Beweggrund
Warum nimmt sich die Kirche um das Thema Homosexualität an?
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Daher erklärt das Zweite Vatikanische Konzil als Aufgabe der Kirche: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute sind Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi“.
Somit ist es eine Verpflichtung der Kirche, den Menschen in ihrer jeweiligen Situation gerecht zu werden und ihnen die gute Nachricht des Evangeliums zu erschließen. Dazu ist Kirche da. Aus diesem Grund gibt es in unserer Kirche Menschen, die sich mit der Situation und Lebenswelt homosexueller Frauen und Männer auseinandersetzen.
Acht Gründe, warum das Thema brennt:
- Seit einigen Jahrzehnten ist bekannt, dass es eine homosexuelle Orientierung im Sinne einer Veranlagung gibt. Das heißt: Personen mit dieser grundlegenden Ausrichtung sind nicht in der Lage, ihr erotisch-sexuelles Empfinden auf das andere Geschlecht „umzupolen“. Sie wollen aber wie alle Menschen lieben und geliebt werden. Sie haben die Sehnsucht und die Fähigkeit, partnerschaftliche Beziehungen mit Personen des gleichen Geschlechts zu leben.
- Diese Männer und Frauen machen ca. 5 % der Bevölkerung aus, das heißt, dass es in einer Pfarre mit 3 000 Mitgliedern im Schnitt etwa 150 schwule Männer und lesbische Frauen gibt.
- Es gilt in der medizinischen und psychotherapeutischen Fachwelt inzwischen als geklärt, dass Homosexualität keine Krankheit oder Perversion darstellt.
- Zur „Verführungstheorie“: Es gibt wohl die Verführung zu homosexuellen Handlungen, nicht aber zu homosexueller Orientierung. So ist entwicklungs- und situationsbedingtes homosexuelles Verhalten, wie zum Beispiel in der Pubertät, beim Militär oder in Internaten nicht automatisch Ausdruck gleichgeschlechtlicher Orientierung.
- Zur persönlichen und geistigen Reife eines Menschen gehört, dass er sich in seiner jeweiligen Art annehmen und verwirklichen kann. Christen meinen, dass Gott genau das will.
- Homosexuellen Menschen wird die Selbstannahme besonders schwer gemacht („Bin ich falsch herum?“), wenn die Menschen ihrer Umgebung Homosexualität als unerwünscht, widernatürlich oder sündhaft ansehen. Damit Selbstannahme möglich wird, ist für ein neues Verständnis zu werben.
- Eltern machen sich nicht selten Vorwürfe und suchen die „Schuld“ bei sich („Was haben wir falsch gemacht?“), wenn sie erfahren, ihr Sohn ist schwul, ihre Tochter ist lesbisch. Sie können aber zu ihrem Kind stehen, wenn sie seine homosexuelle Orientierung respektieren lernen. Für diesen schwierigen Weg brauchen auch Eltern Verständnis und möglicherweise kompetente Beratung.
- Auch Christen sind hier schuldig geworden. Gegen die Angriffe auf Homosexuelle bis hin zur Vernichtung in den KZs haben die christlichen Kirchen keinen Widerstand entgegengesetzt, wohl aber über viele Jahrhunderte zur Diskriminierung beigetragen. Mittlerweile erkennen sie an, dass es eine gleichgeschlechtliche Orientierung gibt und verlangen, homosexuellen Menschen mit Respekt zu begegnen. Gerade unsere römisch-katholische Kirche tut sich aber noch schwer, diese Erkenntnis in die Praxis umzusetzen.