Tansania und WODSTA
Wandel wagen!
Gemeinsam für eine Zukunft aus eigener Kraft
Die Erde steht unter Stress. Trotz nie dagewesener technologischer Entwicklungen und materieller Reichtümer sind wir heute mit einer Reihe von Krisen konfrontiert. Umweltzerstörung und Klimawandel stellen eine ernsthafte Bedrohung für das Leben auf unserem Planeten dar. Zugleich erleben wir weltweit weiterhin skandalöse Ungleichheiten. Selbst in wohlhabenden Ländern, leiden immer mehr Menschen unter Konkurrenz, Abstiegsängsten und Leistungsdruck. Und auch unsere politischen Systeme stecken in der Krise. Viele Menschen fühlen sich von den Regierenden nicht repräsentiert und haben den Glauben, ihre Gesellschaft mitgestalten zu können verloren.
Frauen sind von dieser Vielfachkrise besonders betroffen. Sie leisten einen Großteil der unbezahlten Arbeit und tragen in vielen Haushalten die Verantwortung für das Überleben der Familie. Trotzdem verfügen sie über deutlich weniger Einkommen und Entscheidungsmacht als Männer. Aufgrund dieser strukturellen Benachteiligung sind Frauen auch in Krisenfällen oft die ersten die Opfer bringen müssen.
Diese Probleme lassen sich nicht getrennt voneinander lösen. Sie alle hängen mit der Grundorientierung unseres gegenwärtigen Gesellschaftssystems zusammen – eines Systems, das nur die Logik von Profit und Wachstum kennt. Wollen wir die Vision eines guten Lebens für alle Menschen Wirklichkeit werden lassen, brauchen wir daher einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel – hin zu einem System, das auf Genügsamkeit, Kooperation und Solidarität beruht, statt auf Wachstum, Konkurrenz und Ausbeutung.
Zahlreiche Initiativen erproben bereits heute diesen Wandel. Wir finden sie in indigenen Gruppen, die ihr Land gemeinschaftlich besitzen und bearbeiten, bei Kleinbäuer*innen, die nicht für Geld, sondern die Bedürfnisse ihrer Gemeinschaft produzieren, aber auch in Foodcoops und anderen Netzwerken, die hierzulande solidarische und nachhaltige Alternativen aufbauen. Lassen Sie uns von diesen Initiativen lernen, lassen Sie uns den Wandel wagen!
(Quelle: http://www.teilen.at/fft/de/themen/wandelwagen)
WODSTA in Tansania wagt den Wandel und verändert Leben!
In Tansania betreiben Frauen mit dem Bau von Energiesparöfen nicht nur Umweltschutz, sie erarbeiten sich auch echte Unabhängigkeit. WODSTA – eine Frauenorganisation, die Entwicklung, Forschung und Technologien fördert und von der kfb unterstützt wird – bildet sie aus und befördert auf diese Weise nachhaltigen Wandel.
Jeden Tag geht Rehema Onesma-Chale gleich nach dem Frühstück in ihre Werkstatt, um kleine Energiesparöfen zu bauen. Die 44-Jährige lebt in Imbaseni, einem Dorf in der Nähe von Arusha im Nordosten Tansanias. So wie sie wohnen fast drei Viertel der tansanischen Gesamtbevölkerung in ländlichen Gebieten. Doch nur vier Prozent von ihnen haben Zugang zu Elektrizität.
Da die Energieversorgung unzuverlässig ist, kochen die meisten Familien auf offenem Feuer mithilfe von Holz, Kerosin- und Holzkohlekochern. Der Energieverbrauch und die Kosten für die Haushalte sind immens. Auch die Umwelt leidet, weil für das Feuerholz umliegende Wälder gerodet werden. Zudem schadet die Rauchentwicklung massiv der Gesundheit, vor allem von Frauen und Kindern. Denn sie sind in Tansania für das Holzsammeln und Kochen zuständig.
Technologien aus lokalen Materialien geben Anstoß zum Wandel
Genau hier setzt die kfb-Partner*innen-Organisation „Women Development for Science and Technology Association“ (WODSTA) an. Seit 2012 fördert sie erneuerbare Energien und energiesparende Technologien aus lokalen Ressourcen. Frauen spielen dabei eine Schlüsselrolle: Sie werden ausgebildet, Energiesparöfen aus Zement und Lehmziegel sowie Biogasanlagen und Solartrockner zum Gemüsetrocknen herzustellen. Zusätzlich lernen sie Briketts aus Altpapier, Kohle und Lehm zu erzeugen sowie Warmhaltekörbe zu bauen. Über den Verkauf dieser Produkte erwirtschaften sie ein eigenes Einkommen und verbessern durch ihren Expertinnen-Status ihre soziale Stellung. Denn die Frauen sind auch als Trainerinnen im Einsatz, bilden andere aus und sensibilisieren Kinder an Schulen für den Klimawandel und Umweltschutz. Darüber hinaus animieren sie Lokalregierungen, durch Gesetze und Regulierungen den Erhalt der Umwelt zu fördern und energiesparende Lösungen zu etablieren.
Die kfb unterstützt WODSTA seit 2012. Seither wurden Frauen aus sechs Dörfern ausgebildet, die nun die Technologien selbst produzieren und gewinnbringend verkaufen. So auch Rehema Onesmo-Chale: Sie verdient damit ihren Lebensunterhalt und versorgt den Haushalt. Früher war ihr das nicht möglich. Rehema backte und verkaufte Maandazi, ein afrikanisches Süßgebäck. In der Nacht bereitete sie den Teig vor, tagsüber stand sie am Herd. Gut leben konnte sie davon nicht. Heute aber nimmt sie mit dem Verkauf von 30 bis 40 Öfen umgerechnet 170 bis 290 Euro im Monat ein. Zusätzlich erzeugt sie Heizbriketts. „Ich weiche Papier von alten Schulbüchern oder Zeitungen in Wasser ein, stampfe es ein. Hat jemand Kohle zum Heizen verwendet, mische ich die Asche bei und forme daraus Briketts“, sagt die zweifache Mutter.
Als Rehema zu Hause ihren ersten selbst gebauten Energiesparofen aufstellte, überzeugten sich die anderen Dorfbewohner*innen von den Vorteilen. Etwa Lucina Charles erinnert sich nur zu gut an die alten, qualmenden Feuerstellen: „Die verbrauchten sehr viel Brennholz. Das
Essen verbrannte schnell und der Rauch war schlimm. Sehr viele Frauen und Kinder erkrankten dadurch an chronischer Bronchitis. Für die Energiesparöfen benötige ich nur wenig Holz und kann nebenbei andere Aufgaben erledigen“, erzählt die 56-Jährige. Auch Lucina betreibt mittlerweile ihr eigenes Geschäft. Sie setzt außerdem Bäume an und verkauft sie den Nachbardörfern, damit die umliegenden Wälder, die für Brennholz gerodet wurden, wieder nachwachsen.
Wenn Wandel zum Lauffeuer wird
Heute unterrichtet Lucina Charles andere Frauen. Ihr Motto: „Jede Teilnehmerin soll einen Schritt hin zur Selbstständigkeit machen können.“ Auch Rehema Onesmo-Chale möchte helfen, Umwelt- und Lebensbedingungen zu verbessern. Sie will Menschen ausbilden und andere Regionen erreichen. „WODSTA hat mein Leben verändert. Ich bin so dankbar dafür. Deshalb möchte ich mein Wissen weitergeben. Jeder hat ein Recht auf ein gutes Leben.“ Vor kurzem wurde Rehema sogar von einem tansanischen Institut für Forstwirtschaftslehre eingeladen, zu unterrichten. Den Mut, in der Öffentlichkeit zu sprechen, haben sich die beiden Frauen schrittweise angeeignet. Das ist erklärtes Ziel von WODSTA. „Ich möchte sie ermächtigt und stolz sehen. Dass sie ihre eigenen Entscheidungen treffen. Dass sie Anführerinnen werden und keine Angst haben, ihren Standpunkt zu vertreten“, sagt die Generalsekretärin Lyne Ukio.
(Quelle: http://www.teilen.at/fft/de/projekte/laender/tanzania/wodsta/article/2241.html)