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So. 17.01.16

Ansprache Dr. Gerold Lehner

Superintendent der Evangelischen Kirche Oberösterreich
Superintendent Gerold Lehner

Sehr geehrte, liebe Schwestern und Brüder,

sehr geehrter, lieber Bischof Scheuer!

 

Wir leben in guten Zeiten.

Die ökumenische Verbundenheit der Kirchen, die immer stärker durchsichtig wird für die eine Kirche Christi, ist ein Grund zur Freude. So, wie auch in der Gestaltung dieser Feier der ökumenische Akzent bewusst gesetzt wurde.

 

Und doch, gerade weil so vieles sich zum Besseren gewendet hat, wird es auf uns ankommen, ob wir willens sind, die letzten Gräben zu beseitigen und uns gemeinsam um den Tisch des Herrn zu versammeln.

Keine Generation vor uns hat die Möglichkeit gehabt, diesen Schritt zu tun. Wir können ihn tun. Wir können ihn theologisch verantwortet tun. Aber wir müssen ihn auch wollen.

Diese Hoffnung lebt in mir und mit dieser Hoffnung grüße ich sie, verehrter Herr Bischof.

 

Wir leben aber auch in gefährdeten Zeiten. In Zeiten, in denen es darauf ankommen wird, dass wir nicht einfach mehr von demselben tun: in Kirche, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft.

Unsere Art zu leben bringt diese eine Welt an ihre Grenzen.


Anstelle des verzweifelten Versuches, diese Grenzen immer weiter hinauszuschieben, sollten wir lernen, mit Grenzen zu leben.
Unsere Tage sind eine Zeit, in welcher der Ruf zur Umkehr lauter wird und drängender.

Und der Ruf zur Umkehr beginnt im Hause Gottes.

 

Im Jänner des Jahres 404 hat Augustinus eine Predigt an seine Gemeinde so begonnen:
"Zu welcher Hoffnung der Herr uns berufen hat, was wir mit uns herumtragen, was wir ertragen, wonach wir uns sehnen, das ist euch, Geliebte, ohne Zweifel wohlbekannt.
Wir tragen die Sterblichkeit an uns, wir ertragen Schwachheit, und wir erwarten Göttlichkeit. Denn Gott will uns nicht allein lebendig, sondern göttlich machen."

 

Diese Göttlichkeit ist aber gerade keine letzte Übersteigerung des Herrscherwahns des Menschen.
Diese Göttlichkeit ist paradoxerweise nichts anderes als der Weg der Inkarnation:

 

Nichts anderes als der Mut,
als Kinder Gottes,
Menschen zu werden,
der Mut, Gott und den Menschen zu dienen.
Auf diesem Weg der Nachfolge gemeinsam zu gehen,
gemeinsam zu lernen,
voneinander zu lernen,
einander beizustehen
uns aneinander zu freuen
und gemeinsam zu dienen,
darauf freuen wir uns von Herzen.

 

 

Download:

Ansprache von Dr. Gerold Lehner (doc) (pdf)

 

Sperrfrist: 17. Januar 2016, 17.00 Uhr 

[Es gilt das gesprochene Wort.]

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