Sind Frauen die Verliererinnen der Corona-Krise?
Krise als Chance für Wandel nützen
Fast scheint es so zu sein. Der Zwischenbefund in dieser Krise, welche noch lange nicht vorbei ist, lässt dies vermuten!
Frauen sind von der Krise überproportional betroffen: Einmal, weil zwei Drittel der Beschäftigten in den systemrelevanten Berufen Frauen sind und zum anderen, weil Frauen ihre Familien mit ihrer Care-Arbeit durch die Krise brachten.
Dass Frauen die Krisenmeisterinnen sind, zeigt sich unter anderem darin, dass vor allem Frauen ihre Arbeitszeit auf Grund von Corona auf eigenem Wunsch hin reduzierten und erst gar nicht in Kurzarbeit gingen. Frauen schulterten die Herausforderungen des Corona-Alltagsleben, was folgendes bedeutete: Gleichzeitigkeit von Home-Office und Home-Schooling, Betreuung und Pflege der alten Generation und dabei nicht auf die eigenen Bedürfnisse zu vergessen.
Frauen übernahmen die Sorge für andere, nicht nur in der Familie, sondern auch in unseren Gemeinschaften durch Zuwendung und Mitgefühl und viele Aufgaben der Nachbarschaftshilfe. In den Pfarrgemeinden und auf diözesaner Ebene waren und sind es Frauen, die Menschen spirituell versorgen: In der Feier von Hauskirche, in pastoralen Telefongesprächen, durch die Angebote digitaler liturgischer Feiern.
Die Corona-Krise verstärkt die Krisen, in denen wir uns grundsätzlich befinden und richtet ein Brennglas auf das, was in Gesellschaft und Kirche nicht rund läuft.
In der Gesellschaft zeigt sich die Krise im Erziehungs- und Gesundheitsbereich, in sozialer Arbeit und im Familienalltag. Es herrscht ein Mangel an finanziellen Ressourcen, an Personen und Fachkräften und an Zeit.
In der Kirche zeigt sich die Krise in anderer Weise. Der Reichtum an Frauen, welche Kirche leben und gestalten, wird sichtbar. Das kirchliche Leben ist geprägt von Frauen, die sich einsetzen und Kirche gestalten – so, dass sie durch ihr Handeln der Krise entgegenwirken. Es wird durch Corona nochmals deutlich, dass eine priesterzentrierte Kirche die pastoralen Aufgaben nicht bewältigen kann. Es gibt einen Mangel an Priestern, aber eine größere Anzahl von Priestern würde die Krise nicht lösen. Es sind die vielen Charismen und Dienste insbesondere von Frauen, die selbstlos eingesetzt und verschenkt das Christsein erfahrbar und spürbar machen.
Die Krise in der Gesellschaft kann eine Chance sein, wenn die Gelegenheit genutzt wird, unsere Gesundheits-, Sozial- und Wohlfahrtssysteme und somit die Gesamtheit der Sorgearbeit gesellschaftlich solidarischer zu organisieren und zu finanzieren. Dazu ist es notwendig, die stereotypen Geschlechterrollen aufzubrechen: nicht mehr und nicht weniger.
Und in der Kirche? Da gilt das Gleiche!
Wenn Frauen am Ende nicht zu den Verliererinnen zählen, haben wir die Corona-Krise als Chance zum Wandel von Kirche und Gesellschaft genützt.