Freitag 18. Oktober 2024

z.2 Geheimnis der Rose: Herstellung von Rosenweihrauch

 

Stehenbleiben, schauen, riechen, staunen! Intuition wird durch Forschung verdeutlicht: Rosenöl enthält über 350 verschiedene Substanzen! Diesen "flüchtigen" Schatz "einzufangen" und dem Kirchen-Weihrauch beizufügen, ist eine alte Tradtition der orthodoxen Christen.

 

Die Mitfeier byzantinischer Liturgie in der Abtei Niederaltaich war für den Gründer ein faszinierendes Erlebnis für alle Sinne. Der verwendete "Rosenweihrauch" zündete im Studenten den Wunsch, die Kunst seiner Herstellung zu erlernen. Hier wird als erstes das von ihm über viele Jahre (nach)entwickelte Rezept   (seine Duftfülle erwies sich als unerreich-

bar auf dem Weg der inzwischen üblichen synthetischen Duftöle).

1. Rezept zum Selbermachen von naturreinem Rosenweihrauch

    im Detail vorgestellt, mit Bildern (u. Tipps gegen Mißlingen).  Gefolgt vom:

2. Rezept mit Verwendung von Duftölen (einiges einfacher) ... zuletzt schwieriges:

3. Rezept: Weihrauchstäbchen selbst gemacht (Eigenentwicklung des Gründers).  

  Die zum Destillieren verwendeten Rosensorten

Hier in Leserichtung die abgebildeten Sorten: Rose de Resht, Rosa Gallica Officinalis (Apothekerrose), Rosa Damascena Trigintipetala (bulgarische Ölrose), im Garten vorgefundene, sehr fruchtig süße "Parfume", Rosa centifolia, und wieder die hauptsächlich verwendete bulgarische geerntet im Weitling (verlässliche Bezugsquelle dankend verlinkt!).

Die "De Resht" nimmt den zweiten Rang ein; später, falls ihr nicht Regen und Sternrußtau zusetzen, folgt auch die Centifolia (die Apothekerrose nur bei Bedarf, und nur, wenn die Blüten im Aufgehen sind).   

Echte destillierte Rosenöle erstarren auf jeden Fall unter 16,5 Grad, manche bereits unter 23,5 Grad (Das macht es erst möglich, mit kleinen Mengen zu hantieren, denn sonst würde zu viel an Gläsern und Pipetten haften bleiben). Genau deshalb sind sie nicht gut mit Weingeist zu verdünnen, weil bei kühlen Temperaturen erstarrende Bestandteile ausfallen. Reines Rosenöl riecht  intensiv süß, honig-nektarartig, so dass manche Unkundige es gar nicht als Rose erkennen. 

Zeitpunkt der Ernte möglichst früh: die Blüten sollen zwar offen sein, andererseits möglichst wenig Sonne bekommen haben. Wenn das Destillieren nicht sofort möglich, bzw. nicht genügend für einen Destilliervorgang (ca. 850 g.) beisammen ist: dicht gefüllt in hermetischen Kunststoffboxen einkühlen (ca. 5 Grad; die jüngern jeweils obenauf; bei Zeitproblemen sind sogar einige Tage überbrückbar, die untersten/ältesten sollen dann bei ca. 1,5 Grad sein). 

  Mit breitem Wiegenmesser schneiden

Auf Nudelbrett und darauf Kunststoff-Schneidbrett werden die Blüten mit einem großen Wiegenmesser (massiv, 26 cm breit) so weit zerkleinert, dass sie gut vom Dampf durchdringbar werden (nicht mehr sperrig, aber auch nicht  winzig geschnipselt). Für die Menge der hauptsächlich verwendeten 3 Sträucher passt die Destille Leonardo 3,6 Liter (Bezugsquelle), die das Kondenswasser direkt in die Flaschen (Sekt-Piccolos) leitet (an Kühlspiralen bliebe das wenige Öl hängen). Unter dem hochgestellten Dünsteinsatz wird bis Fingerbreite darunter mit destilliertem Wasser aufgefüllt. Dünsteinsatz aufklappen, Oberteil aufstecken und befüllen bis zum Halsansatz: sehr dicht aber nicht mit Gewalt drücken. Kühlteil aufsetzen und, sobald die Hitze den Hals erreicht, das Kühlwasser ausreichend laufen lassen.

Die Beschriftung der Flaschendeckel mit Kugleschreiberspitze ist empfohlen: 1.1, 1.2, 1.3;  2.1, 2.2, 2.3;  K.1, K.2, K.3 (evtl. auch Protokollführung der Durchgänge mit Datum und Besonderheiten, um Erfahrungen festzuhalten).

  Collage mit der Destille, Ergebnis und Resten

Die letzte der 3 Flaschen braucht nur gefüllt werden, soweit die volle Breite reicht.  Von den Durchgängen mit Blüten kein Ölhäutchen entfernen, denn diese braucht der folgende Schritt zur Bindung des Öls! Dieser verdichtende Schritt - "Kohobation" - muss als "Wasserphase" ohne Blüten ausgeführt werden! 

Start-Verdichtung: aus 9 Flaschen von 3 Blütendurchgängen 3 volle Flaschen destillieren (etwa bis 12 mm unter den Rand). 

Folgeverdichtungen: die 6 Flaschen aus 2 Durchgängen mit Blüten werden mit den 3 Flaschen von der letzen Wasserphase, von denen die Ölaugen entnommen wurden (oder eingefrorene Übertragsmenge des Vorjahres) zu 3 vollen Flaschen destilliert (12 mm frei lassen; fachlich ist das eine zyklische Wiedereinbringung des Rosenwassers=Hydrolates für größere Sättigung und damit für größeren Ertrag); Heißspülgänge der Flaschen mitdestillieren (siehe Tipp weiter unten). Die große Wasser-Restmenge aus dem Unterteil der Destille für spätere Blütenphasen aufbewahren. 

Erst diese verdichtende "Kohobation" lässt satte Ölaugen entstehen: die 3 vollen Flaschen mindestens einen halben Tag zimmerwarm stehen lassen und dann in den Kühlschrank stellen. Nach dem völligen Erstarren der Ölaugen neigt man die Flaschen etwas, hebt mit dem Bogen einer auseinander-geklappten Büroklammer das Auge heraus und gibt es rasch in das Weithals-Sammelschraubglas und kühlt dieses jeweils wieder ein (8 x 8 x 8 cm Glas fasst die Endzubereitung mit Weihrauchpulver mit der Summe von 2 ml Rosenöl  - siehe weiter unten).  Bei nicht täglichem Destillieren auch die Flaschen von den Blütendurchgängen  einkühlen. 

Tipp, damit sich bei der wiederholten Verwendung an den Flaschenwänden nicht zu viel Öl anlegt: nach Ausgießen der 9 Flaschen diese jeweils 4 cm hoch heißem Wasser aus dem Wasserkocher füllen (Trichter) und fest verschlossen verschütteln, Inhalt mitdestillieren. 

Das Erbebnis nach trocknen und schneiden  Das Farbenspiel der Blüte zieht Hummeln an

Rohen Weihrauch (rohen Olibanum Eritrea, ÖAB /DAB Qualtität) tiefgefrieren  und dann mit einem  Nussmahlgerät mahlen (System: schnell rotierende  Messer, kein Walzensystem!) Noch im Gerät vollständig aufwärmen lassen: d.h. gegen Kondesfeuchte geschützt. Dann große Teile wegsieben und das Pulver in ein Schraubglas füllen. Wenn der Weihrauch bei späterer Entnahme zusammenklumpt, mit spitzem Messer Stücke lösen und mit einer bloßen  Bierflasche auf Schneidbrett feinwalken/reiben.      

 

Nun das Rezept zum Zubereiten für 2ml Rosenöl in 70 g Weihrauchpulver:

Das Ölsammel-Schraubgefäß aus dem Kühlschrank auf Zimmertemperatur bzw. Handwärme bringen (Öl verflüssigen), 1-2 gehäufte  Esslöffel des errechneten Weihrauchpulvers (auch zimmerwarm) mit Teelöffel so ans Öl von Boden u. Wänden drücken, dass das Öl aufsaugt und verteilt wird; schrittweise das ganze Pulver zugeben - immer gut mit Löffelandruck an Wänden abreiben. Am Schluss 29 ml destilliertes Wasser einträufeln und an die 3 Monate bei Zimmertemperatur reifen (d.h. von selbst durchdringen u. reagieren) lassen: eher warm, aber nicht an der Sonne. Dann das Glas im Wasserbad auf 50 Grad durcherwärmen und die abgesetzten festen u. flüssigen Anteile verrühren. Glas aus Wasserbad nehmen und etwas abkühlen lassen (auf 40 Grad). Den Inhalt auf eine Dauer-Backfolie (wellt nicht), zu etwa einem Rechteck ausfließen lassen bzw. verstreichen (ca. 3,5 mm hoch). Einige Tage luftig trocknen bis es - nicht nur an den Rändern - gut von der Folie ablösbar ist. Eventuell nach Ablösen wenden und auch die andere Seite noch weiter  trocknen lassen. Dann in Streifen schneiden und diese dann in Stücke. Mit ausreichend Magnesiumoxyd-Pulver verschüttelt (Trennpulver) im dichten Schraubglas einlagern. 

  eine spannende Begebenheit und die Reaktion Jesu auf die 'Verschwendung'

Es ist durchaus aufwendig, selber den Rosen ihr Geheimnis "zu entlocken" und haltbar zu machenDie alternative Empfehlung lautet: 

kaufen Sie sich aus verlässlicher Quelle 1 ml naturreines destilliertes Rosenöl 

(Empfehlung: bulgarische Trigintipetala) und bereiten Sie es selber nach Beschreibung mit 35 g Weihrauchpulver zu. Der Kaufpreis für 1 ml entspricht etwa 

dem Kostenaufwand der Eigendestillation (Strom,  Kühlwasser incl. Kanalgebühr etc.).  

 

Nun noch kritische Fragen zum vielfach angebotenen "Rosenweihrauch": 

35 g Weihrauch brauchen rund 1 ml Rosenöl. 

- Was kostet 1 ml naturreines destilliertes Rosenöl mindestens?

- Wie wenig kosten 35 g des fallweise "mit echtem Rosenöl" angebotenen Rosenweihrauches (inklusive weiterer Rohstoffe und der Arbeitszeit!)? 

Die Schlüsse aus dieser Ungereimtheit können Liebhaber/innen von Rosenweihrauch selber ziehen und dem "Geheimnis der Rose" den Vorzug geben. Das Problem sind aber irreführende Bezeichnungen (selbst in "heiligen Hallen") und nicht die Produkte selber, denn: 

 

Hochwertige Kreationen von synthetischen Parfümölen für Räucherwerk brauchen nicht geringgeschätzt werden: Dafür sind spezielle Parfümerie-Entwicklungen mit hitzestabiler Duftwirkung erforderlich (für orthodoxen Weihrauch oder Weihrauchstäbchen asiatischer Tradition). Viele natürliche ätherische Öle riechen auf Glut schlecht oder ungünstig verändert*!

 

2. Ein einfaches Rezept für Weihrauch mit Parfümölen auch hierfür (ohne das für das naturreine Rosenöl erforderliche "Hineinreifen"):

15 g Weihrauchpulver mit 0,8 g Gummi Arabicum Pulver gut trocken vermischen. Dieses Gemisch mit im Schnitt ** (zwischen 0,43 ml und) 0,65 ml Duftöl verreiben (Dosierung mittels 2 ml Spritze mit 0,1 oder noch feinere Skala; dicke Kanülle), 5 ml Wasser dazugeben. Das "Teiglaibchen" einige Stunden rasten lassen (gegen Antrocknen geschützt!). Dann auf nichtsaugendem Brett - mit Magnesiumoxydpulver bestäubt - zu Würstchen rollen und diese zu Körnern schneiden und weiter trocknen lassen. Mit Trennpulver verschüttelt in Schraubgläschen aufbewahren. Aber auch danach wirkt eine weitere Reifezeit positiv.

* Sinnvoll sind Tests der AufGlut-Tauglichkeit mit kleineren Mengen (bzw. im Schellverfahren: anparfümiertes Weihrauchpulver auf Alufolie über Kerze verdampfen)!

** Auch die Menge des Parfümöls  braucht Justierung! "Duftöle" sind oft verdünnte "Parfümöle", andererseits wirken manche überstark!

 

3. Rezept: Weihrauchstäbchen selbst gemacht. BILDER: siehe Art. 2 - 4. Bilderreihe  und auf Art. 4 erstes Bild.   Der Vorteil dieser asiatischen Form ist:

+ niedrigere Verdampfungstemperatur: die natürlichen oder synthetischen Öle (Essenzen),

die man aufpinseln kann, bleiben stabiler im Geruch.

+ sie glühen/rauchen von selber und sind auch gut unterbrechbar.

Allerdings ist die Herstellung handwerklich ziemlich heikel, deshalb wird das Verfahren wird

hier nur kurz umrissen. Der Gründer der Stephanusrunde hat es bereits in seiner

Studienzeit aus seiner Begeisterung für die indische Duftkultur entwickelt (Anregungen

u.a. aus einem deutschen "Hauslexikon der Gesundheitslehre" aus dem Jahr 1893).

Bamusstäbchen spalten/schneiden: (faserparallel, sonst schiefert es bei Tunken aus!)

19 cm lang, möglichst exakt gespalten auf ca. 1,3 mm x 1,3 mm. Glasige Außenschicht

u. zu weiche Innenzone nicht verwenden. Dünnblattiges Messer erforderlich

 (Schinkenmesser. Dickes bzw. Hobel krümmt die Stäbchen zu viel, das macht dann

beim Tunken, Trocknen, Rollen grobe Probleme).

(Bambus: günstige Ausschussware aus dem Baumarkt: aus sehr dicken Rohren mit weit

aufgesprungenen Rissen ... speziell nach der Winterkälte).

In Kohlebrei tunken (Menge: Verbrauchsdifferenz v. 100 Stäbchen):

Die ersten beiden Bestandteile gut trocken vermischen: 24 g Fein vermahlene und

gesiebte Holzkohle (Weichholz) mit 5 g Gummi Arabicum (pulverisiert). Dann maximal

50 g Mineralwasser bis zur richtigen, zu testenden Konsistenz zugeben.

In Reagenzglas füllen, in das vorher ein Bambusplättchen adaptiert wurde (ca. 1,5 mm

dick, Breite: 1/2 des Röhrchendurchmessers, Länge: oben herausragend) zum heraus-

führenden An/Abstreifen nach Eintauchen. Nach erstem Durchgang bestens trocknen

lassen. Der 2. Durchgang reicht meist. Zum Aufstecken bewährt: Steckschwamm in ca.

2 cm hohe Platten geteilt, mit Alufolie ummantelt).

Weihrauch mahlen siehe oben.

Mit Weihrauchpulver panieren: (ca. 29 g Verbrauch für etwa 100 Stäbchen und:)

Stunden davor in 18 (max. 21) ml/g gewärmtem Wasser 8 g Gummi Arabicum pulv.

einsickern lassen. Nach vollständiger Auflösung ist der nächste heikle Arbeitsgang:

die Stäbchen stets drehend, insgesamt vom Griffende oben nach unten arbeitend

mit dünner(!) Schicht als "kleistrigem" Film vollständig(!) bedecken (richtige

Beleuchtung ist für "Glanzbeobachtung" wichtig!) und in Weihrauchpulver rollen

 (Holzschneidbrett groß genug für Pulverandruck-/Eindeck zone u. näher bei

sich separate Fixierzone)

Duftgestaltung: die durchgetrockneten Stäbchen bepinseln: mit Tinctura Benzoes

ODER mit Essenzen (natürlich od. künstlich wie im Rezept 2).

Hermetisch aufbewahren (mehrere verschließbare Reagenzgläser mit wenig Luftraum;

oder nur nach Bedarf jeweils frisch herstellen; Hinweis: Rest von aufgelöstem Gummi

Arabicum nicht einfrieren! Verliert seine Klebekraft!).  

Stephanusrunde
https://www.dioezese-linz.at/
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