Gedanken zur Zubereitung der Papa Gruber Suppe
Kein Zweifel, denk ich mir,
die Papa-Gruber-Suppe muss eine leere Suppe sein,
eine wässrige Suppe mit spärlicher Einlage.
Schließlich soll sie die damalige Sitaution im KZ-Lager widerspiegeln,
die kargen Essensrationen, den ständigen Hunger, das Schwinden der
körperlichen Kräfte, die nunehmende Resignation und Hoffnungslosigkeit.
Aber irgendwas passt mir an dieser Überlegung ganz und gar nicht.
Müsste die Suppe, die wir heute essen, nicht vielmehr all das in kulinarischer
Form beinhalten, wofür Papa Gruber in der Hölle von Gusen gestanden ist?
- das Sich-auch-unter-widrigsten-Umständen-nicht-unterkriegen-Lassen
- die humorvolle Gewitztheit
- die grenzenlose Güte und liebevolle Fürsorge, mit denen er sich seinen Schützlingen zugewandt hat
- das Geerdet-Sein im Glauben, über den er gar nicht viel Worte machen musste, weil er ihn Tag für Tag glaubwürdig gelebt hat
- die Grundhaltung der Humanität und Solidarität den geknechteten Kameraden gegenüber
- das Zusprechen von Mut und das Stärken der Hoffnung zu überleben
- das Versammeln der Hungernden um den Suppenkessel
Um das zu vermitteln, braucht es eine reichhaltige Suppe mit einer Fülle an Zutaten und Gewürzen.
Dazu gehört auch ein Dankeswort an Vater Gruber und eine Bitte um seinen Segen:
Papa Gruber, segne diese Suppe
und segne unsere Gemeinschaft,
damit wir unverzagt und geradlinig deinem Beispiel folgen können.
Zum Gedenken an den Todestag von Papa Gruber, am 7. April 1944
Siegi Witzany, 7. April 2008