Podiumsgespräch
Christine Haiden moderierte das Gespräch zwischen Paul C. Eisenberg, Oberrabiner der Israelitischen Kultusgemeinde, Ami Zaidan, Leiter des privaten Hochschullehrgangs für die Islamische religionspädagogische Weiterbildung, Michael Bünker, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. und Rainer Bucher, Professor für Pastoraltheolgie und Pastoralpsychologie an der Universität Graz.
Eindrücke der Podiumsdiskussion
Eindrücke der Podiumsdiskussion
Eindrücke der Podiumsdiskussion
Eindrücke der Podiumsdiskussion
Frage nach dem Kern und dem persönlichen Standpunkt
Das Gespräch wurde von Christine Haiden mit der Frage an die Teilnehmer nach dem Kern der jeweiligen Religion und nach dem persönlichen Standpunkt in ihr eröffnet. Für Rainer Bucher geht es im Christentum um den Gott, den Jesus v. Nazareth verkündet hat. Dieser Gott ist den Menschen nahe, lässt ihnen aber Raum für die Freiheit. Von Jesus von Nazareth lernen wir, dass Gott besonders den Kleinen, Schwachen und Leidenden nahe ist und dass Gott uns am Ende der Zeit zum Gericht werden wird, indem wir auch nach unserer Verantwortung gefragt werden.
Amir Zaidan begann sein Statement mit der Feststellung, dass die Sicht auf den Islam durch die Außenperspektiven, die an ihn heran getragen werden verzerrt sei. Es gelte die Innensicht des Islam, so wie er sich selbst versteht mehr und mehr hervorzuheben. Der Kern des islamischen Glaubens ist der Mensch, der die Gnade erfahren hat und darum weiß, dass er von Gott geschaffen ist. Diese Gnade wird konkret in der bestimmten Lebensweise gemäß den Regeln. Der Islam zeichnet sich aus durch die im Glauben thematisierte Balance zwischen Diesseits und Jenseits. Amir Zaidan sieht den Islam geprägt durch einen Aufruf zur Bildung, die frei macht und Zwänge überwindet. Daher spielt die Vernunft, die dem Menschen von Gott gegeben ist im Islam eine wichtige Rolle.
Michael Bünker sieht den inhaltlichen Kern des Protestantismus in seinem Bezug zur Heiligen Schrift. Aufgrund dieser Vorrangstellung der Schrift werden die Bereiche Tradition und Hierachie eher vernachlässigt. Bünker rückte in seinem einleitenden Statement sehr schnell die Frage nach der Differenz zwischen Religionen in den Vordergrund. Auf sie dürfe nicht vergessen werden. Es gibt die theologischen Fragen, aber es geht auch um die Frage, wie gehen wir gesellschaftlich mit dieser Diversität um.
Paul C. Eisenberg begann mit einem Wortspiel: „Wenn man den Trialog weiterdenkt kommt man zum Dekalog.“ In ihm werden Gebote formuliert, die den Menschen in Beziehung setzen zu Gott und zum Mitmenschen. Das Christentum hat die Gebote in ihrer Bedeutung zurückgenommen. Eisenberg deutete auch auf die verschiedenen Strömungen, die es im Spannungsbogen zwischen liberalem und orthodoxem Judentum gibt, hin.
Religion und der öffentliche Raum
In der weiteren Diskussion stand sehr bald das Thema Religion und Politik im Zentrum der Aufmerksamkeit. Rainer Bucher betonte, dass es den politischen Raum der Säkularität brauche, damit Religionen miteinander vernünftig ins Gespräch kommen können. Der säkulare Staat ist der Boden der Begegnung der Religionen und eine der wichtigsten Fragen, die an die Religionen gestellt wird, ist die Frage nach den Menschenrechten. Paul C. Eisenberg wies darauf hin, dass im Talmud festgelegt sei, dass jeder Jude, befindet er sich in einem fremden Land, die Gesetze des jeweiligen Staates, sofern sie fair sind, zu respektieren habe. Amir Zaidan unterschied zwischen Säkularität und Laizität, indem er einforderte, dass die Religion nicht in das nur Private abgeschoben werden darf, da dem Staat damit nicht gedient sei. Es gehe um eine strikte Trennung von Staat und konkreter Institution aber nicht um einen Trennung des öffentlichen Raumes von der gelebten Religion.
Ausgewähle Gesänge
Am 22. Oktober 2009 um 19.00 Uhr präsentieren die drei Religionen ausgewählte Gesänge aus ihren musikalischen Schätzen in den Redoutensälen in Linz: von Klezmer-Klängen über einen islamischen Frauenchor bis zum christlichen Choral – DIE ERBEN ABRAHAMS als Wechselspiel gehörten Glaubens.
KLEZMERMUSIK
Das Wort Klezmer ist aus den aramäischen Wortstämmen „Kli“ und „Zemer“ entstanden und bedeutet ursprünglich „der Mensch macht sich zum Überbringer des Liedes“. Heute bezeichnet Klezmer einen Musikstil und den Musiker, der diese Musik macht. Klezmer ist im Ursprung die Musik (ost)europäischer Juden, dargeboten auf Festen aller Art von umherziehenden Musikern, den Klezmorim.
„Klezmer-Musik ist Musik, die tanzt, singt, die Freude und Trauer des Lebens zum Ausdruck bringt. Eine Musik, so fruchtbar und vielfältig wie die osteuropäische jiddische Kultur, aus der sie entstanden ist. Sie ist ein Spiegel, der den Einfluss rumänischer, ukrainischer, ponischer, russischer, ungarischer, griechischer und türkischer Sensibilität auf die jüdische Imagination wiedererkennen lässt“ (Haskala)
Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg, der schon mit dem Dalai Lama und Cat Stevens auf der Bühne gestanden ist, präsentiert an diesem Abend mit einer Wiener Klezmermusikgruppe einen Auszug aus dieser jüdischen Musik.
GAZEL – Bosnischer Islamischer Frauenchor
Der Chor „Gazel“ (frei übersetzt: „Vers“) wurde im Oktober 2005 mit dem Ziel gegründet, die traditionell-geistliche Musik des Islam zu präsentieren. Der Chor hat 22 Mitglieder und bereits 2007 seine erste CD unter dem Titel „Sad te zovem Ja Rahman“ (Ich rufe zu dir, Barmherziger) veröffentlicht. 12 Sängerinnen des Islamischen bosnischen Frauenchors GAZEL werden bei DIE ERBEN ABRAHAMS ihre Musik präsentieren.
EVANGELISCHE KANTOREI LINZ
Seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts ist das Wirken der Evangelischen Kantorei Linz ein bedeutender Part des kulturellen Lebens der oberösterreichischen Landeshauptstadt. Aufführungen von großen oratorischen Werken (u. a. Oratorien- und Kantatenwerk von Johann Sebastian Bach, Oratorien Georg Friedrich Händels, Max Reger: Requiem op. 144, Claudio Monteverdi: Marienvesper) und die Interpretation anspruchsvoller a-cappella-Musik in Gottesdienst und Konzert sind Ergebnisse intensiver Probenarbeit. Unter der Leitung von Kristian Schneider.
COLLEGIUM VOCALE LINZ
1978 wurde in der Katholischen Hochschulgemeinde Linz ein Vokalensemble gegründet, das im Laufe der Zeit zu einem Chor von etwa 90 Mitgliedern anwuchs. Seit Oktober 1992 nennt sich dieser Chor COLLEGIUM VOCALE LINZ. Der Größe des Ensembles entsprechend bilden Werke der Romantik und zeitgenössische Kompositionen den Schwerpunkt des musikalischen Wirkens. Daneben singt der Chor vor allem Gospels und Chorsätze von Stücken, die der U-Musik zuzuordnen sind. Unter der Leitung von Domkapellmeister Josef Habringer.
Pressekonferenz
In einer Pressekonferenz am 8. Oktober 2009 wurde das Linz09-Projekt "Die Erben Abrahams" vorgestellt. Im Rahmen dieses Projektes wird es ein Podiumsgespräch mit ExpertInnen und eine Präsentation von ausgewählten Gesängen der drei abrahamitischen Religionen geben. Die "Erben Abrahams" ist ein Projekt von Linz 2009 in Kooperation mit der Katholischen Kirche in Oberösterreich, Evangelische Kirche A.B. in Oberösterreich, Israelitische Kultusgemeinde in Oberösterreich, Islamische Religionsgemeinde Linz für Oberösterreich und Plattform-Islam.