Frau aus Glas!
Eigentlich sagen mir Glasfenster nichts, ich habe keinen Faible für solche Kunstobjekte. Aber die Broschüre: „LICHT.SCHATTEN.DASEIN. Frauenbilder im Linzer Mariendom“ zeigte mir eine weibliche Perspektive auf den Mariendom. Ein Glasfenster wurde mir besonders wichtig, es zeigt die 24-jährige Maria Reisetbauer im Versehgang-Fenster, gleich links, wenn man von der Baumbachstraße in den Dom geht.
Maria Reisetbauer wird mit einem Mann dargestellt, der aber nicht ihr Mann war, sie knien beide nieder, denn die Kommunion wird zum sterbenden Bischof Rudigier gebracht („November 1884“), so zeigt es das Fenster.
„Maria war vom „Lindmayrgut in Hörsching und wurde am 24.11.1860 geboren“. Ihre Ausstrahlung wirkt auf mich fromm und hingebungsvoll gegenüber dem Heiligen und der Kirche. Wesentlich erscheint mir, dass sie klug und ehrgeizig genug gewesen sein muss, sich eine Position zu erarbeiten. So war Maria Reisetbauer „Wirtschafterin im Linzer Priesterseminar“. Als „Wirtschafterin konnte man bis zu 80 Gulden im Jahr verdienen, dies war wesentlich mehr als Küchenmagd“. Sie hatte es geschafft eine geschätzte Position als Frau zu erreichen, ein sehr gutes Gehalt zu bekommen und ihren Glauben hingebungsvoll zu leben.
Die Frau aus Glas löst in mir eine Frage aus, die bis heute für mich bleibt: Wie können wir hingebungsvoll unsere Werte und Ideale leben und gleichzeitig gut bezahlt werden?
Es sind die zwei Pole, die uns Menschen ausmachen: Hingabe für eine Aufgabe und die eigenen Ideale, aber gleichzeitig auch die Sorge um das alltägliche Leben, zu dem das Geldverdienen gehört. Maria Reisetbauer steht für mich für eine gelungene Kombination aus diesen beiden Polen.
Wie geht es Ihnen, wie geht es dir mit diesen Polen?
Ich habe die Hingabe für eine Aufgabe lange Zeit auch im ehrenamtlichen Bereich erlebt: ….
Geldverdienen bedeutet für mich …
(Alle Zitate von Heidemarie Böhm: „Der Bischof und die fromme Frau“, aus LICHT.SCHATTEN.DASEIN. Frauenbilder im Linzer Mariendom.)