Todestag Johann Gruber
Das Spazieren durch uns vertraute Straßen und über heimische Ortsplätze mutet dieser Tage oft fremd an. Ohne die zahlreichen Menschen, die sich um uns bewegen und zum Tratschen verweilen, nehmen wir sie anders war. Manchmal halten wir bewusst Inne, um diese Plätze in ihrer ungewohnt leeren Form auf uns wirken zu lassen. Wir versuchen, uns mit ihrer Fremde anzufreunden. So lernen wir die vertrauten Orte neu kennen. Die Augen bleiben an Objekten hängen, welche wir im rauschenden Alltag übersehen. Es öffnen sich neue Horizonte, wenn wir uns auf die Entdeckungen einlassen. Sie regen zum Nachdenken an und bieten Platz für neue Gedanken.
Einer dieser Orte kann der Vorplatz des Memorials in Gusen sein. Der "Papa-Gruber-Platz". Ein Platz, der so viel verschweigt, wie er vermittelt und die Chance bietet neu entdeckt zu werden, ein Ort für neue Gedanken zu sein.
Seid eingeladen, bei eurem nächsten Spaziergang in der Frühlingssonne innezuhalten; einen Ort neu zu erleben; zu fragen: Was beschäftigt mich an diesem Ort? Wem gibt dieser Ort Platz? Wem/Was schenke ich Platz in meinem Leben? Warum gebe ich Johann Gruber Platz? Gibt es einen Platz, einen geistigen Ort, ein Handeln, bei dem ich mich an Johann Gruber erinnert fühle?
All die individuellen Zugänge und persönlichen Anknüpfungspunkte, welche wir in der Erinnerung an Johann Gruber finden, eint der Wille zu Erinnern. Die eine braucht dazu Orte, der andere nur Ortsnamen, Gespräche oder Treffen mit jemanden aus unserem Kreis. Unser zugleich zerstreutes, als auch geeintes Erinnern am heutigen Todestag Grubers präsentiert sich in einer besonders schönen Form des Gedenkens: nicht ein fertiges, starres Mahnmal steht vor uns, sondern jeder und jede Einzelne kann in eigenen Ritualen, an unterschiedlichen Orten Gruber gedenken und ihm Platz schenken. Dies mit dem Wissen, dass andere dies auch tun.
Uns eint uns das Bestreben die Erinnerung an Johann Gruber in die Welt zu tragen und nachhaltige Erinnerung für künftige Generationen zu schaffen. Dies ist in der Vergangenheit bereits in vielfältigen Formen geschehen und wird auch in Zukunft weiterentwickelt.
Johann Gruber hat in unser aller Leben einen Platz gefunden der unterschiedlich ist und auch veränderbar ist. Obwohl dieser Platz verschieden ist, überschneidet er sich mit den anderen und wird gemeinsam kreativer und auch größer.
Lasst uns heute, am Todestag Johann Grubers, kurz Zeit nehmen um über diesen Platz nachzudenken und diesen bewusst wahrzunehmen.
Julia Mayr und Marlene Wöckinger (Leiterinnen Papa Gruber Kreis) gemeinsam mit Bernhard Mühleder (Obmann Plattform Johann Gruber)