Der Ruhepol Mariendom befindet sich in einer abgetrennten Halle des Domes mit bemerkenswerter Entstehung: 100 Jahre nach der Grundsteinlegung von 1862 sollte zum Andenken an den Domerbauer, Bischof Franz Joseph Rudigier, eine fulminante Orgel errichtet werden. 1968 wurde die Rudigierorgel vollendet – allerdings um den Preis, dass das gewaltige Rosettenfenster, das den Dom in prächtiges Licht tauchte, verbaut werden musste. So entstand ein Raum, der europaweit seinesgleichen vergeblich sucht – die Rudigierhalle: bei zehn mal zehn Metern Grundfläche ragt sie zwanzig Meter in die Höhe. Einzigartig ihre Proportion, einzigartig ihre Akustik, einzigartig ihre Atmosphäre und damit wie für einen Ruhepol geschaffen.
Die gegebene Raum- und Lichtstruktur wird durch behutsame künstlerische Interventionen verstärkt. Der Linzer Rainer Jessl hat eine Lichtinstallation entwickelt, die auf die bestehende Lichtsituation im Ruhepol Mariendom aufbaut, bestimmt vom Gang der Sonne und dem beeindruckenden Rosettenfenster: Höhepunkt ist die letzte Abendsonne, welche die riesige Glasrosette zum Glühen bringt. Kein Scheinwerfer kann sich damit messen. Die Lichtinstallation macht in der Dämmerung die Kuppel gläsern und gibt den Blick frei auf schwebendes Wasser.
Dompfarrer Maximilian Strasser
Der Ruhepol im Mariendom befindet sich zweifellos am richtigen Ort. Die biblische Schöpfungserzählung schließt mit den Worten: „Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag…“
„Ruhen“ ist im Verständnis der Heiligen Schrift eine wichtige „Aktivität“, nie bloßes Nichtstun. „Ruhen“ bringt die andere Seite des Menschen zum Klingen, die sonst von Vielem übertönt wird.
Dommeister Clemens Pichler
In den letzten Monaten hat sich der Mariendom zu einem wichtigen Kulturzentrum entwickelt. Die vielen Projekte, die im Rahmen der Kulturhauptstadt im Mariendom stattfinden, rücken die größte Kirche Österreichs in den Mittelpunkt und unterstreichen die Bedeutung der Kirche(n) als Kulturträgerin.
Mit der Eröffnung des Ruhepols in der Rudigierhalle im Mariendom macht die Diözese Linz nun erstmals einen ihrer schönsten und spektakulärsten Räume zugänglich. Die BesucherInnen sind eingeladen, zu sehen, zu hören, zu staunen – und zur Ruhe zu kommen.
Faszinierende Einblicke in Geschichte und Architektur, aber auch in verborgene Winkel des Mariendoms geben die neu erarbeiteten Domführungen, die ab sofort täglich um 11.30, 15.00, und 16.00 Uhr angeboten werden. Treffpunkt ist jeweils das DomCenter am Domplatz, Herrenstraße 36.
Ruhemöbel
Die einzigen Objekte im Ruhepol Mariendom sind die von Tobias Hagleitner, Gunar Wilhelm und Richard Steger – auch Gestalter des Ruhepol Centralkinos – entworfenen Ruhemöbel, die aus großen Kabelspulen gefertigt sind. Die teils halbiert, teils im Ganzen verarbeiteten Sperrholztrommeln werden mit Textilbahnen überzogen und dienen so als Ruheliegen und Liegeteppiche mit edler Filzoberfläche. Die Geometrie der Spulen ermöglicht ein geschütztes Für-sich-Sein und ungestörte Entspannung, gleichzeitig lenkt sie den Blick nach oben zum Rosettenfenster und zur Lichtinstallation von Rainer Jessl.
Rainer Jessl erklärt die Lichtinstallation
Alle Beteiligten am Projekt Ruhepol
WAS // RUHEPOL MARIENDOM
WANN // 21. Mai – 26. Oktober 2009
Öffnungszeiten: Di-So, 12.00 – 21.00 Uhr
WO // Rudigierhalle im Mariendom
Herrenstraße 26, 4020 Linz
Lichtinstallation (doc)
Mariendom bei Linz09 (doc)
Sitzmöbel (doc)