Höhen und Tiefen
Stille
Ruhe
Schweigen
In mich gehen
Aus mir herausgehen
Hineingehen
In meine Dunkelheit
In meine Zweifel
In meine Trauer
Meiner Hoffnung
Meiner Sehnsucht
Meinen Beziehungen
Nachspüren
Nachschauen
Nachgehen
Zeit haben
Zeit nehmen
Zeit bekommen
Dieser Ort hier – das Modell der Eremitenstube – erinnert an die Eremitage im Domturm in 68 m Höhe. Hubert Nitsch hat dieses Projekt als Rückzugsraum mitten in der Stadt für Linz09 entwickelt, die Diözese und das Team des Mariendoms haben es möglich gemacht, dass dieses Projekt verwirklicht wurde – und seither mit einigen Unterbrechungen stattfindet. Ich durfte es als erste Probe-Turmeremitin im November 2008 ausprobieren.
Menschen können sich hier für eine Woche zurückziehen. Sie leben als Eremit:in eine Woche im Herzen der Stadt, hoch oben, über ihr. Der Rückzug ermöglicht den Blick nach Innen und nach Außen, die Anbindung an den Mariendom macht auch die Verwurzelung im christlichen Kontext sichtbar. Wer sind wir, wofür stehen wir und wofür stehen wir ein – Fragen für die im Alltag oft kein Platz mehr bleibt. Das Leben rinnt uns zwischen den Fingern davon, die Tage vergehen. Was brennt sich ein? Was gibt uns Halt?
– Das Christentum bietet ein Gegenüber an, ein DU, auf das wir uns ein- und verlassen können. Dieses DU wirkt heute wie aus der Zeit gefallen. Was bedeutet es für mich? Dieses DU kann befreien aus dem Kreisen um uns selbst. Die Selbstoptimierung hat ein Ende. Wir müssen uns nicht selbst erlösen, wir sind schon erlöst.
Orte wie die Eremitage erinnern uns daran, dass wir mehr sind als Arbeits- und Nutztiere: wir brauchen die Höhen, die Tiefen des Lebens, die Niederungen des Alltags, die Verwurzelung und die Freiheit, den Weitblick und den Rückzug – und das ganze Menschsein dazwischen.