Behimmelt!
Ich stehe hier unter dem Katharinentor, durch das bunte Kirchenfenster bescheint mich ein Lichtstrahl und es erfasst mich ein durchdringendes, prickelndes Glücksgefühl.
Ich fühle mich behimmelt, ins Licht gerückt, im Spot und gleichzeitig ummantelt, behütet und geborgen.
Mein Urvertrauen in Gott kann ich deutlich spüren. Es erinnert mich an Situationen in meinem Leben, wo ich mit meiner Energie am Ende war und plötzlich eine Urkraft in mir wuchs. Eine Kraft, die mich augenblicklich tief erfasst hat.
Mir kommt die Geschichte mit den Fußspuren in den Sinn. Gott spricht: „Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie alleinlassen, erst recht nicht in Nöten und in Schwierigkeiten. Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen.“
In meinem Leben hatte ich das Glück, solche Momente ganz tief in mir zu spüren. Es sind meine Gotteserfahrungen, die mir geschenkt wurden. Gotteserfahrungen, die mich in meinem Glauben gestärkt haben. Andererseits hat erst mein Glaube diese Gotteserfahrungen ermöglicht.
Die Bibel ist voll von diesen Erfahrungen. Gott ist den Israeliten beigestanden und hat ihnen verheißen: „Ich bin der ICH bin DA.
Ich kann göttliche Momente in meinem alltäglichen Leben erfahren. So wie viele, finde ich sie in der Natur, in zwischenmenschlichen Beziehungen oder in einem inneren Zustand der Ruhe und des Friedens.
Gotteserfahrung ist für mich vor allem eine Selbstvergessenheit. Wir alle erinnern uns an den Zustand, wenn wir Kinder im versunkenen Spielen beobachten.
Wenn ich so unter dem Tor stehen, golden ummantelt und vom Licht angeschienen, bin ich ganz im Zentrum und im Mittelpunkt.
Unsere größte Angst ist nicht, unzulänglich zu sein. Es sind nicht die Fehler und Schwächen. Unsere größte Angst ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, so schreibt auch Nelsen Mandela.
Wenn wir unser Licht strahlen lassen, geben wir damit unbewusst auch anderen die Erlaubnis, es auch zu tun. (Marianne Williamson)
Gestärkt können wir aus dem Katharinentor treten, so wie die Namensgeberin Katharina von Siena, gestärkt in ihrem Glauben, auf die Welt zugegangen ist.
Katharina ist schon als Kind durch ihre mystische Beziehung zu Gott aufgefallen. Als Ordensfrau war ihr Meditation besonders wichtig, immer auch verbunden mit caritativer Hilfsbereitschaft und Sorge um die Kirche und Gesellschaft.
Katharina lebte im 14. Jhd. IN dieser Zeit wütete die Pest, der Antisemitismus kam auf und in der Kirche herrschte dringender Reformbedarf. Besonders bemerkenswert war ihr enormer Mut, sich mit flammenden Appellen an Politiker und Kleriker zu wenden und Reformen und einzumahnen.
Ihr Einsatz und Einfluss waren für eine Frau ihrer Zeit außergewöhnlich. Sie hat kritisch und spirituell denkend, Druck auf die Mächtigen ihrer Zeit ausgedruckt und damit etwas gebogen und in Bewegung gebracht.
Im Kunstwerk von Patricia Karg wird aus der starren Säule ein Tor. Wie ein großes Schlüsselloch öffnet sich Neues.
Viele Frauen sehen in der Heiligen Katharina eine Identifikationsfigur, Prophetin und Wegbegleiterin.
Wenn unsere katholische Kirche glaubwürdig und zukunftsfähig sein will, dann ist es unaufschiebbar wichtig, Frauen in Amtsstrukturen miteinzubeziehen.
Der Durchgang durchs Tor soll stärkend sein und uns ermutigen, lebendig und gestärkt ins Leben hinauszugehen und unseren Beitrag in der Kirche und Gesellschaft zu leisten.
Mit viel Freude und Zuversicht leiste ich meinen Beitrag im katholischen Familienverband und als Fachbegleiterin für Hauptamtliche in der Jugendarbeit.