martin Heller (Intendant Linz09), Heinz Karl Kuba (Organisation Musica Sacra), Peter Paul Kaspar (Rektor der Ursulinenkirche), Maximilian Strasser (Dompfarrer) _ Foto:Groh

 

Orgelstationen

Der evangelische Kirchenmusiker Kristian Schneider mit Peter Paul Kaspar

 

Die 20-minütigen Kurzkonzerte finden täglich außer Sonntag um 17.15 Uhr statt und legen den Schwerpunkt auf sakrale Musik, umfassen überdies aber die verschiedensten musikalischen Genres. Im Anschluss werden gegen einen Unkostenbeitrag Kirchenführungen angeboten.

WAS // Orgelstationen
WANN // 13.04. - 26.10.2009
WO //
• Montag: Stadtpfarrkirche, Pfarrplatz 4, 4020 Linz
• Dienstag: Martin-Luther-Kirche, Konrad-Vogel-Straße 4. 4020 Linz
• Mittwoch: Ignatiuskirche/Alter Dom, Domgasse 6, 4020 Linz
• Donnerstag: Minoritenkirche, Klosterstraße 7, 4020 Linz
• Freitag: Mariendom, Herrenstraße 36, 4020 Linz
• Samstag: Ursulinenkirche, Landstraße 31, 4020 Linz

Eine Kooperation der Kulturhauptstadt Linz09 mit Musica Sacra, der Katholischen Kirche Oberösterreich und der Evangelischen Diözese Oberösterreich.

Montag: Stadtpfarrkirche
Die Stadtpfarrkirche, die zweitälteste Linzer Kirche, mit der Turmstiege als dem ältesten spätromanischen Baurest, wurde in der Gotik mehrmals umgebaut und schließlich 1656 neu gestaltet.
Sie ist heute eine dreischiffige barocke Staffelkirche mit vier Seitenaltären, einer Taufkapelle und Bildern von Bartholomäus Altomonte – Hochaltar und Kanzel stammen aus dem Rokoko.

DIE ORGEL DER STADTPFARRKIRCHE
Ludwig Mooser aus Salzburg baute 1852 gegenüber dem Altar auf einer Orgel-Orchesterempore eine Orgel mit 2 Manualen und Pedal mit insgesamt 36 Registern. Anton Bruckner war an dieser Orgel von 1855 bis 1868 Organist. 1879 wurde das Werk durch Martin Hechenberger das erste Mal umgebaut, 1953 baute die Fa. Gebrüder Mauracher aus Linz in ein neues Gehäuse (Bildhauer Franz Wirth, Hallstatt) eine komplett neue Technik. Man übernahm aber die alten Pfeifen aus den Vorgängerorgeln und ergänzte das Werk auf 53 Register. Das Gehäuse von 1953 steht heute unter Denkmalschutz. Mit dem letzten Umbau wurde Gerald Woehl beauftragt, der mit großem Einfühlungsvermögen an das Konzept heranging, einerseits die Ideen des Bundesdenkmalamtes hinsichtlich des Orgelgehäuses zu verwirklichen und anderseits die wertvollen Pfeifen der Mooser Orgel aus der Zeit Bruckners in das Klangbild des neuen Instruments zu integrieren. Der Umbau der Orgel wurde vom Linzer Domorganisten Wolfgang Kreuzhuber als Orgelsachverständiger begleitet.
Ursprünglich klanglich als Orgel mit starkem französischen Einschlag konzipiert, erhielt die Orgel schlussendlich österreichisch-romantischen Charakter.

 

Orgel MaLuKi

Orgel der Marthin Luther Kirche _ Foto: Schneider

 

Dienstag: Martin-Luther-Kirche
Die Martin-Luther-Kirche, entsprechend den Vorschriften des Toleranzpatents abseits der Straße und ursprünglich turmlos erbaut, wurde 1844 – nach einigen Bauunterbrechungen – als evangelische Kirche feierlich eröffnet und erst 1848 mit Turm und Glocken ausgestattet. Die Pläne stammten von Johann Rueff, das Christusbild am Altar von Franz Bobleter.

DIE ORGEL DER MARTINLUTHER-KIRCHE
Seit 2006 verfügt die Linzer Martin-Luther-Kirche über eine neue Orgel aus der Werkstatt von Rowan West / Altenahr – ein Instrument, das sicher zu den schönsten Orgelneubauten unseres Bundeslandes gezählt werden kann. Anliegen der künstlerisch für dieses Projekt Verantwortlichen war es, mit diesem Werk ein für die Interpretation Bach’scher Musik prädestiniertes Instrument, quasi eine „Linzer Bach-Orgel“, zu schaffen. Aus diesem Grunde orientiert sich die Disposition stark an der des sächsischen Orgelbauers Gottfried Silbermann, der so berühmte Instrumente wie die Freiberger Domorgel oder die Orgel in der katholischen Hofkirche zu Dresden schuf. Deutliche Merkmale sind diesbezüglich beispielsweise:
• Im Pedal: das Vorhandensein nur eines labialen 8’-Registers, des Oktavbasses 8’.
• Im Rückpositiv (von Gottfried Silbermann nie gebaut; er bevorzugte stattdessen ein Oberwerk) neben dem üblichen Prinzipalchor ein Cornet decomposé, eine deutliche Anlehnung an den französischen Orgelbau.
• Im Hauptwerk das Vorhandensein eines labialen (Bourdon) wie eines lingualen (Fagott) 16’- Registers.
Doch trotz aller Orientierung an Vorbildern steht das Instrument nicht als bloße Kopie von Vorhandenem vor uns, sondern zeigt auch individuelle Züge des Orgelbaumeisters Rowan West. Überwiegt der Einfluss Silbermanns in der Mensurierung und Intonation der Principal- und Flötenregister sowie in der Gesamtkonzeption, so orientieren sich beispielsweise die Streicher eher an süddeutschen Vorbildern, die Hauptwerkstrompete ist „norddeutsch“ mensuriert. Erst durch diese Synthese der klanglichen Errungenschaften verschiedener Orgellandschaften einer Epoche wird dieses Instrument - wie jede herausragende Kirchenorgel - einzigartig.

Mittwoch: Ignatiuskirche
Die Ignatiuskirche (Alter Dom) wurde 1669-1678, vermutlich nach Plänen Carlones, errichtet und unterstand – mit Unterbrechungen – dem Jesuitenorden, der sie auch heute wieder betreut. Nach Aufhebung des Ordens diente sie bis zur Fertigstellung des Neuen Doms als Bischofskirche. Besonders bemerkenswert sind der Hochaltar, die Kanzel und das Chorgestühl.

DIE BRUCKNERORGEL
Die Brucknerorgel im Alten Dom (Ignatiuskirche) zählt zu den bedeutendsten Klangdenkmälern Österreichs. Das Instrument, an dem Anton Bruckner während seiner Tätigkeit als Linzer Domorganist dreizehn Jahre lang wirkte, befindet sich heute noch als einzige der sogenannten Brucknerorgeln im Originalzustand. Die Orgel wurde ursprünglich für die Stiftskirche Engelszell gebaut. Als Entstehungszeit wird das Jahr 1760 angenommen. Sie war, nördlich der Alpen, die erste Arbeit des berühmten Krainer Orgelbauers Franz Xaver Chrismann. Nachdem das Stift Engelszell im Zug der Josephinischen Klosteraufhebungen aufgelöst worden war, kam die Stiftsorgel 1790 in die Linzer Jesuitenkirche, die 1784 zur Domkirche der neuerrichteten Diözese Linz erhoben wurde. Chrismann selbst besorgte die Übertragung und die Neuaufstellung des Instrumentes in die neue Linzer Domkirche. Die Chrismann-Orgel, die im Charakter des 18. Jahrhunderts als dreimanualiges Werk mit einem relativ kleinen Pedalwerk in der Art der öster.-ital. Orgelbautradition konzipiert war, wurde ab 1855 während der dreizehnjährigen Amtszeit Anton Bruckners als Linzer Domorganist vom Ottensheimer Orgelbaumeister Leopold Breinbauer klanglich umgestaltet und den Wünschen Bruckners entsprechend umgebaut. Es ist bemerkenswert, dass der Umbau nach Bruckners Wünschen nach den klassischen Grundsätzen des Orgelbaus erfolgt ist - es blieben z. B. die Tonumfänge (kurze Oktaven, repetierendes 17 Töne Pedal) beim Umbau unverändert. Allerdings wurden manche barocke Klangeigentümlichkeiten dem romantischen Zeitgeschmack angepasst (das Blockwerk wurde geteilt, das Emporenpositiv in das Hauptgehäuse integriert und anstelle von Aliquotregistern wurden Grundstimmen eingebaut). Die Orgel im Alten Dom präsentiert sich heute als authentisches, in seiner Art einzigartiges Bruckner-Monument und als besonders farbiges Beispiel österreichische Orgelromantik.

Donnerstag: Minoritenkirche
Die Minoritenkirche (Landhauskirche) wurde ursprünglich um 1236 als gotische Klosterkirche erbaut. Nach mehrmaligem Besitzwechsel wurde sie um die Mitte des 18. Jahrhunderts nach Plänen von Johann Matthias Krinner auf dem alten Grundriss im Rokokostil neu errichtet. Die Altarbilder wurden von Martin Johann Schmidt und von Bartholomäus Altomonte geschaffen.

DIE ORGEL DER MINORITENKIRCHE
Die Idee einer neuen Orgel der Minoritenkirche geht auf den, 2007 leider verstorbenen, Organisten und Lehrer am Brucknerkonservatorium /Anton-Bruckner-Privatuniversität August Humer zurück. Sie wurde von der OÖ. Landesregierung aufgegriffen und mit einer Kommission durch Wolfgang Kreuzhuber, Rudolf Jungwirth und Rupert Gottfried Frieberger fachlich soweit vorbereitet, dass der Auftrag an die Orgelbauwerkstätte Kristian Wegscheider in Dresden vergeben werden konnte. Rupert Gottfried Frieberger begleitete das Projekt als Orgelsachverständiger, das keine direkte Stilkopie sein will, sondern eine sächsische Barockorgel als Grundkonzept zum Ziel hat, in der sich Prinzipien der Orgelbauer Gottfried Silbermann und Zacharias Hildebrandt wieder finden. Dementsprechend hat die Orgel auch eine historische Stimmungstemperatur und eine Stimmtonhöhe von 415 Hz. Auch die Umfänge entsprechen der klassischen Barockorgel in Sachsen mit C, D – d’’’ in den Manualen und C, D – d’ im Pedal. Als Gehäuse dient nach Entscheidung der Denkmalpflege der ursprünglich auf den Salzburger Orgelbauer Ludwig Mooser (um 1850) zurückgehende Orgelkasten, der 1884 von Leopold Breinbauer nochmals adaptiert und neu gefasst wurde. Die behutsame Sanierung der Fassung und Vergoldung besorgte Martin Schildberger. Die darin eingearbeitete neue Spielanlage repräsentiert einen sächsischen Orgelspieltisch der Barockzeit. Die Orgel stellt somit eine Bereicherung für die oberösterreichische Orgellandschaft dar.

 

Freitag: Mariendom
Der Mariendom (Neuer Dom), Österreichs größte Kirche, wurde in 62 Jahren Bauzeit nach Plänen des Kölner Diözesanbaumeisters Vinzenz Statz errichtet und 1924 geweiht. Allein der Turmbau im dritten Bauabschnitt dauerte 15 Jahre. Bemerkenswert sind die Zyklen der Glasfenster: alte im Langhaus, moderne im Kapellenkranz vorne, mächtige Rosetten im Querschiff.

 

Rudigierorgel im Linzer Mariendom

Rudigierorgel im Linzer Mariendom _ Foto: Steininger


DIE RUDIGIERORGEL
Ausgehend von der Initiative der Gebrüder Joseph und Hermann Kronsteiner konnte im Mariendom 1968 eine Orgel zum ehrenden Gedächtnis an den Erbauer des Domes, Bischof Franz Josef Rudigier,entstehen. Anlass zu diesem Großprojekt war die hundertste Wiederkehr der Grundsteinlegung des Linzer Domes (1862). Zusammen mit Luigi Ferdinando Tagliavini konnte im Sommer 1959 mit Sybrand Zachariassen, Hans Haselböck und Anton Heiller ein grundlegendes Konzept mit 70 klingenden Registern erarbeitet werden. Die Aufteilung der Werke in Hauptwerk, Rückpositiv, Brustwerk, Oberwerk und Pedal ließ sehr klar erkennen, dass eine dreimanualige, norddeutsche Orgel mit einem schwellbaren, romantischen Oberwerk entstehen sollte. Durch Hinzufügen eines Chamade-Werkes konnte schließlich der Grundstein gelegt werden, einen Großteil der Orgelliteratur an der Domorgel spielen zu können. Der Typus der Universalorgel in Österreich wurde geschaffen. Entsprechend den damals neuesten Erkenntnissen im Orgelbau war es für die Initiatoren selbstverständlich, dass die Orgel ausschließlich mechanische Spiel- und Registertraktur erhalten musste. Lediglich beim Pedal entschied man sich für eine elektrische Registertraktur, um drei freie Kombinationen verwirklichen zu können. Die Barkerkoppel sollte nur dazu dienen, das Spiel mit gekoppelten Manualen zu ermöglichen. 70 klingende Register reichten aus, um den Dom akustisch bewältigen zu können. Dies ist umso erstaunlicher, da andere, in der Größe vergleichbare Kirchen 100 bis 200 Register oder mancherorts sogar noch mehr benötigten. Die Bedeutung der Marcussen-Orgel im Linzer Dom für den Orgelbau in Österreich darf in diesem Zusammenhang nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die ausschließliche Verwirklichung von mechanischen Spieltrakturen in Österreich bei Orgelneubauten war damit endgültig besiegelt worden.

 

Orgel

Vordere Orgel der Ursulinenkirche _ Foto: Groh


Samstag: Ursulinenkirche
Die Ursulinenkirche wurde von 1736 bis 1757 nach Plänen von Johann Haslinger als Kloster- und Schulkirche errichtet. Sie ist eine einschiffige Saalkirche mit beiderseits angebauten Kapellen. Der von biblischen, vergoldeten Engelreliefs geschmückte Hochaltar stammt von Johann Matthias Krinner und Franz Josef Mähl, die Altarbilder von Vater und Sohn Altomonte.

DIE BEIDEN ORGELN DER URSULINENKIRCHE
Die Ursulinenkirche besitzt derzeit vier Instrumente: Die historische Hauptorgel aus der Zeit Anton Bruckners diente damals der Kloster- und Schulkirche (bis 1968). Nach umfassender Restaurierung steht die Barockkirche seit 1985 im Dienst der kategorialen Seelsorge (für Akademiker, Künstler und Studenten) und künstlerischer Zwecke (für Konzerte, Kirchenopern, Ausstellungen etc.). Dazu erhielt sie eine Chororgel, aber auch ein Cembalo und einen Konzertflügel. Hauptorgel von 1876: Franz Sal. Ehrlich, Braunau
Die große Orgel hat einen barocken und einen romantischen Anteil und ist die einzige Linzer Orgel aus der Zeit Anton Bruckners. Sie besitzt mechanische Traktur mit Schleifladen, mit 18 Registern auf 2 Manualen und Pedal und wurde 2006 restauriert.

Linz 2009 - Kulturhauptstadt Europas
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