Ansprache Dr. Josef Pühringer
Eminenz hochwürdigster Herr Kardinal Dr. Schönborn!
Päpstlicher Nuntius Erzbischof Dr. Zurbriggen!
Exzellenzen, hochwürdige Herren Bischöfe, insbesondere unsere Alt-Bischöfe Bischof Maximilian und Bischof Ludwig!
Lieber Herr Landeshauptmann Günther Platter aus Tirol und alle Vertreter des öffentlichen Lebens!
Liebe Familie Scheuer – liebe Mutter Scheuer!
Lieber Bischof Manfred!
Herzlich willkommen in der oberösterreichischen Heimat nach 18 Jahren! Vorigen Sonntag hat Dich Deine bisherige Diözese Innsbruck verabschiedet: Und sie tat es sehr herzlich, wie mir Landeshauptmann Platter erzählte und wie auch den Tiroler Medien zu entnehmen war – in großer Dankbarkeit und natürlich auch mit ein wenig Wehmut!
Das ORF Landesstudio Tirol hat in seinem Bericht Menschen aus den verschiedenen Pfarren zu Wort kommen lassen – da war die Rede vom guten Menschen und vom guten Hirten Manfred Scheuer – vom Bischof, der bei den Menschen ist, vom Bischof, der am Puls der Zeit ist – von einem, der vor allem auch die Schwächeren in der Gesellschaft nicht übersieht.
Eine Gläubige hat das mit dem Satz zusammengefasst: "Es ist schade, dass er geht!" Heute, eine Woche später, sagen wir hier im Mariendom: "Wir freuen uns, dass Du gekommen bist!"
Wir freuen uns, dass die Wahl von Papst Franziskus für die Nachfolge von Bischof Ludwig auf Dich gefallen ist, auf einen großartigen Theologen und guten Seelsorger und ich darf Dich als Landeshauptmann namens aller Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher ganz herzlich in Deiner oberösterreichischen Heimat wieder begrüßen.
Danke an die Tiroler, insbesondere an Dich, lieber Günther Platter, für die Rückgabe, aber es war eben nur eine Leihgabe.
Oberösterreich hat ja eine Zeit lang, was bedeutende Persönlichkeiten anlangt, Tirol fast beherrscht. Bischof Manfred, Landeshauptmann Dr. Van Staa, Universitätsordinarius Dr. Roithmayr, ORF-Intendant Kurt Rammerstorfer, etc.. – alles Oberösterreicher.
Ich war schon verunsichert, ob nicht auch Andreas Hofer oberösterreichische Wurzeln hat. Eine wissenschaftliche Untersuchung hat das nicht bestätigt.
Mit Bischof Manfred sind heute fast alle Oberösterreicher wieder nach Oberösterreich zurückgekehrt.
Liebe Mitchristinnen und Mitchristen!
Auch, wenn wir heute in zwei Wochen Bischof Ludwig in diesem Dom verabschieden und bedanken werden – ein herzliches Vergelt's Gott soll auch heute nicht fehlen. Danke lieber Bischof Ludwig für Deine gute und engagierte Arbeit für unser Land und seine Menschen – ich danke Dir auch für die gute Zusammenarbeit mit dem Land Oberösterreich. Mehr dazu heute in 14 Tagen.
In diesen Dank beziehe ich auch nochmals unseren Alt-Bischof Maximilian ein, der ja noch immer als Bischof in vielfacher Verwendung in unserem Land segensreich wirkt.
Bischof Manfred ist nicht der erste Diözesanbischof, der aus dem Westen zu uns kommt, denn auch Franz Joseph Rudigier ist als Propst von Innichen und Domherr von Brixen nach Linz gekommen.
Der große Unterschied liegt aber darin, dass der neue Bischof seine Diözese nicht erst kennenlernen muss – die kennt er seit seiner Kindheit. In Haibach ob der Donau, wo er auch beim „Gaifahren“ als Helfer in der Familienbäckerei die Menschen kennengelernt hat und als Ferialpraktikant bei der Firma Leitl während Deines Studiums. Dort hast Du, lieber Bischof Manfred, heute noch einen guten Ruf, weil Du ein guter Arbeiter warst, fleißig und kollegial.
Auch Dein seelsorgliches Wirken in den Pfarren darf nicht vergessen werden – dafür stehen bei diesem Gottesdienst die Ministranten, die aus Deinen ehemaligen Pfarren kommen – Steyr-Tabor, St. Georgen an der Gusen, die Dompfarre und die Stadtpfarre Linz.
Bischof Manfred Scheuer ist der 14. Linzer Bischof und nach den Bischöfen Doppelbauer, Hittmair, Gföllner, Fließer und Zauner der 6. Linzer Diözesanbischof, der ein geborener Oberösterreicher ist.
Auch wenn Dich Deine Aufgaben als Universitätsprofessor und Bischof aus Oberösterreich weggeführt haben, ist es heute völlig überflüssig, Dich neu einzubürgern, denn Du bist mit uns immer, egal wo Du warst, in Verbindung geblieben und hast auch für unsere Diözese wichtige Aufgaben erledigt. Ich erinnere an Dein Amt als Diözesanpostulator für die Seligsprechung von Franz Jägerstätter.
Lieber Bischof Manfred, wir wünschen Dir viel Kraft und Energie zum Motivieren, zum Fördern und zum Fordern der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher.
Ich glaube, ich kenne Oberösterreich doch ein wenig. Daher traue ich mir zu sagen: Du kommst in ein gutes Land, in eine gute Diözese. Manchmal war auch im Zusammenhang mit Deiner Ernennung von der Diözese Linz als eine schwierige Diözese die Rede. Das möchte ich anders formulieren: Du kommst in ein Land, in eine Diözese der positiven Vielfalt. Das heißt nicht Oberflächlichkeit und hat schon gar nichts zu tun mit Grundsatzlosigkeit. Es hat etwas zu tun mit dem Geist des Zulassens und mit dem Geist des Ermöglichens.
Es ist ein Land, wo dem Heiligen Geist keine Richtung vorgegeben wird, wie und wo er wirken darf. Ein Land mit viel positivem Engagement der Christinnen und Christen und mit lebendigen Pfarrgemeinden.
Ich wünsche Dir auch die Kraft, viel Verständnis aufzubringen für die Vielfalt der Menschen unseres Landes, dass es Dir gelingt, wachsen und gedeihen zu lassen, denn wir sind ein guter Boden und haben ein gutes Klima, wo viel gedeihen kann. Oberösterreichs Kirche ist eine lebendige Kirche in vielen Bereichen, wie im Sozialen, Kultur, Bildung, Wissenschaft, etc.. Natürlich hat Deine neue Diözese fast doppelt so viele Katholikinnen und Katholiken wie Deine bisherige, aber der Vorteil ist, auf kleinerer Fläche. Strecken, wie von Reutte im Nordwesten von Tirol bis nach Lienz in Osttirol können wir Dir nicht bieten. Nicht einmal von Gosau bis nach St. Nikola ist es annähernd so weit. Und mit den Tiroler Bergen können wir auch nicht ganz mithalten, aber Dachstein und Traunstein oder der große Priel bieten auch beachtliche Bergerlebnisse. Ja, Oberösterreich ist ein Land der Vielfalt und vieler Besonderheiten. Hervorstreichen möchte ich noch die gut gelebte Ökumene, den ökumenischen Dialog. In Oberösterreich wird versöhnte Verschiedenheit gelebt, wofür ich auch als Landeshauptmann besonders dankbar bin. Dir ist das bekannt, Du bist ja in der Bischofskonferenz für die Ökumene zuständig.
Lieber Bischof Manfred, ich wünsche Dir von Herzen namens aller Landsleute alles Gute für Deine neue Aufgabe als unser neuer Diözesanbischof. Ich wünsche es Dir mit Deinen eigenen Worten. In Deinem Buch "Wider den kirchlichen Narzissmus" schreibst du als letzten Satz: "Auskunft im Glauben zu geben heißt, die Menschen mit Gott in Berührung zu bringen."
Das möge Dir immer wieder gelingen. Alles Gute und herzlich willkommen!
Download:
Ansprache von Dr. Josef Pühringer (doc) (pdf)
Sperrfrist: 17. Januar 2016, 17.00 Uhr
[Es gilt das gesprochene Wort.]